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Frank Bresching

Der Ruf der Eule

Thriller


Es ist ein Wagnis, ein Thema zu wählen, das den dünnen Grad zwischen Realität und Mystik, Wirklichkeit und Albtraum, zwischen jenseits und diesseits in Betracht zieht. Aber dem jungen Autor Frank Bresching ist es in seinem neuen Buch gut gelungen.

Die Hauptperson ist der 16-jährige Ich-Erzähler Alexander. Sein bisheriges Leben ist das Leben eines sorgenlosen Teenagers. Er besucht die Schule, geht seinen Hobbys nach und pflegt die Freundschaft mit Dominik. Als er neun Jahre alt war, starb sein Opa Georg, für Alex ein besonderer Mensch, warmherzig, gutmütig, mit stoischer Ruhe und ausgeprägter Gelassenheit. Er hat mit Alex viel Zeit verbracht, Geschichten erzählt und ihn sehr geliebt. Er fehlt Alex sehr und spirituell kommuniziert er mit seinem Opa.

Eines Tages kündigt ein Aushang in seiner Schule einen Schüleraustausch mit der Partnerstadt Cambridge an. Eine gute Sache. Die beiden Freunde fahren mit. Der erste Eindruck ist ganz positiv: Die Gastfamilie ist nett, Mutter Katrin ist freundlich, aber viel mit ihrer Arbeit beschäftigt, Marc sehr bemüht, absolut in Ordnung, aber ruhig und ein wenig reserviert, seine Zwillingsschwester Patricia ist hübsch, selbständig und auf den ersten Blick frech. Alex verliebt sich dann in sie.

Bald merkt Alex, dass irgendwas hier nicht stimmt. Das Haus und seine Bewohner sind irgendwie unheimlich. Von einer alten Nachbarin erfährt er, dass der Vater der Familie, William Taylor, unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist und es gar keine Beerdigung gab. Da erscheint in seinem Zimmer eines Nachts eine verdächtige Gestalt, ein Lotse, ein Lotse ins Jenseits? Und eine Eule bringt ihn aus dem Gleichgewicht. Da geht plötzlich eine Tür auf, wie von einer unsichtbaren Hand geführt. Da gibt es im Keller des Hauses seltsame Räume und Geräte. Alex ist irritiert, verängstigt, entsetzt und tief beunruhigt. Einerseits will er die Wahrheit herausfinden, andererseits fürchtet er um sein Leben. Ist das alles eine Warnung, eine unheimliche Illusion, oder spielen ihm seine Nerven einen Streich?

Nach kurzem Recherchieren im Internet weiß Alex sicher: Die Firma, in der William gearbeitet hat, beschäftigt sich mit der so genannten kryonischen Prozedur. Unmittelbar nach dem Ableben wird ein Leichnam in flüssigem Stickstoff konserviert, mit der Absicht nicht nur die Verwesung zu verhindern, sondern auch bald wieder belebt zu werden! Alex bekommt mit, dass Kathrin von dieser Idee absolut besessen ist und er, Alex, muss ihr dabei helfen, ihren gestorbenen Mann aus dem Jenseits zu holen. Ein irrer Gedanke, ein lebensgefährliches Vorhaben. Sie schickt Alex mit Hilfe einer Spritze in den Tod, ob sie ihn auch zurückholen kann? Es gibt dort zwar ein Treffen mit dem geliebten Opa, aber ...

Das Buch ist eine spannende Geschichte, mit einem interessanten Thema und einer guten Sprache, die ab der Mitte das Geschehene immer dichter erscheinen lässt, den Leser zum Weiterlesen animiert, für Neugier und eine unglaubliche Atmosphäre sorgt. Thrillerhaft, verblüffend und mit einem überraschenden Ende.

Ludmila Hück
4 ****


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© 2006 Ludmila Hück, Harald Kloth
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