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Leseprobe 1

SHERLOCK HOLMES UND DIE RUINEN VON ROUGEMONT
SHERLOCK HOLMES UND DIE RUINEN VON ROUGEMONT

Barbara Büchner
Novelle / Crime

Arunya-Verlag
Covergrafik: Shikomo
Covergestaltung: Shikomo
Innengrafiken: Shikomo

BAKER STREET TALES: Band 6
eBook, 70 Seiten

Jul. 2017, 2.99 EUR
auch als eBook erhältlich

Vor drei Jahren, im August 1871, hatte Givenchy Hals über Kopf die gesamte Dienerschaft entlassen, und sobald er mit seiner Familie allein auf dem Gut war, seine Gattin, Kinder und seine alte Mutter, meuchlings erschossen. Danach war er in den Rennstall gegangen und hatte ein Dutzend edler Pferde eines nach dem anderen abgeknallt. Gewehre und Petroleumkanister von einem Raum in den anderen schleppend, war er durch das weitläufige Gut gestolpert und hatte alles Lebendige getötet bis zu den Kaninchen im Gatter und den frei herumfliegenden exotischen Vögeln in der Orangerie, und in jedem Gebäude, in dem er Leichen und Kadaver hinterließ, hatte er Feuer gelegt. Als die von dem wiederholten Krachen der Schüsse und den aufsteigenden Rauchwolken alarmierten Dörfler herbeieilten, fanden sie seine Leiche im Gewächshaus, buchstäblich im Blut schwimmend, denn als sich Givenchy zuletzt den Lauf einer Pistole in den Mund steckte, hatte er das in dem seichten Becken des sogenannten Orchideen-Teiches getan. Es musste ein grauenvoller Anblick gewesen sein: Sein Kopf war unter der Gewalt der Detonation buchstäblich explodiert, sodass sich Blut, Hirnmasse und Knochenfragmente in einem grausigen Regen auf den Blättern und Blüten verteilten.
So starb der reiche Mann, der wie ein ägyptischer Pharao alles mit sich in den Abgrund des Todes reißen wollte, was seinen Namen trug. Es war ihm gelungen. Mit dem Massaker war die Familie Givenchy erloschen. Rougemont war bis auf die Grundmauern abgebrannt, die Orangerie ausgenommen, die abseits am Ende des weitläufigen Englischen Gartens stand. Spuren wie verkohlte Palmstämme und verrußte Glasscheiben ließen zwar erkennen, dass auch dieses Gebäude ein Raub der Flammen werden sollte, aber offenbar hatte der Rasende es nicht zustande gebracht, in dem von Feuchtigkeit triefenden Treibhaus einen hinreichend starken Brand zu entfachen.
Es hatte nie irgendwelche Zweifel daran gegeben, dass die Tragödie so abgelaufen war, wie ich sie eben geschildert habe. Es gab auch einen guten Grund für die Verzweiflungstat: Gegen Givenchy war eine polizeiliche Untersuchung eingeleitet worden. Er stand im Verdacht, dass er heimlich mit dem französischen Erzfeind der Krone Geschäfte gemacht habe – was auf Hochverrat hinausgelaufen wäre, da in seinen Gießereien vorwiegend Bestandteile für Kriegsgerät hergestellt wurden. Es gab niemand, der ihm eine solche Untat nicht zugetraut hätte, denn Gilbert Givenchy war ein Mensch gewesen, dem man nach Möglichkeit aus dem Weg ging. Bei all seinen beachtlichen geschäftlichen Fähigkeiten und seiner hohen Intelligenz war er ein Troglodyt gewesen, eine geradezu vormenschliche Kreatur, unfähig zu jeglicher Empathie und Rücksichtnahme auf andere. Ein beinharter Leuteschinder, hielt er sich für volksnah, weil er sich vulgärer gebärdete als der primitivste seiner irischen Arbeiter; er klopfte jedem Tom, Dick und Harry auf die Schulter, während er die Leute gnadenlos ausbeutete, und seine Familie tyrannisierte er auf die abscheulichste Art. Seine Feinde nannten ihn den „Menschenfresser im Maßanzug“. Der Coroner erkannte auf „Mord und Selbstmord im Zustand geistiger Umnachtung“, und der Fall war abgeschlossen.
Das Gerede allerdings ging weiter. Es drehte sich um den Verdacht, der in der bäuerlichen Nachbarschaft von Rougemont und in gewissen spiritistischen Kreisen seine Anhänger fand: Dass Givenchy – oder so viel Astralleib, wie noch von ihm übrig war – auch weiterhin alles Lebendige vernichte, das sich innerhalb seiner Bannmeile aufhielte. Vor allem aber bewache der bösartige Wiedergänger die Orangerie, den letzten noch halbwegs unzerstörten Rest seines ehemaligen Besitzes.
Von Neuem ins Gespräch gekommen war Rougemont vor einem Monat, als eine philanthropische Gesellschaft den Grund kaufen und dort ein Heim für Kriegsveteranen aufbauen wollte. Die sanfte, hellgrüne Hügellandschaft hatte den Leuten in die Augen gestochen, das milde Meeresklima mit seinem ständig leise wehenden, salzigen Wind und die Abgeschiedenheit, die sich auf so bequeme Weise mit der leichten Erreichbarkeit einer Großstadt paarte. Fast war der Handel schon abgeschlossen, da schwätzte irgendjemand die Geschichten vom ungeklärten Verschwinden der acht Personen aus. Die Philanthropen stutzten. Sie zögerten mit der Unterschrift unter dem Kaufvertrag. Kein Wunder! Wer wollte schon ein Heim für Invaliden an einem Ort bauen, an dem dann möglicherweise die Bewohner einer nach dem anderen verschwanden? Jedenfalls hatten sie darauf bestanden, dass erst einmal Licht in diese zwielichtige Sache gebracht wurde, ehe sie sich zu irgendetwas verpflichteten – sehr zum Missfallen der Grafschaft Kent, der die nutzlose, herrenlose Liegenschaft seit drei Jahren wie ein Mühlstein um den Hals hing. Die Lokalpolitiker hatten nicht mehr viel Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Grafschaftspolizei gehabt, also wandte man sich an Scotland Yard, und der Yard hatte bei Sherlock Holmes angeklopft. Der aber hatte mürrisch abgewehrt: Er lasse sich nicht die Narrenkappe eines Geisterjägers aufsetzen.
Seither lebten wir in einem Zustand der Zwietracht mit Misses Hudson. Diese hatte enge Verwandte in dem Dörfchen Red Hill, die von der militärischen Nachbarschaft profitiert hätten. Sie besaßen das einzige Gasthaus der Ortschaft, „Kings Arms“, und hatten schon damit gerechnet, dass ausgediente Soldaten sicher gern einmal einen trinken gehen würden. Sonst hatten sich ja Fuchs und Hase in dem verstaubten Nest gute Nacht gesagt. Sie waren nun sehr verärgert, dass ihnen das Huhn, das goldene Eier legte, vielleicht auf Nimmerwiedersehen verschwand. Voll Mitgefühl am Wohlergehen ihrer Verwandtschaft drängte unsere Hauswirtin mit Leidenschaft darauf, dass Sherlock Holmes diesen Fall löste. Bis das geschehen war, so gab sie uns zu verstehen, würden wir nicht mit der gewohnten Sorgfalt bedient. Das bedeutete „zufällig“ beim Bügeln zerknitterte Hemden, lauwarmen Tee und ungeputzte Stiefel. Dazu kamen fast tägliche Klagen über Holmes´ Extravaganzen und eindringliche Hinweise darauf, dass keine andere Hauswirtin in London bereit wäre, einen solchen Mieter bei sich aufzunehmen. Ich fühlte mich so sehr unter Druck gesetzt, dass ich nahe daran war, mich im Alleingang um die Sache zu kümmern.


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