logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   

FÖRDERGEBER

   Bundeskanzleramt

   Wien Kultur

PARTNER/INNEN

   Netzwerk Literaturhaeuser

   mitSprache

   arte Kulturpartner
   Incentives

   Bindewerk

kopfgrafik mitte

Stendhal: Rot und Schwarz

Aus dem Französischen von Friedrich von Oppeln-Broniowski
Hörspielbearbeitung: Helmut Peschina
Sprecher: Markus Meyer, Linda Olsansky, Matthias Walter, Detlev Eckstein, Chris Pichler, Jaschka Lämmert u.v.a.
Regie: Marguerite Gateau
Musik: Christian Zanesi
Produktion: Deutschlandradio Kultur / Österreichischer Rundfunk 2005
3 CDs
Spieldauer: ca. 190 Min.
ISBN: 3-89940-467-X
München: der hörverlag, 2005

Stendhal ist 47, als "Rot und Schwarz" erscheint. Er hat bereits Biografien, Reiseberichte und Essays veröffentlicht. Seinen Durchbruch als Schriftsteller verdankt er hingegen diesem seinem ersten Roman, der zugleich die Epoche des literarischen Realismus einleitet.

Schauplatz der Handlung ist ein Dorf im französischen Jura kurz vor Ausbruch der Julirevolution von 1830. Der Protagonist Julien Sorel hat als schwächlicher Sohn eines Zimmermanns denkbar schlechte Karten im Kampf um Anerkennung und soziale Position. Ohne Schulbildung, aber mit wachem Verstand und dem Zorn des Gedemütigten ausgestattet, versucht er, seiner Herkunft zu entrinnen.

Aufgrund seiner hervorragenden Lateinkenntnisse, die er dem Dorfpfarrer verdankt, wird er von M. de Rênal als Hauslehrer eingestellt. Bald hat er sich die Gunst seiner Dienstgeber erworben, und Mme de Rênal muss sich gestehen, dass der junge Mann nicht nur Geist besitzt, sondern auch gut aussieht.
Es entspricht der fatalen Logik des Romans, dass sich die Dame in den Hofmeister verliebt. Als die Affäre ruchbar wird, muss Julien die Stelle verlassen und tritt ins Priesterseminar von Besançon ein. Auch dort sticht er durch seinen Stolz, sein scharfes Urteilsvermögen und den Drang zu reüssieren hervor. Juliens Begabung spricht sich herum, und so kommt es, dass er dem Marquis de la Mole als Privatsekretär empfohlen wird. Er geht nach Paris und erfüllt mit viel Geschick die ihm übertragenen Aufgaben. Dennoch leidet er. Dem nach Wahrhaftigkeit dürstenden Mann ekelt vor der Heuchelei und berechnenden Arroganz der adeligen Gesellschaft. Sein Innerstes erfüllt "eine geheime Glut", der schließlich Mathilde, die ebenso hochmütige wie geistreiche Tochter des Hauses verfällt.

In der Tat unterscheidet sich Julien von den platten, konformistischen Schwätzern, die um die Gunst des Marquis buhlen und den jungen Sekretär letztlich als einen armseligen Domestiken betrachten.
Dem ehrgeizigen Emporkömmling gelingt indessen das Unglaubliche: Mathilde zieht den zahlreichen standesgemäßen Freiern ihren bürgerlichen Liebhaber vor und erzwingt die Heirat mit Julien, der sogar in den Adelsstand erhoben wird.
Juliens Glück und Zufriedenheit sollte nun nichts mehr im Wege stehen. Doch da erreicht den Marquis ein verleumderischer Brief, in dem der junge Mann als Verführer und gemeiner Opportunist denunziert wird. Unterzeichnet ist das Schreiben von Mme de Rênal.
Von blindem Zorn getrieben, feuert Julien drei Schüsse auf seine frühere Geliebte ab. Wiewohl sie mit leichten Verletzungen davonkommt, wird der Täter zum Tode verurteilt.

Die von Wechselfällen geprägte Laufbahn des Helden und sein Untergang machen "Rot und Schwarz" zum bestürzenden Hörerlebnis. Dieser Eindruck wird durch geschickte Kürzung längerer beschreibender Passagen noch verstärkt. An die Stelle ausführlicher Schilderungen treten dialogische Sequenzen, die zwar Stendhals Seelenstudie ein wenig abflachen, der Handlung indes zu größerer Dramatik verhelfen.
Als durchaus interessanter Kunstgriff erweist sich der Rekurs auf das französische Original an markanten Stellen. Während also Schlüsselpassagen in der Fremdsprache vorgetragen werden, tritt allmählich und unmissverständlich der deutsche Text auf den Plan. Hörer, die des Französischen mächtig sind, werden dieses Zugeständnis an "Le Rouge et le Noir" begrüßen.

Helmut Peschinas Hörspielfassung zeichnet sich ferner durch eine gelungene Geräuschkulisse aus, die den Zuhörer mitten ins Geschehen versetzt. Wesentlichen Anteil an der schönen akustischen Umsetzung von Stendhals Text haben naturgemäß die Sprecher. Es bestechen dabei vor allem die tragenden Rollen, als da sind Julien Sorel (Markus Meyer), der eine beeindruckende stimmliche Entwicklung von jugendlicher Schüchternheit bis zu selbstbewusster Überlegenheit durchmacht; eine schüchterne, introvertierte Mme de Rênal (Chris Pichler) und eine aufbrausend-arrogante Mathilde de la Mole (Jaschka Lämmert). Insgesamt überzeugt die vorliegende Bearbeitung als eigenständiges Kunstwerk, bei der sowohl Einsteiger als auch Kenner von Stendhals Oeuvre auf ihre Rechnung kommen.

Originalbeitrag

Walter Wagner
14. September 2005

Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Radio rosa 12 – Verena Dürr | Ilse Kilic | Caroline Profanter | Sophie Reyer

Do, 20.09.2018, 19.00 Uhr Text-Sound-Performances "Warum sind wir da, wo wir sind, wenn...

Gabriele Petricek Die Unerreichbarkeit von Innsbruck (Sonderzahl, 2018)
Jürgen Berlakovich Tobman (Klever, 2018)

Fr, 21.09.2018, 19.00 Uhr Neuerscheinung Herbst 2018 | Buchpräsentationen mit Lesungen &...

Ausstellung
ZETTEL, ZITAT, DING: GESELLSCHAFT IM KASTEN Ein Projekt von Margret Kreidl

ab 11.06.2018 bis Juni 2019 Ausstellung | Bibliothek Der Zettelkatalog in der...

Cognac & Biskotten

Das schräge Tiroler Literaturmagazin feiert seinen 20. Geburtstag und präsentiert sich mit einer...

Tipp
flugschrift Nr. 24 von Lisa Spalt

Wenn Sie noch nie etwas vom IPA (dem Institut für poetische Allltagsverbesserung) gehört haben,...

Literaturfestivals in Österreich

Sommerzeit - Festivalzeit! Mit Literatur durch den Sommer und quer durch Österreich: O-Töne in...