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Krash 1986-2003


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ANNAHME VERWEIGERT

Der Foltergarten - Gerald Fiebig

Eine Vorschau darauf, was die Ausschreibung „Die Enkel des roten Großvaters erzählen" im Frühjahr 2007 an Beiträgen bieten könnte, vermittelt das jüngste Buch des Augsburger Lektors und Lyrikers Gerald Fiebig (Jg. 1973), der 2004 mit demLiteraturförderpreis der stadt Augsburg ausgezeichnet wurde. - Neben zahlreichen CDs erschienen „erinnerungen an die 90iger jahre" (2002), „geräuschpegel" (2005; beide im Tiroler yedermann Verlag) und - zusammen mit Ibrahim Kaya 2004 im Verlag Peter Engstler - „zweistromland". Länst ist der exzellente Wortwerker kein Unbekannter mehr: „...Gerald Fiebig schreibt so messerscharf, als käme er aus Solingen ... Er kennt die Worte beim Namen und ich weiß, er mag sie auch - wenn es aber sein muß, dann staucht er sie zusammen wie ein Vaterlandsverräter, denn Fiebig schreibt über manche der hiesigen Hässlichkeiten, als käme er selbst aus einem anderen Land ..." (Herbert Hindinger, satt.org; „...Fiebigs Lyrik flüstert nicht in Zimmerlautstärke vor sich hin, sie operiert im Sound des betäubten Geräuschpegels, der unsere Wahrnehmung blockiert" (Jan Volker Röhnert in ‚Junge Welt’). - Ausgewählte Gedichte aus den Jahren 1994 bis 2004 zeugen bereits jetzt von einem Oeuvre, das auf sehr viel mehr hoffen lässt. Die jahrelange Arbeit in der Redaktion der - mittlerweile eingestellten - Literaturzeitschrift „Zeitriss" und als Lektor haben fiebigs Sicht auf das Unverwechselbare geschärft. Knapp dreißigjährig hat der Lyriker seinen Weg gefunden, ohne dabei zu verharren. Ständig auf der Suche nach neuen Impulsen, die oftmals auf dem Aneignen von Altbewährtem beruhen, experimentiert er, wobei die politische Aussagekraft allenfalls zwischen fein kaschiertem Agitprop und Wortschöpfungen (voralptraumland; sonneschutzstaffel 37 oder die Zeilen: der rest fliegt mit der condor nach spanien;/ihre zahl ist legion, das wetter gut, essen schön,/ ... im Gedicht „Reisewetterbericht") variiert. - Im gebundenen wie im freien Vers fühlt sich Gerald gleichermaßen zu Hause. Selbst scheinbar salopp daherkommende Paralandogedichte entführen Leser rasch in seine Welt, die zumeist die Wahrnehmung der unmittelbaren Umwelt widerspiegelt. Ein typisches Augsburg-Gedicht, das die tagtägliche Auseinandersetzung des Autors mit seinem Land, der engeren Heimat, quasi als geopolitischen Einblick vermittelt als Kostprobe:

ANNAHME VERWEIGERT

der krieg ist seit 60 jahren vorbei & ich wohne direkt am park/das polizeipräsidium ist gleich über die straße eine echte idylle

aus dem lehrbuch für schiffeversenken schräg gegenüber/ist der sporthallenparkplatz auf dem die NPD demonstriert

am ende der straße ist die gaststätte waldhorn wo die NPD/die nächsten gaskammern plant & nur zwei, drei blocks weiter

ist das justizgebäude wo staatsanwälte beschließen dass auf protest/gegen diese gaskammern 60 tage gefängnis stehen

der krieg ist seit 60 jahren vorbei & ich wohne direkt am park/zwischen mir & der justiz steht eine waffenfabrik

die verkauft dieselgetriebenen wehrhaften frieden/aus deutschland in alle welt & wenn in deutschland

jemand von demokratie spricht dann greif ich/ab heute nach meinem reisepass

& kaufe meinen kindern rauchgranaten/für den schulweg durchs viertel

der krieg ist seit 60 jahren vorbei/vor einer stunde kam der strafbescheid an

Der Foltergarten - Gerald Fiebig

Krash - Neue Edition im Stahl Verlag, Köln, ISBN 3-937846-03-4, 80 Seiten, Preis 8,50 €


[ Autor: Michael Tonfeld, Rezension in der Zeitschrift für Kultur von unten: Tarantel (März 2006) - 28.03.2006 ]



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