Er muss dann, denkt er, etwas übersehen, in irgendeiner Phase seines Lebens den Anschluss verloren haben, denn die Menschen, die ihm einst so zugänglich und allgegenwärtig schienen, haben sich mittlerweile zurückgezogen, verschanzt in Bollwerken aus biedermeierlicher Privatheit, beruflichen Positionen und fest gefügten Freundeskreisen. In einem unauflöslichen Gemenge aus Erfüllung und Ermüdung, kleinem privaten Glück und Resignation haben seine einstigen Freunde in Pauls Augen ihre klaren Umrisse verloren, so wie sie auch ihre Visionen verloren oder aufgegeben haben, nach denen sie einst zu leben vorgaben und es eine Zeit lang vielleicht auch taten. Heute scheint jeder genug erfahren und erreicht zu haben, scheint endgültig zu wissen, wo er hingehört, welche Menschen sein familiäres, freundschaftliches und berufliches Umfeld ausmachen und welche Rolle er darin einnimmt. Veränderungen sind auf diesen konzentrisch geordneten Lebensbahnen allenfalls als Karriereschritte vorgesehen, als Umzug von der Wohnung ins eigene Haus oder auch als Zuwendung immer älterer Männer zu immer jüngeren Frauen, kaum hingegen als Tiefgang oder Höhenflug, als überraschender Wechsel der Perspektiven.
© 2008 Leykam Verlag, Graz.