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Erzählerisch in Szene gesetzter Tand
Schon vor zwei Jahren begeisterte die junge Schriftstellerin und Regisseurin Jenny Erpenbeck mit ihrem Debut, der Geschichte vom alten Kind. Nun legt die Autorin mit "Tand" einen Band mit zehn Kurzgeschichten vor, die allesamt in dem schon aus ihrem knappen Roman bekannten stillen, leisen Ton geschrieben sind, jedoch mit einer atmosphärischen Kraft, was zu einer hochinteressanten sprachlich-stilistischen Mischung führt. Einerseits sind die Geschichten zarte, feine Gebilde, andererseits werden die fast immer namenlos bleibenden Charaktere psychologisch im Detail sehr wuchtig dargestellt.
Auch stofflich faszinieren die Geschichten der Erpenbeck, geht es doch nicht nur um "Tand", um kleine Dinge, die die Autorin jedoch groß darzustellen vermag - die Haare einer Protagonistin, eine Enkelin, die ihre Großmutter beim Essen, Schlafen und Altern beobachtet, die Nachbarin, die ihre Katze quält -, sondern auch um Außergewöhnliches wie etwa eine Ich-Erzählerin, die vergisst, dass sie gelähmt ist.
© 2003 Christa Roßmann, Harald Kloth
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