Die neue Platte von Sheryl Crow wirft Fragen auf. Seit die Sängerin die Frau an der Seite des mehrfachen Tour-de-France-Siegers Lance Armstrong ist, scheint es ihr richtig gut zu gehen. Die neuen Songs vermitteln aber eher einen nachdenklichen Eindruck. Laut Crow stellt diese CD eine Art Seelenputz beziehungsweise eine Aufarbeitung der letzten teilweise von Selbstzweifeln geplagten Jahre dar.
Musikalisch kann das neue Material eigentlich überzeugen. Eigentlich deshalb, weil zum wiederholten Mal die ausufernde Produktion mit all zu vielen synthetischen Streichern und übereinander geschachtelten Klangteppichen die guten Songs zu sehr überdeckt. Wie schon beim dritten Album "Globe Sessions" (1998), dessen Titel und Produktion im totalen Gegensatz standen, hätte auch hier eine puristischere Herangehensweise wahrscheinlich zu einem (noch) besseren Ergebnis geführt. Manche Tracks können aber sogar in diesem Umfeld bestehen: Die Piano-Ballade "Allways on your side", die in bester Tradition von "I shall believe" oder "Home" steht, das politische "Where has all the love gone", das an die Stilistik von Aimee Mann erinnert oder das indisch angehauchte "Chances are". Dagegen stört in manchen Stücken ("Perfect lie", "Wildflower") die ziemlich dünne Kopfstimme, die den Eindruck erweckt, als wolle Crow auf Teufel komm raus mit den jungen One-Hit-Wondern, die in Scharen die Hitparaden bevölkern, mithalten.
Noch verwunderlicher wird die Art der Produktion, wenn man sich die der Deluxe-Version beigepackte DVD anhört. Hier wird ein Grossteil der Songs solo oder als Duo interpretiert und dabei zeigt sich, dass Crow stimmlich sehr wohl in der Lage ist, ihre Songs mit Ausdruck zu interpretieren, ohne sich hinter viel Bombast zu verstecken. Ihr Gesang ist hier wesentlich natürlicher und voller als auf der CD. Die karg instrumentierten (nur Gitarre und wahlweise Piano kommen zum Einsatz) Versionen haben intimes Club-Konzert- Flair.
Es bleibt zu wünschen, dass Sheryl Crow bei der nächsten CD den Mut aufbringt, auf Überproduktion zu verzichten und ihre Songs für sich sprechen zu lässt.
Wolfgang Daschner
CD 3 *** / DVD 4 ****
© 2005 Wolfgang Daschner, Harald Kloth
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