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Tochter der Dunkelheit

Ruf des Blutes
TOCHTER DER DUNKELHEIT

Tanya Carpenter
Roman / Dark Fantasy

Sieben Verlag

Ruf des Blutes: Band 1
Taschenbuch, 356 Seiten
ISBN: 978-394023512-1

Sep. 2007, 1. Auflage, 19.50 EUR
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Als ich mich am Abend meiner Rückkehr schließlich müde in mein Zimmer direkt unter dem Dach zurückzog, war ich glücklich, endlich wieder zuhause zu sein. In meinem eigenen kleinen Reich. Wenn ich aus dem Fenster sah, konnte ich den See und fast den ganzen Wald dahinter überblicken. Von meinem Bett aus konnte ich durch das kleine Schrägfenster im Dach die Sterne funkeln sehen oder mich verträumt dem Anblick des Mondes hingeben. Ich fand es auch wunderschön, wenn es regnete und die Tropfen in kleinen Bahnen an der Scheibe hinunterrannen. Das Zimmer war nur spärlich eingerichtet, denn viel brauchte ich nicht. Ein großes, bequemes Bett, das von einem hellblauen Gazevorhang umhüllt wurde, einen Toilettentisch und zwei Kleiderschränke für meine Sachen. Die Wände hatten wir mit Holz ausgeschlagen. Und mein Herzstück war der alte Holzofen in der Ecke. Ich konnte stundenlang in die knisternden Flammen schauen. An das Zimmer grenzte noch ein kleines Bad mit Dusche, Waschbecken und WC an – und dem außerordentlichen Luxus einer großen Badewanne, in der ich herrlich die Seele baumeln lassen konnte. Hier in diesen beiden Zimmern war meine Zuflucht.

An diesem Abend bemerkte ich jedoch schon beim Eintreten, dass etwas anders war. Ich fühlte mich nicht allein, obwohl ich niemanden sehen konnte. Schließlich schob ich das Gefühl auf meine Erschöpfung zurück und begann, mich auszuziehen. Nackt stellte ich mich vor den großen Spiegel und bürstete meine langen roten Haare. Das Licht der Kerzen auf dem Toilettentisch verfing sich in den Strähnen und ließ sie wie Feuer aufblitzen. Ich war ganz zufrieden mit mir. Mein Körper war schlank und sehnig ,muskulös, aber trotzdem noch sehr weiblich. Aus meinem Gesicht blickten mich zwei smaragdgrüne Katzenaugen an, und die sinnlich geschwungenen Lippen lächelten entspannt.

„Merveilleux! Sie sind wunderschön!“

Ich stieß einen leisen Schrei aus. Noch während ich herumwirbelte, um zu sehen, wer das gesagt hatte, griff ich nach meinem Nachthemd, das auf dem Stuhl lag und hielt es vor mich.

„Sie können sich Ihre Scham sparen. Ich begleite Sie schon eine ganze Weile, und es gibt nichts an Ihnen, was ich nicht schon gesehen hätte.“

Ich errötete bis in die Haarspitzen. Der Fremde, der das gesagt hatte, quittierte dies mit einem Lächeln. Er stand im Schatten, aber ich sah seine Zähne aufblitzen.

„Wer sind Sie, und wie kommen Sie hierher?“

Er trat aus dem Schatten, und es verschlug mir schier den Atem. Ich konnte mich nicht erinnern, je einen attraktiveren Mann gesehen zu haben. Groß, schlank und muskulös, mit schulterlangem schwarzem Haar, in welches der Kerzenschein ein irisierendes blaues Licht zauberte. Er hatte graue Augen, wie aus Eis, umrahmt von einem Kranz seidiger schwarzer Wimpern. Darüber feingeschwungene Brauen. Eine gerade schmale Nase bildete das Zentrum über sinnlichen weichen Lippen, die sich zu einem sanften Lächeln kräuselten. Seine Gesichtszüge waren markant, aber nicht hart. Die Haut porenlos und glatt, wie Marmor. Er wirkte sehr blass, was durch seine schwarze Kleidung und den langen dunklen Umhang noch verstärkt wurde. Er strahlte eine überirdische Kraft aus, die meine Sinne durchflutete. Beängstigend, aber nicht bedrohlich.
„Permettez! Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Armand de Toulourbet – Ihr ergebener Diener.“

Mit einer eleganten Bewegung verbeugte er sich tief vor mir, bevor er näher trat, um meine Hand zu ergreifen und sie an seine Lippen zu führen. Er fühlte sich warm und stark an. Jetzt, wo er mir so nah war, schien seine Aura jede Faser meines Körpers zu durchdringen. Aber obwohl er nur Zentimeter von mir entfernt stand, konnte ich ihn seltsamerweise nicht riechen. Er hatte absolut keinen Geruch. Weder nach Schweiß, noch nach Parfüm. Augenblicklich verursachte mir diese Erkenntnis eine Gänsehaut. Die Frage, wer er war, rückte in den Hintergrund. Viel wichtiger erschien mir mit einem Mal, was er war.

„Ich bin froh, dass wir uns endlich persönlich kennen lernen, Melissa“, lenkte er meine Gedanken zunächst wieder ab. „Sie ahnen nicht, wie lange ich schon darauf warte.“

„Was hat Sie davon abgehalten?“, platzte es aus mir heraus. Ich brachte ihn damit zum Schmunzeln.

„Sie waren für einen näheren Kontakt mit der Welt des Übersinnlichen noch nicht bereit. Ich wollte den richtigen Zeitpunkt abpassen.“

Also war mein Eindruck richtig. Er war kein Mensch. Aber konnte er ein Geist sein? Bisher hatte ich diese nur als durchscheinende Gestalten kennen gelernt. Oft ungepflegt und verwirrt. Er war so gänzlich das Gegenteil davon. Er stand vor mir, wie ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ich konnte ihn berühren – und bei der Göttin! – ich wollte ihn berühren.

„Haben Sie keine Angst, ma chère. Ich werde Ihnen nichts tun, darauf gebe ich mein Wort – das Wort eines Gentleman. Ich bin weder Geist noch Dämon. Aber ich bin auch kein Mensch, wie Ihnen sicher klar ist. Und da Sie das Recht haben, zu wissen, worauf Sie sich einlassen – ich bin ein Vampir.“


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