Kurt Wallander bleibt bereits seit einem Jahr dem Polizeidienst fern. Seit er in Notwehr einen Mann erschoss ist seine Welt aus den Fugen geraten. Alles was ihm blieb sind Alkoholexzesse, tagelange Strandspaziergänge und abgrundtiefe Selbstzweifel. In dieser depressiven, hoffnungslosen Phase beschließt er den Polizeidienst zu quittieren.
Plötzlich taucht ein alter Freund bei ihm auf; dessen Vater kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Doch der Sohn zweifelt an dieser offiziellen Version und bittet Wallander um Hilfe; dieser lehnt jedoch schroff ab. Kurz darauf wird sein Freund erschossen aufgefunden - es sieht wie eine Hinrichtung aus.
Diese Nachricht reißt Kommissar Kurt Wallander aus seiner Depression und er weiß: er ist es seinem ermordeten Freund schuldig die Suche nach dem Mörder aufzunehmen ...
In diesem drehbuchartig konstruierten Thriller stimmt nur wenig: die psychologische Zeichnung der einzelnen Charaktere, die man fast als liebevoll bezeichnen kann und die differenzierten Darstellungen des schwedischen Gesellschaftssystems. Zudem versteht es Mankell die Romanhelden menschlich darzustellen, er verleiht ihnen ausgeprägte Stärken und Schwächen; die Protagonisten sind keine fiktiven, heroisierte Wesen wie aus einer anderen Welt.
Leider kann der zwar flüssig zu lesende aber leider völlig spannungslose Plot nicht mit den Personendarstellungen mithalten; zu vorhersehbar entwickelt sich diese seichte, leicht durchschaubare Story. Viele wichtige Details eines wirklich guten Kriminalromans hätten der Vertiefung bedurft; diese werden jedoch als bereits bekannt vorausgesetzt, bleiben unausgesprochen oder werden schlichtweg übergangen. Völlig überflüssige und in Scharen auftretende meteorologische Darstellungen sind dem Autor wichtiger als profunde Ermittlungsergebnisse, die zudem völlig an den Haaren herbeigezogen sind.
Zum "krönenden" Abschluss gelingt es dem fast fünfzigjährigen, völlig übernächtigten und absolut unsportlichen Kommissar zwei durchtrainierte und ausgeruhte Profikiller zweimal hintereinander zu übertölpeln.
Jeder Kriminalroman lebt von der Intuition, der Reflexion der Protagonisten, von Zufällen in der Ermittlungsarbeit oder einem wie auch immer gearteten Indizienpuzzle; doch was hier dem Leser zugemutet wird entbehrt jeglicher Grundlage und gehört in das Reich der Fabel!
Immer wenn so etwas wie Spannung aufkommen könnte scheint Henning Mankell überfordert, er würgt sie geradezu ab. Die Handlung schlittert in immer unglaubwürdiger werdende Sphären und wirkt bis an die Schmerzgrenze unplausibel. So bleibt von diesem "Polizei-Roman" (denn als Krimi kann man dieses Buch wahrlich nicht bezeichnen) nur eine schwedische Gesellschaftsanalyse übrig.
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© 2003 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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