Es ist: 15-12-2020, 17:33
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Falsche Tür (5 Wörter-Spezial-Halloween-Edition)
Beitrag #1 |

Falsche Tür (5 Wörter-Spezial-Halloween-Edition)
Anita gehörte zu keiner dieser Frauen, deren Reize sich auf den ersten Blick erschlossen. Von Natur aus mit einem grimmigen Blick gesegnet, machte sie auch das Interesse derjenigen sofort zunichte, die nicht von ihrer Eierfigur abgeschreckt wurden.
Darum wunderte sie sich, wie es gekommen war, dass der Frauenschwarm des Fitnesscenters, dem sie seit kurzem eine monatliche Spende überwies, gerade sie auf einen Kaffee eingeladen hatte. Der Ausdruck in den neiderblassten Gesichtern der anderen Frauen war reiner Balsam für sie, die selbst mit eingezogenem Bauch kaum an die sanduhrförmigen Kurven ihrer Mitstreiterinnen reichte. In diesem Augenblick, in dem ein Mann ihr den Vorzug gegenüber den Hungergestalten gab, hatte sich sogar der Anflug eines Lächelns in Anitas sonst so starre Miene verirrt.
Der Frauenschwarm des Fitnesscenters stellte sich als Samuel vor, dessen durchtrainierter Körperbau nicht das Einzige war, für das sich zu schwärmen lohnte, wie Anita nach zwei Tassen Kaffee und einem Stück Kuchen feststellen durfte. Er erwies sich als äußerst charmant und kultiviert und schenkte der blonden Bedienung keinerlei Beachtung, gleich, wie sehr diese sich auch verrenkte, um ihr Dekolletee in den richtigen Winkel zu rücken. Statt einen Blick in die Hügellandschaft des Mt. ‚Darf es noch etwas sein?‘ zu riskieren, hörte er ihr fasziniert zu, wie sie eine Anekdote ihres Katers preisgab, der in den letzten Jahren der einzige Mann in ihrem Leben gewesen war. Diese Randinformation sparte sie allerdings aus.
Eines führte zum anderen, aus dem Kaffee wurde ein Abendessen, aus dem Abendessen regelmäßige Treffen, die bald in leidenschaftlichen Abschiedsküssen ihren Ausklang fanden. Zwei Monate später und Anita war im Fitnesscenter nur noch als die Frau bekannt, die sich den Leckerbissen von der Gewichtbank gekrallt hatte. Von ihrem Ruf wusste Anita aber nichts, denn seit sie sich mit Samuel traf, nahm sie es mit ihrer Mitgliedschaft nicht mehr so genau. Samuel meinte nämlich, dass sie so wie sie war, perfekt war.
Bereits da hätte sie alarmiert sein sollen.
Eine temporäre Geschmacksverirrung, die Samuels Interesse an ihr erklärte, lag noch im Bereich des Erklärbaren. Dass ihr eingedellter Sack von einem Körper aber perfekt sein sollte, durfte nicht mehr als Schmeichelei gelten, das grenzte bereits an einer ganz frechen Lüge.
So kam es also, dass Anita nach zwei Monaten ihre erste Nacht bei Samuel verbrachte und sich fragte, was dazu geführt hatte, dass jemand wie er mit jemandem wie ihr zusammen war.
Sie rechnete noch immer jeden Moment damit, dass er ihre gemeinsame Zeit als eingelöste Wettschulden aufdeckte. Doch er blieb stets der hilfsbereite Gentlemen, der ihr jeden Wunsch von den Lippen ablas. Cola und Popcorn waren es bis jetzt gewesen, denn sie verbrachten Halloween mit einem schaurigen Filmabend. Die Nachrichten aus dem Vorabendprogramm schienen ganz unter dem Blut- und Horrorstern zu stehen. Sie berichteten überwiegend von Terroranschlägen und anderen Gewaltverbrechen, die sich ebenso in Anitas Nachbarschaft ereignen hätten können. Neuester Vorfall war das Verschwinden einer Verkäuferin in Anitas Alter, das der Polizei Rätsel aufgab. Das Führerscheinfoto einer untersetzten Frau mit etwas schiefsitzenden Augen wurde eingeblendet mit der Bitte um sachdienliche Hinweise.
Gott sei Dank, ist mir das nicht passiert!, war alles, was Anita dachte und rückte näher an Samuel, der sie mit Sicherheit vor jedem Angreifer beschützen würde.
Wieso eigentlich sie? Wieso keine der anderen Frauen, die viel mehr zu seinem Typ passte? Sexy und tiptop gestylt.
Verdrießlich schnaubte sie. Das ging jetzt schon wochenlang so, dass sie keine fünf Minuten Samuels Nähe genießen konnte, ohne sofort alles in Zweifel zu ziehen.
„Woran denkst du? Du machst wieder diese Schnute“, weckte Samuel sie aus ihrer Abendträumerei und kicherte verspielt, als sie ihn nur mit offenem Mund anstarrte. Jemand anderer hätte ihre Geistesabwesenheit als unhöflich empfunden, Samuel aber amüsierte sie.
Komischer Kauz.
„Ich mache uns etwas zu essen. Was hältst du von Pizza?“, schlug er vor und erhob sich von der Couch. Nach der zweiten Schüssel Popcorn hatte sie sich nicht mehr getraut, nach Nachschlag zu fragen. Ihr Bauch hatte das für sie übernommen und grummelte nun lautstark vor sich hin. Samuel hatte sofort reagiert, ohne sie als Nimmersatt darzustellen.
Sie hatte wirklich Glück mit ihm.
Hungrig blieb sie im Wohnzimmer zurück, auf ihren Freund wartend, der ihr das Abendessen servierte. Sie konnte sich kein besseres Abendprogramm vorstellen.
Ihren Blick zog es durch das Fenster in die klare Nacht hinaus. Der Himmel war genauso sternenarm wie eine ausgeblutete Leiche blutarm. Hoppla, woher hatte sie dieses Bild? Sie schob es auf den Stapel DVDs vor sich, deren Covergestaltung auf Blutflecken und Leichenteilen basierte. Perfekte Auswahl. Bei der einen oder anderen Szene könnte sie sich unauffällig an Samuel schmiegen und Schutz in seinen starken Armen finden. Wie beiläufig überflog sie den Klappentext einer der Filme und verlor sogleich die Lust an einem Schmusemanöver. Da war die Rede von einem Serienmörder, der reihenweise seine Opfer aus der Bar direkt auf seine Schlachtbank führte.
Wer sagte ihr, dass Samuel nicht vom selben Schlag war? Was waren schon zwei Monate? Kannte sie ihn wirklich gut genug, um die Nacht bei ihm zu verbringen?
Wieso brauchte er überhaupt so lange in der Küche? Wetzte er bereits die Messer?
„Kann ich dir helfen, Liebling?“, flötete sie mit ihrer liebreizendsten Stimme, um sich ja nichts anmerken zu lassen.
„Das kannst du tatsächlich.“
Sie wusste nicht, ob das die Antwort war, die sie sich erhofft hatte. Vermutlich wartete er bereits darauf, dass sie ihm in die Falle ging. Sie hätte ihn nicht vorwarnen dürfen, sondern ihn in flagranti erwischen müssen, wie er sein Fünf-Gänge-Menü à la Anita plante.
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, das längst nicht mehr Hunger war, stand sie auf. In ihrem Kopf arbeitete es, irgendetwas von der Einrichtung am Weg zur Küche als Waffe verwenden zu können, doch nichts war zu gebrauchen. Samuel hatte wirklich an alles gedacht, um sich leichtes Spiel zu machen.
Die wievielte Leichtgläubige auf seiner Liste war sie wohl, die seinem Charme erlegen war?
Sie spürte plötzlich etwas Feuchtes an ihrem Socken. Nichts Böses ahnend sah sie zu Boden. Vor ihren Füßen erstreckte sich eine schmale Blutspur, die geradewegs in die Küche führte.
Wenigstens die Zeit zum Saubermachen hätte er sich nehmen können.
„Was brauchst du denn so lange?“
Mit einem spitzen Schrei wich sie vor ihm zurück und schnappte sich den erstbesten Gegenstand, mit dem sie auf ihn einprügeln konnte. Auch wenn es nur die Tageszeitung war.
„Ich wollte dich nicht erschrecken, tut mir leid!“, beschwichtigte er sie, erkannte da ihre roten Socken, „du bist ja in die Tomatensauce getreten! Ich hab wohl etwas gepatzt.“
„Tomatensauce?“, wiederholte sie lahm. Skeptisch beäugte sie ihre Sohle, während sie noch immer die Zeitung gegen ihn gestreckt hielt. Tatsächlich entpuppte sich das klebrige Rot als nichts anderes als Grundzutat einer Pizza. Samuel war fürs Erste entlastet.
„Ich wisch das auf, dann bringe ich dir Hausschuhe. Willst du inzwischen ins Bad und die Socken auswaschen?“
Zuvorkommend und aufmerksam, Anita konnte sich wirklich glücklich schätzen. Wobei zu zuvorkommend auch wieder verdächtig war.
„Gut, du musst mir nur noch das Badezimmer zeigen“, erwiderte sie zuckersüß und lies sich zur Tür am Ende des Flurs schicken. Samuel wohnte in einem einstöckigen Reihenhaus. Mit Keller. Genügend Türen also, die entweder seine Unschuld bekräftigen oder ihn als Besitzer einer Schlachtbank enttarnen könnten.
Den Anfang machte sie mit seinem Badezimmer, das erstaunlich rein für einen Junggesellen gehalten war. Reiner als ihr eigenes. Außer ein schlechtes Gewissen ob ihrer mangelhaften Fähigkeiten im Haushalt fand sie hier nichts.
Samuel hatte die Hausschuhe auf den Gang gestellt und war nun mit dem Belegen der Pizza beschäftigt, also hätte sie noch etwas Zeit, das Haus auszukundschaften. Im Erdgeschoß befanden sich nur noch eine Abstellkammer und sein Arbeitszimmer. Sie musste sich schnell entscheiden, in welchem Stockwerk sie ihre Suche fortsetzen sollte. Wo würde ein Serienkiller am ehesten belastendes Material aufbewahren? Im Schlafzimmer oder im Keller?
Jeder Horrorfilm gab die Antwort auf diese Frage.
Anders als in den gängigen Klassikern war der Weg in den Keller gut beleuchtet und hatte nichts von einer modrigen Folterkammer.
Na gut, wenn Samuel wirklich ein Serienkiller war, der seine Opfer hierher verschleppte, wäre er auch dumm gewesen, nicht dafür zu sorgen, dass die Beleuchtung funktionierte. Immerhin wäre er es gewesen, der sich den Kopf im Dunkeln anschlug oder die Treppe hinunterfiel, wenn er dabei war eine seiner Geiseln auf der Flucht wieder einzufangen. Dass hier kein Staubkorn zu finden war, war auf seinen Putzfimmel zurückzuführen, der daher rühren könnte, jede DNA-Spur seiner Opfer zu vernichten.
Mit angehaltenem Atem schob sie sich die Mauer entlang, die zur einzigen Tür im Keller führte.
Was sich dahinter wohl verbarg? Anita hatte eine vage Ahnung.
Sie wusste viel zu wenig von Samuel, von dem sie nicht behaupten konnte, ihn nach zwei Monaten gut zu kennen. Dabei war ihr Verlangen nach ihm so groß, dass sie manchmal daran drohte zu verbrennen. Ob er sie auch bald dazu brachte, um ihr Leben zu rennen? Der nächste Schritt wäre dann, ihre Kehle zu durchtrennen.
„Hör auf zu denken!“, befahl sie sich mit eiserner Entschlossenheit und versuchte die Gänsehaut wegzurubbeln, die ihr der kalte Beton und ihr sehr makabres Kopfkino beschert hatten.
Was tat sie hier eigentlich? Sie war einer haltlosen Eingebung gefolgt und machte sich nun auf die Suche nach Beweisen, die ihren Freund als Psychopathen überführten, nur weil sie nicht wahrhaben wollte, dass sich jemand in sie verlieben könnte?
War sie nicht vielmehr die Verrückte?
„Was tust du denn hier unten?“, ertönte Samuels Stimme hinter ihr. Wieder entfuhr ihr ein Schrei, diesmal fehlte ihr aber die Zeitung als Verteidigung.
Sie musterte ihn skeptisch von oben bis unten und sprang schließlich über ihren Schatten. Die ganze Aktion war lächerlich gewesen. Sie musste sich wohl oder übel damit abfinden, dass sie einen netten und aufrichtigen Mann gefunden hatte, der sie mochte.
„Ach weißt du ...“, fing sie seufzend an und erzählte ihm von ihren haltlosen Unterstellungen, damit er auch genau wusste, auf wen er sich einließ. Zwar riskierte sie damit, ihn wieder in die Flucht zu schlagen, doch von nun an spielte sie mit offenen Karten. Samuel hatte ihr beigebracht, zu ihrem Körper zu stehen, also konnte sie auch zugeben, dass sie eine leidenschaftliche Dramaqueen mit einem latenten Hang zur Paranoia war.
„Du bist unglaublich, Anita“, lachte er herzlich auf und war zu ihrem Erstaunen kein bisschen verletzt oder wütend, „du bist einzigartig. Das ist einer der Gründe, wieso ich dich angesprochen habe. Stellt dich diese Antwort etwas zufrieden? Können wir nun endlich den Filmabend genießen?“
Er verstand es, sie sich gut fühlen zu lassen, dennoch war da noch eine gewisse Unruhe, die unbedingt aus der Welt geschafft werden musste.
„Wir können gleich mit dem Filmabend beginnen. Sei mir aber bitte nicht böse, wenn ich noch eine kleine letzte Bitte an dich habe“, wandte sie kleinlaut ein.
„Für dich alles“, erwiderte er überschwänglich.
„Zeigst du mir, was hinter dieser Tür ist?“, fragte sie zögernd und deutete zu dem Punkt, der ihrer Fantasie die letzte Viertelstunde genügend Futter für einen zentnerschweren Wälzer gegeben hatte.
„Wenn es weiter nichts ist“, erklärte sich Samuel sofort bereit und ging zum Ende des Ganges. Er drückte die Klinke hinunter, ein lautes Knacken ertönte, die Tür federte nach hinten und gab die Sicht auf einen voll geräumten Trainingsraum frei. Da war weit und breit keine Schlachtbank, dafür eine Gewichtbank, ein Laufband und noch allerhand Gerätschaften, deren Namen sie nicht kannte.
Erleichtert atmete sie auf und schalt sich ein weiteres Mal ob ihrer Paranoia.
„Ab auf die Couch?“, zwinkerte Samuel ihr zu.
„Ab auf die Couch!“ Noch nie war sie glücklicher gewesen, sie hatte auch allen Grund dazu. Eine Frau in den besten Jahren, einen Job, in dem sie gut verdiente und einen Freund, der geduldig ihre Marotten ertrug.
Der Abend gestaltete sich um einiges ruhiger und angenehmer, als er begonnen hatte. Anita nützte die Gruselmomente, um daraus unvergessliche Momente der Zweisamkeit zu machen. Die schrillen Hilfeschreie und das spritzende Kunstblut nahm sie gar nicht wahr, sie hatte nur Augen für Samuel, der auch längst auf die Horrorstreifen vergessen hatte.
Weil Anita auch keine dieser Frauen war, die bei der erstbesten Gelegenheit mit dem Mann ins Bett hüpften, zog sie es vor die Nacht auf der Couch zu verbringen. So würde Anita nie den Führerschein zu Gesicht bekommen, der flüchtig im Nachttisch neben der Schlafzimmertür verstaut war. Auf dem Lichtbild, das zur Hälfte aus der Schublade ragte, lächelte eine leicht schielende Frau, die genau wusste, welches Glück Anita mit Samuel hatte.

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Beitrag #2 |

RE: Falsche Tür (5 Wörter-Spezial-Halloween-Edition)
Jo Hopsi,

wow, deine Antwort kam ja fast wie aus der Pistole geschossen, finde ich ganz toll, dass du auch gleich einen Kommi hiergelassen hast. Icon_smile Noch toller finde ich, dass dir mein Geschichtlein auch gefallen hat. Mrgreen

Zwei Stolpersteine haben sich dir aufgetan, ich hoffe, sie beide aus der Welt schaffen zu können.

Zitat:Zitat:
Statt einen Blick in die Hügellandschaft des Mt. ‚Darf es noch etwas sein?‘ zu riskieren, hörte er ihr fasziniert zu



Mt. ? Hab ich was nicht mitgekriegt?

Irre ich mich, oder ist Mt. nicht die Abkürzung von Mount?Icon_confused Du bist schon die Zweite, die ich hier Stirn runzelnd zurücklasse. Auf jeden Fall ist Mount hier gemeint -> Hügellandschaft -> Dekolletee ... weißt du, worauf ich hinaus wollte? Icon_wink

Zitat:Nie stimmt ja wahrscheinlich nicht ganz. So wie es sich liest, wird Anita ja nicht zum letzten Male dort gewesen sein. Es sei denn, Samuel holt sie des Nachts von der Couch und fängt dann an mit ihr zu „spielen“. Hm, könnte natürlich auch sein und dann passt das kleine Wörtchen nie doch wieder (wobei ich gerade überlege, ob ein Gentleman der alten Schule die Dame wirklich auf der Couch übernachten lassen würde, anstatt ihr das Bett zu überlassen und die Couch-Rückenbeschwerden selbst zu tragen)

Du hast es ja schon angesprochen, der Text wurde für die 5-Wörter geschrieben und ist dementsprechend kompakt. Natürlich könnte sich Samuel einen Spaß draus machen, Anita noch etwas zappeln zu lassen und sich an ihrer Paranoia zu ergötzen. Dafür bietet eine Kurzgeschichte allerdings keinen Platz, darum die Alternative: für Samuel wird die Situation schon fast brenzlig, da Anita ja quasi die Lunte gerochen hat, ergo, wird er ihr nicht mehr viel Gelegenheit geben, ihn nochmal anzuzweifeln. Ein "Morgen danach" sondergleichen erwartet Anita also. Icon_wink
Außerdem wurde auch nie gesagt, dass die Besitzerin des Führerscheins es - lebendig - in sein Schlafzimmer geschafft hat. Samuel ist ein Triebtäter mit einem Hass oder einer sonderbaren Liebe für (beleibte) Frauen, der seine Trophäen in seinem Nachtkästchen hortet. Sein Schlafzimmer ist also sein Heiligtum; Anita hatte die Wahl zwischen zwei Türen, sie hat die offensichtliche gewählt, die aber offensichtlich die falsche war. So hat sie lediglich ein Blick auf die Fassade erhascht, die Samuel mittels seines stählernen Körpers sowieso jedem unter die Nase reibt. Hätte sie sich für die Schlafzimmertür entschieden, hätte sie Einblick in seine wahre Natur bekommen und genau gewusst, mit wem sie es zu tun hat. Samuel wird es selbst nie zulassen, dass sie in diese Welt Eintritt erhält, sodass die Vermutung nicht ganz haltlos ist, dass Anitas letztes Stündchen geschlagen hat und sie Samuels Beute tatsächlich nie zu Gesicht bekommt.

Bin wohl etwas ins Plaudern gekommen. Smiley_emoticons_blush

Danke fürs Lesen!

LG
Sniffu

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Beitrag #3 |

RE: Falsche Tür (5 Wörter-Spezial-Halloween-Edition)
Hallo Sniffu,
Zitat:Darum wunderte sie sich, wie es gekommen war, dass der Frauenschwarm des Fitnesscenters, dem sie seit kurzem eine monatliche Spende überwies, gerade sie auf einen Kaffee eingeladen hatte.

Den Satz find ich zu abgehakt – zu viel durch Kommata durchbrochen. Vllt.
Darum wunderte sie sich, als der Frauenschwarm des Fitnesscenters, dem sie seit kurzem eine monatliche Spende überwies, gerade sie auf einen Kaffee einlud.
Oder:
Darum wunderte sie sich, wie es gekommen war, dass der Frauenschwarm ihres vor kurzem auserkorenen Fitnesscenters gerade sie auf einen Kaffee eingeladen hatte.


Zitat:Eines führte zum anderen, aus de
Duden sagt: Eins führte zum anderen Icon_smile
Diesen ersten Halbsatz kannst du finde ich auch ganz weglassen


Zitat:Darum wunderte sie sich, wie es gekommen war, dass der Frauenschwarm des Fitnesscenters, dem sie seit kurzem eine monatliche Spende überwies, gerade sie auf einen Kaffee eingeladen hatte.
Zitat:So kam es also, dass Anita nach zwei Monaten ihre erste Nacht bei Samuel verbrachte und sich fragte, was dazu geführt hatte, dass jemand wie er mit jemandem wie ihr zusammen war.
Ich bin mir nicht sicher: Wolltest du mit diesen zwei Sätzen das, was dazwischen steht, einrahmen? Sie ähneln sich, auch wenn beim ersten Mal der Kaffee und beim zweiten Mal das Zusammensein sie verwundert. Lass Anita sich zweimal über das Gleiche wundern, oder stell vllt. den zweiten Satz ein bisschen um:
So kam es, dass Anita nach zwei Monaten ihre erste Nacht bei Samuel verbrachte und sich (wieder einmal) fragte, was dazu geführt hatte, dass jemand wie er mit jemandem wie ihr zusammen war.
Sie kann sich auf einfach fragen, WARUM Samuel mit ihr zusammen ist - trifft vllt. etwas mehr den Kern als der Ausdruck "was dazu geführt hatte".



Zitat:Neuester Vorfall war das Verschwinden einer Verkäuferin in Anitas Alter, das der Polizei Rätsel aufgab. Das Führerscheinfoto einer untersetzten Frau mit etwas schiefsitzenden Augen wurde eingeblendet mit der Bitte um sachdienliche Hinweise.
AHAAA! Icon_smile Icon_smile Beuteschema

Zitat:muel, von dem sie nicht behaupten konnte, ihn nach zwei Monaten gut zu kennen
So eine ähnliche Aussage hattest du weiter oben schon einmal, ich würde sie das zweite Mal streichen.

Zitat:Im Erdgeschoß befanden sich nur noch eine Abstellkammer und sein Arbeitszimmer.
Abstellkammer und Arbeitszimmer – weiß sie das, weil sie die Türen aufgemacht hat und die Zimmer dahinter ganz unverdächtig waren? Das könntest du auch noch kurz schreiben. Sonst wird die Fixierung auf: schlafzimmer oder Keller nicht so ganz klar.

Zitat:der auch längst auf die Horrorstreifen vergessen hatte.
Mit dem Satz stimmt was nicht Icon_smile

Zitat:Nachttisch neben der Schlafzimmertür verstaut war. Auf dem Lichtbild, das zur Hälfte aus der Schublade ragte, lächelte eine leicht schielende Frau, die genau wusste, welches Glück Anita mit Samuel hatte.
Muahahar.


Ich mochte deine Geschichte sehr gern. Ich mag den Witz, der aus deinen Sätzen heraustrieft, und wie du mit meinen Erwartungen gespielt hast (Ist Samuel nun ein Serienmörder oder steht er einfach nur auf dickere Frauen und man verdächtigt ihn zu unrecht) und ich mochte Anita, die sich selbst und die Situation total ironisch sieht – auch, wenn ich nicht weiß, ob jemand im wirklichen Leben so gelassen wäre, wenn er Keller von vielleicht-serienkillern erkundet. Andererseits weiß sie ja, wie blöd sie sich verhält und macht sich über sich selbst auch ein bisschen lustig. Ich dachte ja, sie bringt jetzt aus Versehen den Samuel um, weil sie sich so vor ihm fürchtet.

Ich hab in deinem Kommentar gelesen, dass Anita die falsche Entscheidung trifft - schlafzimmer oder Keller. Das kam bei mir leider nicht so ganz an. Vllt. hab ich mich zusehr gefragt, ob es nicht auch im Arbeitszimmer sein könnte, das Schlachthaus, und mir war nicht klar genug, dass Anita auch schon das Arbeitszimmer erkundet hat. oder vllt. hat er ja einen extra "playroom" neben dem Schlafzimmer, Anita und somit eigentlich der Leser kann ja nicht genau wissen, wie das Layout des Hauses ist, sie ist ja zum ersten Mal da.
Wenn Anita stirbt, wird Samuel glaub ich übrigens ganz schnell oben auf der Verdächtigungsliste der Polizei landen – neuer Freund, den sie erst kurz vor seinem Tod kennengelernt hat, usw. Icon_smile

Insgesamt: das fand ich inhaltlich sehr schön, diese Unklarheit, und durch den Humor auch noch sehr leicht zu lesen.

LG


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Beitrag #4 |

RE: Falsche Tür (5 Wörter-Spezial-Halloween-Edition)
Jo Senfglas,

danke für deinen Kommi & deine Sympathie für Anita! Mrgreen Bitte entschuldige, dass ich nicht gleich antworte und auch jetzt (noch) nicht recht, zu deinen Anmerkungen Stellung beziehen kann, aber im Moment geht's bei mir drunter und drüber.

Du sollst nur wissen, dass du den Text nicht umsonst kommentiert hast und auch schon bald Antwort von mir erhältst!

Bis dahin alles Liebe,

Sniffu

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Beitrag #5 |

RE: Falsche Tür (5 Wörter-Spezial-Halloween-Edition)
Hey Sniffu,

da hab ich nur einmal kurz in den Thread gespingst und hab mir kurz mal deine Geschichte angeguckt ... und jetzt kann ich dir auch ein kleinen Kommi da lassen (und keine Sorge, ich hab gerade gelesen, dass du erstmal keine Zeit hast, zu antworten Icon_wink).

Handwerkliches

Du hast einen angenehmen und kurzweiligen Stil ohne viel Beiwerk. Fuer diesen Typ Geschichte (Erzählung, wie aus dem Alltag gegriffen) eignet sich das ziemlich gut. Icon_smile

Kleine Annmerkungen:
Zitat:Darum wunderte sie sich, wie es gekommen war, dass der Frauenschwarm des Fitnesscenters, dem sie seit kurzem eine monatliche Spende überwies, gerade sie auf einen Kaffee eingeladen hatte.
Du hast ein paar Sätze wie den obigen drin, die mir nicht gefallen, weil zu lang und verschachtelt. Pass auf, dass du den Leser nicht auf halber Strecke verlierst. Icon_wink

Zitat:Eine temporäre Geschmacksverirrung, die Samuels Interesse an ihr erklärte, lag noch im Bereich des Erklärbaren.
Keine echte Dopplung, aber auch solche Gleichklänge hören sich fuer mich nicht so gut an.


Inhaltlich

Zitat:Bereits da hätte sie alarmiert sein sollen.
Warum dieses Foreshadowing? Ja, ich verstehe schon, dass du ein bisschen mit Thrillerklischees spielen wolltest, indem du Anita nach dem dunklen Geheimnis Samuels suchen lässt und hier vermutlich den Leser darauf einstellen möchtest, dass sie etwas finden wird - was sie dann nicht tut.
Aber das hat bei mir nicht so richtig funktioniert. Mich hat es eher darauf vorbereitet, dass nach dem Plottwist (sie findet nichts) auf jeden Fall noch ein zweiter kommen wird (Samuel ist doch Killer). Der zweite Twist hat deshalb nur noch ein Achselzucken hervorgerufen (ueberspitzt gesagt!).
Ich wuerde es nicht so frueh ankuendigen! Icon_smile

Sehr gut gefallen hat mir deine Verarbeitung des Titels. Wann man sieht "falsche Tuer", denkt man eher an ein Szenario wie "Buexe der Pandora" oder "versehentlich in etwas Schreckliches gestolpert". Stattdessen geht es darum, dass sie hinter die falsche Tuer guckt. Mrgreen
In dem Zusammenhang spielst du dann gut damit, wie Anita den Horrorfilmklischees nachgeht, die halt nicht stimmen (wobei ich an der Stelle auch aufgrund des Foreshadowing den Braten schon gerochen hatte *lacht*).

Insgesamt jedenfalls eine humorvolle und kurzweilige Geschichte. Eher was fuer Zwischendurch und nicht schwere Kost, aber das soll sie vermutlich auch nicht sein.

Viele Grueße
WW

Die meisten Menschen haben überdurchschnittlich viele Arme und Beine ...

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Beitrag #6 |

RE: Falsche Tür (5 Wörter-Spezial-Halloween-Edition)
Hallo Sniffu.

Ich muss vorab gestehen, dass ich momentan echt Probleme mit Geschichten habe, die entweder im Horrorgenre angesiedelt sind oder explizite Gewalt - auch unterschwellige - enthalten. (Ich kann gerade kaum bei mir selbst Korrektur lesen, ..., weil ich es gerade nicht lesen will. Ist wohl dem Thema geschuldet, und ich frage mich ehrlich, wie andere Menschen darüber schreiben können. Darüber, damit ist mein zuletzt behandeltes Thema gemeint, nicht Deins.)

Schwer, das sachlich/fachlich zu betrachten. Technisch gesehen ist es ein gelungener Mix aus Dialogen, Beschreibungen und aus der Sicht von Anita geschrieben. Die Abschitte, die auch den anderen Lesern aufgefallen sind, lasse ich hiermit außen vor. (Mt. im Satzgefüge wirkt tatsächlich etwas befremdlich.)

Vom Aufbau her ist anzumerken, dass Du auch nicht daran vorbei kommst, die Vorgängerin einzubauen. Natürlich ist das ein gängiges und legitimes Stilmittel, aber - frag mich nicht warum - ich hatte den Eindruck, dass Du hier eine bekannte Kulisse aufbaust, die den Leser am Ende mit einer völlig anderen Lösung konfrontiert. Anita selbst wäre ein schöner Kandidat dafür gewesen, aber durch die Wertungen des Erzählers konnte das vorzeitig ausgeschlossen werden.
Was blieb? Die Kernbotschaft mit den Türen, die Du gut eingebaut hast. Wobei anzumerken ist, dass diese Entscheidung, beziehungsweise die Wahl, letztendlich zu nichts führen wird. Okay, vielleicht kann Anita dadurch noch eine Nacht auf der Couch verbringen. Vorzugsweise lebend. Aber das Ende ist ihr gewiss.

Aufgrund der Vorgaben - 5 Wörter, Kurzgeschichte (okay, ich halte mich manchmal auch nicht daran) - finde ich es hier gut umgesetzt. Es liest sich locker, in einem Rutsch und hat - abgesehen von den oben angemerkten Baustellen - keine wirklichen Holpersteine. Aufgrund der Kürze hast Du auch alles angeschnitten und gleichzeitig alles, was möglich war, mitgegeben. Selbst die anonyme Masse der anderen Hungerverehrerinnen kommt nicht mit dem Grau davon, sondern hat durchaus Gewicht.

Bei der Zeitung hatte ich mit dem Mund gezuckt, denn so harmlos sind Zeitungen nicht: Der Androide Ash hat mit einem Vertreter dieses Mediums versucht Ripley in ALIEN zu töten.

Natürlich wertet der Erzähler auch. Da gibt es die Hungergestelle, die Dame im Café mit dem tiefen Ausschnitt. Und Anita selbst, die abseits dessen steht, zwar versucht sich die Pfunde von den Rippen zu arbeiten, bis sie merkt, dass es mindestens einen Mann anziehend findet. Dass dies gleich ein Mörder sein muss, nunja. Eine Gute-Nacht-Geschichte ist dies sicherlich nicht.

Was bleibt? Das Innere, das hier - aufgrund der Vorgaben - nur angerissen werden kann. Um den Leser die Hauptperson noch näher zu bringen, damit er dann - bei ihrem Tod - komplett fertig und mitgenommen wäre, braucht es natürlich noch ein bisschen mehr. Aber so ist es auch in Ordnung. Kurz und schmerzlos.

LGD.


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Beitrag #7 |

RE: Falsche Tür (5 Wörter-Spezial-Halloween-Edition)
Auch dir vielen Dank für die Rückmeldung, D.

Leider bin ich noch immer in einer Phase, in der ich mich diesem Text noch nicht mit voller Aufmerksamkeit widmen kann, darum muss ich auch dich mit einer Antwort auf August vertrösten.

Aber: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Bis bald. Icon_smile

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Beitrag #8 |

RE: Falsche Tür (5 Wörter-Spezial-Halloween-Edition)
hallo Sniffu,
wollte dir einen Kommentar schreiben, habe ihn als Entwurf gespeichert und nun finde ich ihn nicht.
pendlbäuerinIcon_irre


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Beitrag #9 |

RE: Falsche Tür (5 Wörter-Spezial-Halloween-Edition)
Hihi, finde mich auch oft nicht zurecht^^.

All deine Entwürfe sollten im Benutzer-CP gespeichert sein, das du ganz oben neben der Begrüßung findest. Die Entwürfe sind dann linker Hand.

Gefunden? Icon_smile

Eine kleine Sniffu-Dröhnung

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Beitrag #10 |

RE: Falsche Tür (5 Wörter-Spezial-Halloween-Edition)
hallo Sniffu.
ich will auch meinen Senf hier lassen.
Also entweder habe ich nicht genau gelesen oder ich bin schwer von Begriff.

Das Führerscheinfoto hat bei mir den Eindruck erweckt, dass er verheiratet ist. Er ist ein Heiratsschwindler - kein Mörder

... dem sie seit kurzem eine Spende überwies ... ehrlich gesagt, hat mich der Satz am Anfang auf diese Fährte geführt.
was willst du mit dem Satz sagen?

Anita ist übrigens sehr gut beschrieben. Eine Frau, die sich nicht attraktiv findet und Zweifel an sich hat. Wie so viele Frauen. Dass ein toller Hecht sich für sie interessiert, kann sie nicht glauben und auch den Abend mit ihm nicht genießen und malt sich alles mögliche aus.
Sie bleibt auch noch brav und schläft nicht mit ihm. Wie so viele Frauen. Dabei bleibt ihr der Umstand verborgen, dass er verheiratet ist. Mit einer noch unattraktiveren Frau als sie eine ist, (Schielen - weiß auch nicht was es damit auf sich hat.) aber die weiß wenigsten die Vorzüge des Mannes zu schätzen. Leider ahnt die Schielende wiederum nichts von ihrer Rivalin Anita Icon_fies
Ist meine Interpretation Icon_confused wahrscheinlich lese ich zuviele Liebesromane Icon_cuinlove
lg Pendlbäuerin

Danke für den Hinweis "Entwürfe" Icon_bussi


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