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Am Schluß des Buches "Die unendliche Geschichte" wird man auf die zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen hingewiesen, die Michael Ende bekommen hat - wie ich denke völlig zu recht - dieser Roman ist ein Meisterwerk!
Den Inhalt nachzuerzählen, ohne etwas Gewichtiges wegzulassen, ist schwierig. Michael Ende versteht es nämlich geschickt Phantasie und Wirklichkeit miteinander zu verbinden, sowohl im Buch, als auch beim Leser. Dabei symbolisiert Bastian, der Junge der das Buch Die unendliche Geschichte in der Rahmenhandlung liest, den Leser. Als sich dann die Rahmenhandlung immer weiter in die Phantasiehandlung hineinbegiebt und sie sich schließlich vermischen, verspürt man sehr wohl, auch als Leser beider Handlungen, den Aufruf des Buches.
Michael Ende schrieb mit diesem Buch ein Plädoyer für die Phantasie und gegen die Phantasielosigkeit unserer Zeit und unserer Gesellschaft. Ende schrieb ein wirklich großes Werk der phantastischen, deutschen Literatur. Er erschuf eine Welt, Phantasien, die an den merkwürdigsten Lebewesen keinen Mangel hat. Der Kampf gegen das Böse im Land Phantasien ist gleichzeitig ein Kampf gegen die Lüge und gegen die Phantasielosigkeit in der "realen" Welt.
Obwohl alle Figuren doch deutlich als "gut" oder "böse" gekennzeichnet sind, verfällt Ende nicht auf eine eingleisige Schiene. In der Welt Phantasien nämlich kann "das Gute" ohne "das Böse" nicht existieren und beides hat seine Existenzberechtigung. So gesehen ist Die unendliche Geschichte beileibe nicht nur ein Kinder- und Jugendbuch, sondern dürfte auch viele Erwachsene, die sich noch zum Träumen verleiten lassen, begeistern. Die unendliche Geschichte ist ein Buch, das auf mehreren Ebenen funktioniert. Es ist sowohl eine Abenteuer- und Fantasygeschichte, wie auch ein Aufruf an die Erwachsenenwelt, die Fantasie doch nicht gänzlich auszuschließen.
Das schlechte Beispiel übrigens, wie das Buch nur auf einer Ebene funktioniert, liefert der Film "Die unendliche Geschichte" dazu, der mehrere - noch mäßigere Nachfolger - nach sich zog. Zu einem Abenteuer- und Special-Effect-Spektakel verkommen, entzog Michael Ende der Produktion das Recht seinen Namen im Vor- bzw. Abspann zu nennen.
© 2003 Harald Kloth
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