Hallo D.,
das Kommende ist so respektvoll wie möglich formuliert und ich hoffe, dass dir der Ton nicht zu scharf erscheint.
Ich bin dieser Einstellung schon so oft begegnet und ich bin sie leid. Die des armen Mannes, der sich als Opfer des bösen Feminismus sieht, sich in fremden und eigenen Anschuldigungen suhlt, seine Wunden leckt und dann als geläuterter Phönix aus der Asche steigt, mit der beflügelnden Erkenntnis: Ihm kann der (sic [es gibt mehrere Feminismen]) Feminismus nichts.
Feminismus zielt nicht darauf ab, die Männer dafür zu geißeln, dass sie an einer Menschheitsgeschichte mitgewirkt haben, in der Frauen kategorisch unterdrückt wurden. Feminismus zielt auf die Stärkung von Randgruppen ab, um Gleichberechtigung zu erzielen (auch wenn das Männern nun so vorkommen muss, als würden sie für die Verfehlungen ihrer Vorfahren büßen müssen).
Nur weil es nun „in“ ist, starke weibliche Figuren zu schreiben, musst du nicht auf den Zug aufspringen, der eindeutig nicht deine Destination anfährt. Ob das ein Grund ist, stolz zu sein? Du machst nichts anderes als tausende Leute vor dir.
Wäre es nicht schön, in einer Welt zu leben, in der Geschlecht keine Rolle spielt? Wir leben (noch) in Gesellschaften, die dein Schicksal abhängig von Geschlecht (und Orientierung, aber das ist ein anderes Thema) machen. Nur jemand, der keine Diskriminierung aufgrund seines Geschlechtes erfährt, kann die Meinung vertreten, es würde aus einer Maus ein Elefant gemacht.
Ich glaube, es war das Autorenpaar Ilona Andrews, das die Charakterfindung so handhabt, dass sie ihrer Figur jeweils das andere (binäre) Geschlecht zuweisen, wenn sie im ersten Brain Storming ein gewisses Geschlecht vor Augen haben. Versuch das Mal als Übung, um zu sehen, wie wohl du dich noch mit deinen Figuren fühlst und frag dich, was sich verändert hat.
Du verwechselst da Aktion mit Reaktion. Das Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern besteht und nicht zufällig, sondern hat instrumentalen Charakter. Zack hat dir in der Zwischenzeit nähere Zusammenhänge in Mainstream und abseits des Mainstreams dargelegt. Ich lese alles (= alle Genre), was mir in die Finger kommt und ich kann die Quote zuungunsten von Frauen bestätigen. Und was, wenn ich jetzt sage, ich lese extra Bücher, von denen ich mir erhoffe, sie drehen die Quote um und setzen eine Idee nicht zum xten Mal so um, dass der Prinz in der goldenen Rüstung die Maid aus der Not errettet? Gerade solche Bücher geben Hoffnung auf Besserung der Umstände, denn diese Stereotype werden nicht nur im Phantastik-Genre angewendet, sondern überall in den Medien, auf der Straße, in den eigenen vier Wänden.
Wenn für dich diese Thematik ein Punkt ist, um den du einen Bogen machen kannst - Glückwunsch! Genieße dieses Privileg, solange es hält.
das Kommende ist so respektvoll wie möglich formuliert und ich hoffe, dass dir der Ton nicht zu scharf erscheint.
Zitat: Und es zeigt ja bereits Wirkung bei mir: Man braucht mich nicht anzugreifen, mich nicht scharf anzuschauen, aber wenn ich eine Idee im Kopf habe, dann habe ich schon automatisch ein schlechtes Gewissen, ob ich die richtigen Geschlechter als Hauptdarsteller genommen habe. [...]
Von daher kann die Welt da draußen sich die Lippen zerreißen über dieses Thema einer tollen Super-Duper-Wohlstandsgesellschaft. Ich habe mir vorgenommen, dass es mir am Allerwertesten vorbeigehen kann. Ich werde kein schlechtes Gewissen mehr haben.
Ich bin dieser Einstellung schon so oft begegnet und ich bin sie leid. Die des armen Mannes, der sich als Opfer des bösen Feminismus sieht, sich in fremden und eigenen Anschuldigungen suhlt, seine Wunden leckt und dann als geläuterter Phönix aus der Asche steigt, mit der beflügelnden Erkenntnis: Ihm kann der (sic [es gibt mehrere Feminismen]) Feminismus nichts.
Feminismus zielt nicht darauf ab, die Männer dafür zu geißeln, dass sie an einer Menschheitsgeschichte mitgewirkt haben, in der Frauen kategorisch unterdrückt wurden. Feminismus zielt auf die Stärkung von Randgruppen ab, um Gleichberechtigung zu erzielen (auch wenn das Männern nun so vorkommen muss, als würden sie für die Verfehlungen ihrer Vorfahren büßen müssen).
Nur weil es nun „in“ ist, starke weibliche Figuren zu schreiben, musst du nicht auf den Zug aufspringen, der eindeutig nicht deine Destination anfährt. Ob das ein Grund ist, stolz zu sein? Du machst nichts anderes als tausende Leute vor dir.
Wäre es nicht schön, in einer Welt zu leben, in der Geschlecht keine Rolle spielt? Wir leben (noch) in Gesellschaften, die dein Schicksal abhängig von Geschlecht (und Orientierung, aber das ist ein anderes Thema) machen. Nur jemand, der keine Diskriminierung aufgrund seines Geschlechtes erfährt, kann die Meinung vertreten, es würde aus einer Maus ein Elefant gemacht.
Ich glaube, es war das Autorenpaar Ilona Andrews, das die Charakterfindung so handhabt, dass sie ihrer Figur jeweils das andere (binäre) Geschlecht zuweisen, wenn sie im ersten Brain Storming ein gewisses Geschlecht vor Augen haben. Versuch das Mal als Übung, um zu sehen, wie wohl du dich noch mit deinen Figuren fühlst und frag dich, was sich verändert hat.
Zitat:->Wer eine Geschichte nur liest, um zu sehen, ob die Quoten erfüllt sind, und ob alles schön gendermäßig und politisch korrekt ausgearbeitet ist - der braucht in Wirklichkeit keine Bücher zum Lesen.
Du verwechselst da Aktion mit Reaktion. Das Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern besteht und nicht zufällig, sondern hat instrumentalen Charakter. Zack hat dir in der Zwischenzeit nähere Zusammenhänge in Mainstream und abseits des Mainstreams dargelegt. Ich lese alles (= alle Genre), was mir in die Finger kommt und ich kann die Quote zuungunsten von Frauen bestätigen. Und was, wenn ich jetzt sage, ich lese extra Bücher, von denen ich mir erhoffe, sie drehen die Quote um und setzen eine Idee nicht zum xten Mal so um, dass der Prinz in der goldenen Rüstung die Maid aus der Not errettet? Gerade solche Bücher geben Hoffnung auf Besserung der Umstände, denn diese Stereotype werden nicht nur im Phantastik-Genre angewendet, sondern überall in den Medien, auf der Straße, in den eigenen vier Wänden.
Wenn für dich diese Thematik ein Punkt ist, um den du einen Bogen machen kannst - Glückwunsch! Genieße dieses Privileg, solange es hält.
Eine kleine Sniffu-Dröhnung