Im deutschsprachigen Raum gibt es für Science Fiction-Fans keine lohnendere Zusammenfassung, als die jährlich erscheinenden Bänden des Heyne-Verlag. Möglichst umfassend und trotzdem kompakt wird hier versucht, der Flut an Medien rund um das Thema Science Fiction gerecht zu werden.
Der Schwerpunkt des Jahresbandes 2006 heißt: Die Zukunft des Science Fiction-Films. Von den gewaltigen 1514 Seiten befassen sich deshalb immerhin 540 Seiten mit diesem Thema. Jeder Autor beleuchtet einen anderen - seinen ganz persönlichen - Blickwinkel des Themas. Wichtig dabei bleibt aber immer der Bezug zu gesellschaftlichen Entwicklungen und die filmischen Visionen oder Antworten darauf. Unter den 15 Aufsätzen zum Film finden sich zum Beispiel bekannte Namen wie Georg Seeßlen ("Future? What Future? Mit Science Fiction Noir in dritte Jahrtausend") oder Rolf Giesen ("Der Virtuelle Großangriff extraterrestrischer Zombies auf das Spatzenhirn der Riesenmenschen-Klone"). Herausragend ist Peter M. Gaschlers "Welcome to Paradox". Dort werden die Utopien/Anti-Utopien des Science Fiction-Films und somit fast alle wichtigen Filme des Genres gestreift. Illustrierend finden sich dazu viele schwarz/weiss Filmfotos. Desweiteren findet sich ein interessanter Artikel zum SF-Kino in Asien: in "The Reverse Engineering of the Science-Fiction-Film" geht Jens Niedzielski der Frage nach, wieso die Zukunft des Genres ausgerechnet in Asien zu finden ist.
Auf fast 200 Seiten folgen sieben Aufsätze zu Bücher und Autoren. Daran schließen sich zwei Interviews an. Wissenschaft und Science Fiction finden danach auf fast 200 Seiten Platz. Unter dem Kapitel Science und Speculation finden sich Gedanken zu Stanislaw Lems Technologiekritik oder ein Dialog über exoplanetarisches Bewusstsein. Der Film kommt dann noch einmal auf über 100 Seiten zu Geltung mit einem Rückblick auf Phantastik im Kino und auf DVD 2005. Diese Filmbesprechungen sind in der Bewertung der Filme teilweise auch konträr zum vorherigen Hauptkapitel. Zwei Aufsätze zur Kunst, ein Rückblick auf Science Fiction-Hörspiele 2005, zwei Aufsätze zu Comics und ein Rückblick über Computerspiele 2005 folgen.
20 Rezensionen widmen sich unter anderem Richard Morgan, Alastair Reynolds oder Boris Strugatzki. Im Kapitel Marktberichte finden sich Informationen zur deutschen, amerikanischen und britischen Science Fiction-Szene 2004 und 2005. Es folgen die wichtigsten Preise für Science Fiction-Schaffende. Wie immer folgt eine Bibliografie der Phantastischen Literatur im Wilhelm Heyne Verlag 2005.
Fazit: Einzigartig in Umfang, inhaltlich herausragend und umbequem gegenüber dem Mainstream. "Das Science Fiction Jahr" ist und bleibt auch 2006 die Referenz für Science Fiction in all seinen Erscheinungsformen.
© 2006 Harald Kloth
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