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Leseprobe aus »Einhornzauber« von Tanya Carpenter

ELFENBUCH
ELFENBUCH

Tanya Carpenter, Gabriele Ketterl, Tanja Bern
Kurzgeschichtenband / Phantastik

TextLustVerlag
Covergrafik: Crossvalley Smith
Covergestaltung: Atelier Bonzai
Innengrafiken: Crossvalley Smith

Kaffeepausengeschichten: Band 9
Taschenbuch, 60 Seiten
ISBN: 978-3-943295-60

Apr. 2013, 4.95 EUR
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Dumpfes Grollen drang an Lilliabés Ohren. Es klang wie Donnerschläge.
Nein, vor Gewittern hatte sie Angst. Sie runzelte die Stirn und suchte nach einer Alternative, die ihr weniger Furcht einjagte.
Eine Trommel! Das war es.
Die junge Sidhe hielt die Augen geschlossen und versuchte sich vorzustellen, dass die monotonen Schläge ihren Ursprung in den Ritualtrommeln hatten, mit denen sich die Einhorn-Priesterinnen in Meditation versetzten. Für einen Augenblick gelang es ihr sogar. Ihr Herzschlag nahm den Rhythmus auf. Vor ihrem inneren Auge entstand der Tunnel aus goldenem Licht, der im Takt der Trommel pulsierte und sie mit jedem Ton tiefer führte. Sie glitt in sich selbst hinein, zu ihren Wurzeln, ihrem Ort der Kraft. Eine Flucht vor der Realität, die unweigerlich über sie hereinbrechen musste, sobald die Trommelschläge verklingen würden.
Lilliabé stieß einen leisen Fluch aus. Warum nur hatte sie ihre Gedanken nicht unter Kontrolle? Es half nichts. Sie gab sich geschlagen und öffnete die Augen wieder. Spähte in der Dunkel-heit ihres Versteckes nach oben, wo sich andere Einhorn-Priesterinnen bereit machten, den Feind zurückzuschlagen, sollte es ihm gelingen, mit dem Rammbock das Tor des Tempels einzureißen.
Einerseits war Lilliabé froh, dass die Wahl auf sie gefallen war, das Buch der Einhörner zu beschützen und im schlimmsten Fall durch die Geheimgänge in Sicherheit zu bringen. Andererseits plagte sie aber auch das schlechte Gewissen, dass sie nicht mit den Anderen gegen die Troux in den Kampf zog. Immerhin war es die Pflicht einer jeden Sidhe im Tempel, die Einhörner mit dem eigenen Leben zu schützen. In ihnen lag die Magie und die Kraft Gwendaras. Ohne die Einhörner gerieten das Jahresrad und die Lebenszyklen ins Stocken. Darum kümmerten sich die Sidhe seit Anbeginn der Zeit um diese wundervollen, sanftmütigen Tiere, damit ihnen kein Leid geschah.
Doch nun waren dunkle Zeiten über ihre Welt hereinge-brochen. Seit der Zauberer Nofra mit seinen Troux in Gwendara eingefallen war, machte er Jagd auf die Einhörner. Er fing sie und sperrte sie in Käfige, um sich ihre magischen Kräfte zunutze zu machen. Außer-dem versklavte er jede Sidhe, die ihm in die Hände fiel, machte sie durch schwarze Magie zu willenlosen Ge-schöpfen und ließ sie für sich arbeiten. Manche auf sei-ner Burg, andere in den Minen, wo sie merkwürdige Substanzen für seine Alchemie abbauen mussten. Viele Sidhe waren schon gestorben. Immer wenn eine von ihnen in die Anderswelt ging, erschien deren Name in den Chroniken, die in dem Buch der Einhörner geführt wurden. Wie dies geschah, wussten auch die Sidhe nicht. Nur, dass es ein Teil der Magie war, die den Einhörnern innewohnte.
Neben den Chroniken der Sidhe war in dem Buch auch der Lebensbaum der Einhörner verzeichnet. Auf beides hatten die Sidhe keinen Einfluss. Die Zeilen füll-ten sich von selbst, wenn ein Leben kam oder eines ging.
Die Einhorn-Priesterinnen füllten hingegen die Seiten mit ihrem Wissen über Kräuter und andere Pflanzen, die Jahresfeste, die Sternenbilder und die Nachrichten aus der Anderswelt. Das Wissen in diesem Buch war heilig. In der Hand von Nofra wäre es jedoch eine gefährliche Waffe, die alle Hoffnungen, Gwendara wieder von seiner Herrschaft zu befreien, zunichtemachen würde.
Eine weiche Nase stupste Lilliabé sacht an der Schulter.
»Scht! Nicht Beavelle. Wir müssen leise sein.«
Die graue Einhornstute ließ ein leises Brummeln vernehmen, woraufhin Lilliabé ihr einen mahnenden Blick zuwarf. Genau wie sie selbst, war Beavelle noch sehr jung. Sie waren am selben Tag geboren worden und ebenso wie Einhörner wurden auch Sidhe viele hundert Jahre alt. Darum waren die zwanzig Sommer, die sie gemeinsam im Tempel und in den umliegenden Wäldern ver-bracht hatten, kaum der Rede wert.
Eine Seelenbrücke verband Beavelle und Lilliabé. Sie wussten, was die Andere dachte und spürten, wenn Gefahr drohte, auch wenn sie räumlich voneinander getrennt waren. Manchmal gelang es Beavelle sogar, ein Feentor zu erzeugen und so Zeit und Raum zu überwinden, um zu ihrer Freundin zu gelangen. Aber dies war bisher ihr Geheimnis geblieben, denn es war verboten, leichtfertig Tore zu erzeugen.
Liebevoll streichelte Lilliabé der Stute die Stirn, wo bisher statt eines Horns nur ein kleiner schimmernder Stern prangte. Erst mit den Jahren wuchs das Horn eines Einhorns heran und mit ihm auch dessen Magie. Für die Stute war es noch viel schwerer, hier unten in den engen Gängen eingesperrt zu sein und abzuwarten. Sie war es gewohnt, frei durch Wälder oder über Wiesen zu laufen. Kannte nicht einmal einen Stall. Es musste erdrückend auf sie wirken, sich kaum umdrehen zu können.
»Alles ist gut, meine Freundin. Sie werden uns sicher bald wieder hier raus lassen.«
Noch während Lilliabé dies sagte, fiel ihr auf, dass die Schläge verstummt waren. Im ersten Augenblick machte ihr Herz einen Sprung, doch dann bemerkte sie, dass die Stille etwas Gespens-tisches besaß.
Hätten die Einhorn-Priesterinnen nicht jubeln müssen, wenn die Troux aufgehalten worden waren? Doch wenn das Tor auf-gebrochen worden war, dann hätte es doch Kampfeslärm im Tempel geben müssen. Warum war nichts zu hören?
Lilliabé wollte am liebsten nachsehen, was da oben los war. Die Ungewissheit war wie eine nagende Ratte in ihrer Seele. Sie hielt den Atem an und lauschte angestrengt. Minuten strichen zäh dahin, doch an der Lautlosigkeit änderte sich nichts.
»Beavelle, was machen wir denn jetzt?«, flüsterte die Sidhe unsicher und biss sich auf die Lippe. Ihre Stute war weniger zögerlich. Sie stieß mit ihrer Nase gegen die Ledertasche, in der Lilliabé das Buch verstaut hatte und drehte sich tänzelnd in dem schmalen Gang um, bis sie in Fluchtrichtung stand.
Die Priesterin blickte zwischen dem Einhorn und dem Tempel-boden über sich hin und her. Natürlich hatte das Buch Vorrang. Es musste unter allen Umständen in Sicherheit gebracht werden, und wenn der Tempel dies nicht mehr gewährleisten konnte, war es ihre Aufgabe, es zu einem der Elfenvölker zu bringen. Doch konnte sie ihre Priester-Schwestern einfach im Stich lassen? ...


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