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Leseprobe: Ingram Hartinger - "Das letzte Heft."



Wofür all die Bücher? Intelligenz interessiert mich nicht, Erkenntnis ihrerseits genügt nie. Obsessionen sind mir verdächtig. Es ist etwas anderes, was ich suche, was ich möchte – außerhalb von Büchern. All die Zeit über hechle ich nah der Flamme im Augengrund von Männern und Frauen. Eine Kraft, die entzündet, die fruchtet, Klarheit erzeugt. Etwas von dem Typus: Wir sind hier, jetzt. Diese Flamme möchte ich niemandem wegnehmen, wozu sie ursprünglich da war, will ich nicht verstehen müssen. Sie wieder erfinden, sie betrachten möchte ich. Sie ist diejenige, die man niemals verrät. Flamme, Seelentier. Oder eine Klinge sensibilisieren, was jede aufrichtige Lektüre ersetzt. Dokumentieren sie das unsagbare Glück, die Bücher? (S. 116)

Ein Rest von Trauer mischt sich in das noch nicht Benennbare. Da mich Eitelkeit kitzelt, verlasse ich den Schreibtisch, schneide mit dem Messer Zeichen meines einsamen Denkens in die Zuckermelone. Will ab nun aus dem Fenster hinaus- und in die Luft hineinschreiben. Auf dem Festland der Welt kommen mir lauter dumme Gedanken. Dass ich sie aussprechen musste, nehme ich mir nicht übel. Dafür schmeckt Zuckermelone umso besser. Morgen jedoch wieder am Schreibtisch, beim hurtigen Verbrennen meiner hungrigen Verkörperung, so sichere ich Bedeutung durch ständige Negation. Und doch – alles Blödsinn! Flussgeräusch, kühl und sachlich. Darunter alles Wortgeröll, die Bilder sprechen mich nicht frei, und meine Hoden werden mit Feile und Sandpapier geschliffen. Bis eine unbefleckte Sängerin die Reste aufklaubt." (S. 156)

Aus dem artesischen Brunnen schießen Bagatellen hervor, die dann obstinat zirkulieren. Was stattdessen wirklich hinterfragt werden müsste, wäre ein Komplex wie unbestimmte Gestimmtheit. Denn jenseits der Katastrophenabdrücke und Spritzer an der Unterseite der Erde ist der verdutzte Mensch, dem es Tränen wegriss, ohne rechte Überlegungen zum Gebrauch von Begriffen, Sätzen. Gestimmtheit – was ist das? Axiome, kurze, nicht verzweifelte Sätze am Anfang, um die Gegenwart nicht zu verpassen. Laues herbstliches Wasser. (S. 167)

© 2009 Wieser Verlag, Klagenfurt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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