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Leseprobe: Wolfgang Hermann - "Mit dir ohne dich."



Paul nimmt mich mit ins Cats and Dogs. Zwei nackte Frauen sitzen an einem Tisch und bemalen sich gegenseitig in aller Ruhe, als wären sie ganz allein in dem Raum, von Kopf bis Fuß. An der Bar sitzt eine etwa sechzigjährige nackte Frau mit riesigen Brüsten, an denen je ein Kerl saugt. Zwischen ihren Beinen steht ein Zwerg und leckt sie. Sie trinkt ihren Drink, als gehe sie das alles nichts an, plaudert gelangweilt mit dem Barkeeper. Im Hintergrund ein Paar auf einem großen Bett. Er nimmt sie von hinten, während Typen danebenstehen und sich einen runterholen. Ich möchte nicht hinsehen und sehe doch hin. Ich gehe auf die Tanzfläche und beginne zu tanzen. Zwei Männer umkreisen mich mit gierigem Blick und grapschen an mir herum. Da kommt Paul und führt mich zu einem Stuhl. Dann verliere ich ihn aus den Augen. Ich fühle mich schutzlos und sehe keinem in die Augen. Neben mir befingern sich zwei Frauen in einer Lederschaukel. Sie sind schön, sie genießen es, dass man ihnen zusieht. Zwei Typen setzen sich zu mir, sie berühren meine Brüste, streichen über meine Beine. Ein dritter tritt von hinten hinzu und beginnt, meinen Nacken zu massieren. Ich bin verkrampft, spüre keine Lust, lasse es aber geschehen, da ich nichts falsch machen möchte. Einer der Männer streichelt meine Möse, ich spüre nichts. Er sagt irgendwas, ich verstehe nichts, die Musik ist zu laut. Nun redet auch der andere, ich verstehe nichts. Die drei machen mir Zeichen, dass ich ihnen in einen Nebenraum folgen soll. Ich schüttle den Kopf und stiere auf den Boden, bis sie abziehen. Dann baut sich eine stark geschminkte Frau in rosarotem Morgenmantel vor mir auf, tänzelt vor mir herum, presst ihre Brüste, zwinkert mir zu und lässt ihren Hintern kreisen. Sie macht einen Schritt auf mich zu, öffnet ihren Morgenmantel und lässt mich ihren steifen Schwanz sehen. Ich lächle, als sähe ich nichts, stehe auf und gehe zur Toilette. Danach suche ich Paul und sage ihm, dass er mich nicht allein lassen soll. Er lacht und fragt mich, wieso ich nicht mit den drei Typen mitgegangen sei. Die hätten mich bestimmt gut gefickt. Scheinheilig frage ich ihn, welche von den Frauen ihm am besten gefällt. Er meint, die beiden jungen Frauen wären okay, aber ich sei die schönste und er wolle nur mit mir schlafen. Ich hätte freie Hand, sagt er, ich könne mir nehmen, was mir gefalle. Ich will heute nur dich, sage ich ihm, denn ich fühle mich verloren. Wir gehen nach Hause. Ich bitte ihn, mit mir zu schlafen. An diesem Abend will ich nur seine Frau sein, er soll mein Mann sein.
(S. 64f)

© 2010 Haymon Verlag, Innsbruck.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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