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Aldous Huxley

Schöne neue Welt

Eine Welt, die genormtes Leben am Fliessband erzeugt. Produziert werden u.a. vollkommen identische Duzentlinge. Die Föten sind durch physikalische und chemische Manipulation bereits auf ihre späteren Eigenschaften getrimmt. Der IQ ist vorbestimmt, der die Menschen in eine Kastengesellschaft teilt. Eine perfekt konstruierte Wohlstandswelt, in der Unruhe, Elend und Krankheit nicht existieren, aus der aber auch Freiheit, Religion, Ethik und Kunst verbannt wurden. Leidenschaft und menschliche Gefühle werden gleich einer Krankheit mit Hilfe staatlich ausgegebener Drogen im Keim erstickt und durch oberflächliche, gedankenleere Glücksillusionen ersetzt. Individualismus wird als "asozial" definiert, Individulisten demnach als "Wilde" bezeichnet, die gezwungen werden, in Reservaten zu leben. Dieser Welt sehen sich die Hauptpersonen des Buches gegenüber, die von all diesem konstruierten Luxus nichts wissen wollen und das "Recht auf Unglück" fordern.

Bereis Mitte der Zwanziger Jahre entstand die Idee der Genmanipulation durch den englischen Wissenschaftler J.B.S. Haldone, die Huxley 1932 in seinem Roman aufgreift und weiterspinnt. Gerade heute, siebzig Jahre nach Ersterscheinen des Buches, ist die Thematik aktueller denn je und kann nicht mehr als Zukunftsmusik bezeichnet werden. Die "schöne neue Welt" ist keine Utopie mehr, sie war schon gestern Realität.

"Alles in allem sieht es ganz so aus, als wäre uns Utopia viel näher, als irgend jemand es sich vor nur fünfzehn Jahren hätte vorstellen können. Damals verlegte ich diese Utopie sechshundert Jahre in die Zukunft. Heute scheint es durchaus möglich, dass uns dieser Schrecken binnen eines einziges Jahrhunderts auf den Hals kommt; das heisst, wenn wir in der Zwischenzeit davon absehen, einander zu Staub zu zersprengen." (Aldous Huxley, dreissig Jahre nach Erscheinen seines Romanes)

Inhaltlich beängstigend aufgrund ihrer Intensität und Detailgenauigkeit zieht die Erzählweise Huxleys vom ersten Moment an in ihren Bann. Aldous Huxley versteht es, Gefühle beim Lesen zu wecken und eine Spannung zu erzeugen, die im Laufe der Geschichte keinen Moment nachlässt. Sprachlich gesehen ist der Erzählstil jedoch sehr dürftig und lässt zu wünschen übrig (was Huxley selbst übrigens im Vorwort - dreissig Jahre nach Erstveröffentlichung - feststellt), was der Eindringlichkeit der Geschichte jedoch keinen Abbruch tut.

Petra Pfeffer
4 ****


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© 2003 Petra Pfeffer, Harald Kloth
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