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Leseprobe: Michael Köhlmeier - "Roman von Montag bis Freitag."



Er kannte mich und ich kannte ihn. Aber mir fiel nicht ein, woher wir uns kannten. Ich hatte die Ahnung einer unangenehmen Begegnung. Ich sah ihm an, daß er sich im Gegensatz zu mir sehr genau erinnerte, und daß auch er Unangenehmes mit mir verband. Unter seiner Lippe hing ein schmales, schwarzes Bärtchen, offensichtlich gefärbt. Die Haare waren ebenfalls gefärbt. Sein Äußeres half meiner Erinnerung nicht weiter.
Er stand im ADEG bei den Kassen in der Reihe neben mir. Ein sehr dünner, großer Mann, ungefähr in meinem Alter, er hatte die Unterarme auf seinen Wagen gestützt, beugte sich weit über den Einkaufskorb.
Wir grüßten einander. Er sagte: "So sieht man sich wieder." Das klang wie: Ich hätte nicht gedacht, daß wir zwei uns jemals wiedersehen. Und das konnte doch nur heißen: Es wäre besser für uns beide, wenn wir uns nie wieder gesehen hätten.
Vor ihm in der Reihe wartete eine Frau, die kannte ich, ich wußte, wie sie hieß, und sie wußte, wer ich war, wir kannten uns seit unserer Kindheit. Wir grüßten uns nie, nickten höchstens. Auch wir beide teilten eine unangenehme Erinnerung. Sie war etwas jünger als ich, was heute keinen Unterschied machte; aber damals schon, als wir sieben und acht waren.

(S. 7f.)

© 2004, Deuticke, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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