Spielfilm nach dem gleichnamigen Roman.
Regie: Urs Egger.
Österreich, 1998.
Der Film, den der ORF am 15. März des Jahres unter dem Titel "Opernball" ausgestrahlt hat, markiert eine neue Praxis des Filmemachens am Küniglberg (- wenngleich es keinerlei Hinweise darauf gibt, daß diese neue Praxis Schule machen wird). Allemal ist es interessant, daß der ORF einen Film des deutschen "Erfolgsproduzenten" Bernd Eichinger mitfinanziert hat, einen Film im Verleih der Constantin - das ist schon was: Ein Schritt, der Ambition verrät, ja Ehrgeiz, sich über eben jenen Küniglberg, der sich quasi immer schon als Spitze der österreichischen Alpen verstanden hat, hinauszubewegen, die Enge des (mittel-)europäischen Festlandes verlassen zu wollen. (Trotzdem steht diese vermeintliche Absicht der Produzenten in krassem Mißverhältnis zur tatsächlich gewählten Markt-Strategie: Wieder einmal wurde ein Film vor Kinostart im österreichischen Fernsehen verheizt: Angst vor der eigenen Schneid!?)
Wie es zu dieser Mesalliance zwischen dem ORF und Eichinger gekommen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Die ungleichen Partner haben - so scheint es - wenigstens ein gemeinsames Interesse entdeckt: Josef Haslingers 1995 erschienen Roman "Opernball". Ist es für den einen Partner schon aus Gründen der Selbstrechtfertigung immer lohnend, österreichische Literatur zu verfilmen, so scheint den anderen die handlungsstarke Story, die sich gleichermaßen mit Wien- und Österreich-Klischees/-Mythen bewegt wie sie diese zu zerstören versucht, angezogen zu haben. Giftgas am Opernball - so das Kalkül - das läßt sich verkaufen, ohne Zweifel. Eichinger engagierte ein paar sehr prominente und ein paar unbekannte (aber nicht unbegabte) SchauspielerInnen und einen Regisseur, Urs Egger, der seine Sache - im Sinne Eichingers (der Ökonomie) - versteht. Das Produkt ist immerhin äußerst professionell.
Und - im Gegensatz zu Haslingers Einschätzung - so nahe am Text, als zumutbar. Und das ist - wer den Roman gelesen hat, weiß es zu schätzen - keine geringe Leistung. Freilich: Der Film "Opernball" ist zu keinem Zeitpunkt ein ernstzunehmender Kommentar zeitgenössischer politischer Entwicklungen in Österreich - aber läßt sich der Roman als solcher verstehen? Müssen wir dem Produktionsteam des Films nicht vielmehr dankbar sein, uns vor den düsteren Prophezeiungen, den dunklen Visionen eines österreichischen Schriftstellers bewahrt und verschont zu haben, der seit geraumer Zeit im Ausland lebt, wo er scheinbar nicht mehr registriert, daß etwas sich ändert.
Als hätte sich die Situation in Österreich seit seinem Umzug festgefroren, ruft uns Haslinger als greiser Seher Tips und Flüche zu; gibt den Rechten ihre Ideen und Stichworte, bzw. müssen die Rechten ja nicht verrückt sein, um so etwas zu tun. Diese Art von Realismus hat ausgedient.
Sylvia Szely
31. Juni 1998