"Der neue Pinocchio" von Christine Nöstlinger und Nikolaus Heidelbach ist - um es gleich vorweg zu sagen - ein sehr komisches und spannendes Kinder- und Jugendbuch. Obwohl oder vielleicht auch gerade deswegen, weil Christine Nöstlinger das ursprüngliche Konzept der Geschichte um Pinocchio vollkommen verändert hat - zumindest was die Aussage der Geschichte betrifft. Während der ursprüngliche "Pinocchio" von Carlo Collodi ein sehr streng konservatives und belehrendes Kinderbuch ist, präsentiert uns Christine Nöstlinger einen zwar, wie in der Vorlage, genauso störrischen, naiven und tragischen Pinocchio, der auch fast alles mit dem ursprünglichen gemeinsam hat, aber sie läßt ihn diesmal in einem völlig anderen Licht erscheinen.
Während in der Originalvorlage Pinocchio der eigentlich "Schuldige" ist, so ist er in der neuen Version ein Spielball der Erwachsenen - also das Opfer einer Welt, die ihn nicht versteht.
Christine Nöstlinger präsentiert dies aber nicht in einem biederen und schwer zugänglichen Schreibstil, der belehrend wirken möchte, sondern ihr Erzählstil ist locker und für jedermann leicht verständlich (besonders natürlich für Kinder). Dinge, die vornehmlich phantastischer Natur sind, übersieht man somit leicht und nimmt sie einfach als gegeben hin. Die Diskrepanz Realität/Fiktion stört nicht weiter.
Ein besonderes Augenmerk sollte man auch auf die wunderschönen Zeichnungen von Nikolaus Heidelbach richten, der das Buch prächtig illustriert hat - teilweise genauso witzig wie Christine Nöstlinger geschrieben hat. Ohne die Zeichnungen hätte das Buch sicherlich nur die Hälfte des Charmes.
"Der neue Pinocchio" braucht sich vor dem "alten Pinocchio" nicht zu verstecken - ganz im Gegenteil. Es ist eine wirklich gelungene Nacherzählung eines alten und oft benutzen Stoffes.
Ab 5 bis 6 Jahre.
© 2003 Harald Kloth
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