Immer mehr Krimis mit Lokalkolorit überschwemmen derzeit den deutschen Buchmarkt, leider überwiegt hier die Quantität, die Qualität leidet. Um so bemerkenswerter ist es daher, dass die gebürtige Schwedin JuttaStina Strauss mit ihrem Debütroman Koks und Kosakenkaffee eine der wenigen, gelungenen Ausnahmen vorgelegt hat! Vielleicht rührt es ja eben genau daher, dass sie als Nicht-Saarländerin die urigen Eigenheiten ihrer Landsleute mit einem gewissen Abstand, dafür aber ganz genau studieren konnte und diese auch noch mit der allen Schweden so eigenen, typisch trockenen und leicht süffisanten Betrachtungsweise zu Papier bringt.
Der flotte Plot spielt wie schon gesagt im Saarland, genauer gesagt in Saarbrücken. An den Ufern der Saar, gleich neben einem Ruderclub wir die Leiche einer jungen Frau gefunden; diese kann weder identifiziert werden, noch gibt es irgendwelche anderen Hinweise. Nur eines steht fest: sie hatte Kontakt zum Drogenmilieu.
Zur selben Zeit kämpfen die beiden betagten Freundinnen Cäcilia und Josefine mit den Tücken von Marzipanleckereien; das „Backaroma“, das Josefine bei ihrem Enkel Michael gefunden und sich ausgeborgt hat, verfeinert nicht nur das Marzipan, sondern beschert den beiden den Trip ihres Lebens. Michael scheint darüber jedenfalls nicht so erfreut zu sein und lauert den beiden auf dem Weg zur Kirche auf.
Kriminalhauptkommissar Philipp Guzzo und dessen schwerfälliger Assistent vom Landeskriminalamt in Saarbrücken haben so ihre Probleme mit diesem Fall und als die schwedische Frau des Kommissars, Svea auf der Autobahn dann auch noch von einem jungen Mann bedrängt wird, ihr sogar bis zu einer Tankstelle folgt, weiß Guzzo wieder einmal: der ganz normale Wahnsinn hat mal wieder Einzug in sein Leben gehalten ...
Dieser saarländische Regionalkrimi von JuttaStina Strauss hebt sich wie schon angedeutet wohltuend von den vielen, nur durchschnittlichen Werken dieses Genres ab. Meistens sind die Protagonisten und Orte austauschbar, hier nicht! Der Autorin stellt Land und Leute lebensnah und lebensecht dar, wenn auch nicht immer vorteilhaft. Sie salzt diese Story mit einer gehörigen Portion Sarkasmus, rührt ihren feinsinnigen, trockenen Humor wunderbar unter und serviert uns das ganze ironisch und selten überspitzt. Die schrulligen, eigentlich schon kauzigen Charaktere runden diesen Falle ganz besonders ab.
Besonders gut gefällt (wen wunderts, bei dem schwedischen Hintergrund der Autorin) das herrliche Kauderwelsche der Schwiegermutter des Kommissars; anfangs ungewohnt aber es würde uns doch sehr fehlen! In Koks und Kosakenkaffee ergänzen sich schrullige Charaktere, sarkastischer Humor und ein spannend aufgebauter Plot mit saarländischem Flair zu einem genialen Krimi!
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© 2008 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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