Startseite > Literaturkritiken > Belletristik

Maarten 't Hart

In unnütz toller Wut

Als die attraktive, selbstbewusste Lotte Weeda eines Tages im holländischen Dorf Monward auftaucht, ahnt keiner der Dorfbewohner, was auf sie zukommt. Die schöne Lotte ist nämlich Fotografin und dabei, einen Fotoband mit den markantesten Gesichter der Einheimischen heraus zu bringen.

Natürlich wollen die Meisten unbedingt in dieses Buch und laufen ihr ständig über den Weg, um ja die Gelegenheit, berühmt zu werden, nicht zu verpassen. Andere ihrerseits sind skeptisch, zurückhaltend und misstrauisch. Sie wollen nicht ihr Gesicht mit einem Stück Papier teilen. Die Fotografin lässt sich aber nicht abblitzen und wirbelt das Dorfleben so richtig auf. Sie geht auf die Menschen zu, spricht sie an, redet mit ihnen und fotografiert sie. Nicht Schönheiten sind ihr Ziel, sondern wahre Charaktere, markante Gesichter, ungewöhnliche Ausdrücke eines geprägten Lebens interessieren sie.

Nachdem das Bildbuch, es heißt "Verschlusszeiten", erscheint, sind die Dorfbewohner nur kurze Zeit stolz und glücklich darüber. "Es verkauft sich wie geschnitten Brot". Denn dann müssen sie feststellen, dass die Abgebildeten einer nach dem anderen sterben. Freilich sind es überwiegend alte Menschen, die Lotte Weeda fotografiert hat. Aber muss das denn sein? Ist es eine Strafe, in dem Buch zu erscheinen? Oder Zufall? Vielleicht hat die Fotografin tiefer schauen und den Tod in den Gesichtern sehen können? Ist das ihr Geheimnis?

Beim neuen Hart findet der Leser ganz unterschiedliche Personen meisterhaft dargestellt. Da sind zum Beispiel die junge Malerin Molly, die männliche Aktzeichnungen macht, eine Schwarze, die vermutlich ein Transvestit ist, oder der komische Graf, der plötzlich behauptet, nicht der leibliche Vater seiner Kinder zu sein, und ein Tier Namens Scheltopusik, nie gehört? Und der Ich-Erzähler, ein Biologe, der über die scheinbar mysteriösen Vorgänge in Monward aus seiner Sicht berichtet.

Viele Themen werden in diesem Roman aufgegriffen: Liebe, Krankheit, Sehnsucht und Tod. Auch die Liebe des Autors zur Natur und zur Musik ist zu spüren. Eindeutige Antworten aber bleiben aus. Da kann und muss der Leser seine eigene Fantasie spielen lassen.

Das Buch ist ironisch und in guter Sprache geschrieben. Der Schriftsteller hat den Übersetzer gewechselt. Es bietet gute Unterhaltung, ist aber auch rätselhaft und ein wenig düster. Eben ein neuer Hart in "unnütz toller Wut"!

Ludmila Hück
3 *** bis 4 ****


jetzt bestellen bei amazon.de | Maarten 't Hart bei amazon.de

^


© 2005 Ludmila Hück, Harald Kloth
alle Rechte bei den Autoren

http://www.how2find.de/inunnuetztollerwut.htm