Dieser neue Fall um den alles andere als zimperlichen Hauptwachtmeister Eberhard Mock hat seinen Schauplatz in und um Breslau, Hauptstadt der damaligen Wojewodschaft Schlesien. Man schreibt das Jahr 1923, die Epoche ist geprägt von Arbeitslosigkeit, Gewalt, Armut und einer Zeit des großen Wandels: der erste Weltkrieg ist knapp zu Ende, die Nachwehen des selbigen aber noch immer gewaltig, Schlesien gehört nicht mehr zu Österreich und das heutige polnische Wrozlaw ist noch sehr stark vom Deutschtum bzw. der ehemaligen k. u. k. Doppelmonarchie (Österreich-Ungarn) geprägt, als eine unheimliche Bruderschaft in der Gegend ihr Unwesen treibt. In diesen Bund werden nur skrupellose Mörder, gewissenlose Individuen, bestialische Menschen mit stählernen Nerven und eiserner Geduld aufgenommen. Von alledem ahnt der cholerische, gewalttätige und völlig abgestürzte Hauptwachtmeister Eberhard Mock nichts, als er eines Morgens nackt, sturzbesoffen und mit rosa Farbe beschmiert mitten in einem Wald erwacht bzw. zu sich kommt.
In rascher Folge werden kurz darauf mehrere brutale Morde begangen bei denen alles auf den mehr oder weniger korrupten, den Prostituierten der Stadt mehr als nur zugeneigten und sich meist selbst im Wege stehenden Alkoholiker Mock als Mörder hin deuten. Als selbst Kollegen und sein Chef, der lange die schützende Hand über ihn und seine Eskapaden hielt, von ihm abrücken wird der unsympathische Antiheld Eberhard Mock, Ermittler von der Breslauer Sittenpolizei vom erbarmungslosen, brutalen Jäger zum gnadenlos Gejagten.
Selten habe ich einen Thriller von solcher Intensität, Dramatik und Spannung in Händen gehalten. Marek Krajewski fängt sprachgewaltig die Atmosphäre dieser Stadt, dieser Zeit lebendig, virtuos und stilsicher ein. Die Bilder die er zu malen versteht sind düster, brutal und roh. Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zeichnet er gnadenlos, sexistisch und verdorben; die aus allen Fugen geratene Gesellschaft voller starrer sozialer Hierarchien scheint dem sicheren Untergang geweiht und diesem auch noch mit Freude entgegen taumeln zu wollen.
Der Autor erstellt in Pest in Breslau ein nur scheinbar groteskes Sittengemälde einer gnadenlosen Zeit, die voller Absurditäten und Abnormitäten zu strotzen scheint. Mit einem unglaublich spannenden, atmosphärisch stimmigen und absolut intensiven Kriminalfall drum herum hat dieser Kriminalroman wirklich alles, was ein Bestseller braucht!
Vorsicht: Das Krajewski-Fieber wird auch Sie befallen - garantiert!
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© 2009 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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