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Rimpler ist ein Ehemann und Vater, ein nicht mehr zeitgemäßer Polizist, ein Ritter vergangener Ideale, den der Alltag und der Zynismus unserer Zeit überholt haben. Erst als ihn eine Erkrankung aus seinem Element, als Hüter seiner Ordnung, herausreißt, beginnt er die Wirklichkeit und vor allem sich selbst zu sehen. Er wacht nach knapp dreißig Dienstjahren ohne sichtbare Verletzungen gelähmt auf. Monatelang kann er sein Zimmer nicht verlassen und lernt mit Hilfe seiner Frau langsam wieder gehen, doch seinen Dienst kann Rimpler nicht mehr versehen; er wird mit dem sortieren von Karteikarten im Polizeipräsidium "beschäftigt".
In dieser Zeit der Neuorientierung setzt der Roman ein. Es ist ein 177seitiger Monolog des seiner Vergangenheit erinnernden und erzählenden Rimpler. Seine einsame "Rede" führt er auf der Couch einer Psychiaterin, die als stumme Gesprächspartnerin seinen zwischen verschiedensten Erlebnissen und Angstträumen springenden Erinnerungen beiwohnt.
Nach und nach fügt sich für den Leser eine zusammenhängende Vorstellung von der Existenz Rimpler. Diese ist geprägt von seiner Ehe, opponierenden Kindern, noch grundsätzlicher jedoch von seinem Beruf, dem Dienst am Staat für Recht und Ordnung. Mit seinem Unglück zeigt es sich ihm, dass es in dem "Apparat Staat" keinen Platz für Opfer gibt! Seine Angstschübe aber auch großen Schuldgefühle geben ihn als ein noch umfassenderes Opfer zu erkennen - das seiner eigenen Täterschaft.
Der Autor versucht mit seinen sehr abgehackten und oft ins zusammenhanglose abdriftenden Sätzen und einer unrunden, unruhigen Sprache dem Atem und Rhythmus eines Menschen nachzuspüren, dem die Welt aus den Fugen geraten ist. Er zeigt ein sehr weitreichendes Verständnis für das Opfer wie den Täter Rimpler; dem Leser verwehrt er allerdings knallhart einen beruhigenden moralischen Standpunkt, so dass man Rimplers Leben nicht pauschal verurteilen aber auch nicht verdrängen kann.
Wo es keine einfachen Antworten gibt, haben die Fragen etwas Erschreckendes, "Rimpler" stellt solche Fragen, der Autor gibt keine Antworten ...
Fazit: Sehr zäher "Soziologiemonolog".
© 2003 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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