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Rainer Maria Rilke: Wenn die Uhren so nah ...

40 Gedichte
Sprecher: Reiner Unglaub
Spielzeit: 60 Min.
ISBN 3-89614-099-X
Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen 2002

Rilke-Gedichte, vor allem die bekannten, so zu sprechen, daß man sie gleichsam neu hören kann, ist nicht leicht. Die sonore Stimme Reiner Unglaubs ist eigentlich gut dazu geeignet, in den Sog der Gedichte hineinzuziehen. Allerdings wirkt das forciert Pathetische in der Betonung der Verse mitunter eher kontraproduktiv. Wenn bei der ersten Zeile des Gedichtes "Herbsttag" die Stimme bei "Zeit" und "schön" akzentuiert nach oben geht, wirkt das fast so, als sollte der Zuhörer abgeschüttelt werden. Natürlich ist gerade bei jenen Klassikern der deutschen Lyrik, wo der Zuhörer quasi auswendig mitrezitieren kann, eine unverbrauchte Lesart schwer zu finden und die Versuchung groß, die Rettung in Outrage zu suchen. Daß weniger hier oft mehr ist, zeigt Unglaub selbst an der wesentlich zurückhaltenderen Phrasierung etwa von "Der Panther" oder "Blaue Hortensie". Hier arbeitet er nicht so sehr mit Sprachmelodie als mit dem Faktor Zeit, und das scheint den Gedichten besser zu bekommen. (Wenn man hier etwas anmahnen möchte, dann allenfalls die besonders harte Betonung gleichlautender Binnenlaute wie die "angeSPannten Stille".)

Was an dieser CD etwas verstört, ist die Auswahl: Nicht daß auch ein paar weniger gelungene Gedichte - deren es bei Rilke doch einige gibt - darunter sind, sondern daß kein Konzept und keine Intention sichtbar wird. Wer die Auswahl getroffen hat, wird, wie leider häufig bei Hörbüchern, nicht mitgeteilt.

Literatur zum Hören, die gleichsam ungefragt vor vollendete Hörtatsachen stellt, muß anderen Anforderungen genügen als das gedruckte Buch, in dem nach Leserlust und -interesse geblättert werden kann. Beim Hören wirkt es nur willkürlich, wenn rein chronologisch bzw. eigentlich der Buchedition folgend aneinandergereiht wird. Denn die Gedichte aus dem Nachlaß sind wie in der Buchedition unabhängig vom Entstehungszeitpunkt am Schluß angefügt. Diese Information ist allerdings nicht dem Cover zu entnehmen, das sich auf die Reihung der Gedichttitel beschränkt, ohne Angabe von Entstehungsjahr und / oder Titel des Gedichtbandes. Um zu diesen Informationen zu gelangen, muß man zur Buchausgabe greifen. Die Anordnung der Gedichte sei deshalb hier verraten: 1 Gedicht aus dem Band "Mir zur Feier", 8 aus "Buch der Bilder", 26 aus "Neue Gedichte" und 5 aus dem Nachlaß.

So stolpert man unvermutet immer wieder in dieselben Themen (Kindheit, Liebe usw.) hinein, aus denen man zwischendurch wieder vertrieben worden ist, ohne die Chance, stimmungsmäßig einige Zeit bei einer Sache zu bleiben und dabei Gestaltungsvariationen eines Themas in verschiedenen Lebensabschnitten am Stück präsentiert zu bekommen. Das ist weder für Rilke-Liebhaber noch zum Kennenlernen für Rilke-Neulinge eine befriedigende Variante.

Originalbeitrag

Evelyne Polt-Heinzl
23. Juli 2002

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