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Richard Brautigan

Willard und seine Bowlingtrophäen

Ein grotesker Kriminalroman


Was haben wir denn da zwischen unsere Finger bekommen? Einen Kriminalroman, eine Groteske oder doch eine Satire eines bereits im Alter von 49 Jahren verstorbenen und zum Kult gewordenen Schriftstellers der Hippie-Generation? 1975 erstmalig erschienen und in ganz neuer Übersetzung von Christiane Bergfeld. Aber wer oder was ist Willard? Was hat es mit diesen ominösen Bowlingtrophäen auf sich? Die Spannung steigt!

Diese bizarre, sarkastische und pechschwarze Tragikomödie handelt unter anderem von der zwanghaften Suche dreier Brüder nach ihren gestohlenen Bowlingtrophäen quer durch die Vereinigten Staaten. Die drei Gebrüder Logan entstammen einer typisch mittel-amerikanischen Durchschnittsfamilie; Vater Logan ist Vollblut-Mechaniker und hat ein Kommunikationsproblem mit anderen Menschen. Mama Logan, ist eine ewig backende Hausfrau und immer nett zu allen. Über die Töchter erfährt man eigentlich nichts - macht aber auch nichts!

Parallel dazu beschreibt Brautigan den Versuch eines Pärchens seine sexuellen Sado-Maso-Phantasien auszuleben. Mitten in der sexuellen Revolution ist dieses Vorhaben aber aus seelischen und aus körperlichen Gründen (Constance hat sich bei einem Seitensprung mit Feigwarzen angesteckt) zum Scheitern verurteilt.

Diese Persiflage auf den American Way of Life, gespickt mit unglücklichem Sex und sinnlosem Mord, befasst sich grundlegend mit der zunehmenden Isolation der Menschen voreinander und parodiert gekonnt den in den 70er Jahren aufkommenden Sado-Masochismus in der Literatur. Wir begeben uns auf eine 166seitige irreale Reise durch die Wirklichkeit, die uns nicht nur durch den Familiennamen Logan an Arthur Millers Familie Loman in Tod eines Handlungsreisenden erinnert!

Doch wie kommt es zu dem Zusatz: ein grotesker Kriminalroman? Ganz einfach: das eigentliche Rätsel, warum die Bowlingtrophäen gestohlen wurden bzw. von wem, bleibt nebulös und ungelöst! So schafft es Richard Brautigan uns zum Nachdenken zu bringen, nachzudenken über Erfolg und Misserfolg, Zwanghaftigkeit und gesellschaftlichen Abstieg.

Wolfgang Gonsch
4 ****


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© 2008 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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