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Nacht der Seelen

NACHT DER SEELEN
NACHT DER SEELEN

Jennifer Armintrout
Roman / Fantasy Romance

MIRA Taschenbuch
Originaltitel: Blood Ties Book 4: All Souls Night

BLUTSBANDE: Band 4
Taschenbuch
ISBN: 978-389941729-6

Jun. 2010, 8.95 EUR
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An diesem Tag, als ich im Bett hochschreckte, kaum schlucken konnte und gerade anfangen wollte, aus ganzer Kehle zu schreien, nachdem ich tief Luft geholt haben würde, legte sich eine Hand auf meinen Mund. Nathan war schon wach.
Sei still, warnte er mich durch die Blutsbande. Alle seine Muskeln waren angespannt, und durch unsere mentale Verbindung spürte ich, wie seine Furcht auf mich übersprang.
Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Seitdem wir aus Grand Rapids nach Chicago in Max' Penthousewohnung geflohen waren, hatte sich Nathan um nichts anderes als meine Genesung gekümmert. Ich war verstummt und praktisch wie gelähmt, nachdem Cyrus, mein einstiger Schöpfer und schließlich mein Zögling, gestorben war. Sobald ich von einem meiner zahlreichen Albträume abends aufgewacht war – denn schließlich machen wir Vampire die Spätschicht, was diese nervtötende Sache mit der Sonne angeht –, hielt mich Nathan in seinen Armen und versuchte, mich davon zu überzeugen, dass alles nur ein Angsttraum gewesen war, und dass er es nicht zulassen würde, dass mir etwas zustieß. Aber in diesem Moment spürte ich seine Nervosität und eine deutliche Verstörung durch unsere Blutsbande, dieser telepathischen und emotionalen Verbindung, die einen Vampir mit seinem Schöpfer aufs Engste miteinander verflechtet. Ich wusste, dass etwas nicht stimmen konnte.
Bevor er etwas sagen konnte, hörte ich von oben einen Rumms und jemanden gewaltig fluchen.
Da ist jemand in der Wohnung, schrie ich Nathan praktisch über unsere Verbindung ins Ohr. Langsam ließ der Druck seiner Hand auf meinem Mund nach.
Ich weiß. Deshalb habe ich dir ja gesagt, du sollst still sein. Ich gehe nachsehen. Er ließ mein Gesicht los und schlug die Bettdecke zurück. Aufgrund des schmalen Lichtstrahls, der durch die schweren Vorhänge fiel, konnte ich ahnen, dass es noch mitten am Tag sein musste. Max' Wohnung war extra so angelegt, dass es auch bei Tag so dunkel wie in einer Grabkammer war, so gut war sie vor unerwünschtem Sonnenlicht geschützt.
Sei vorsichtig, warnte ich Nathan. Als ob man vorsichtig sein konnte, wenn man einem Eindringling in seiner Wohnung nachstellte. Aber wenigstens trug Nathan eine Waffe.
Verdammt. Er trug keine.
"Nathan!", flüsterte ich ihm hinterher in der Hoffnung, dass wer oder was ihn auch immer nervös machte, mich nicht hören würde. Leider hörte auch Nathan mich nicht. Wahrscheinlich war er schon die halbe Treppe hinaufgeschlichen. Ich verdrehte die Augen, stand auf und zog mir die Jeans an, die auf dem Boden lag. Ich muss lächerlich ausgesehen haben, mit meinem Seiden-Nachthemdchen über der Jeans. Gott sei Dank befand ich mich ja nicht auf einer Modenschau. Aus der Schublade des Nachtschranks zog ich einen Holzpflock. Hast du nicht etwas vergessen?, fragte ich ihn gereizt durch die Blutsbande, denn ich wollte Nathan spüren lassen, wie genervt ich davon war, dass ich seinetwegen das kuschelige Bett verlassen musste. Ich wünschte mir, dass ich die Angst, die ich hatte, damit verschleiern konnte.
Du meinst, außer mir eine Hose anzuziehen?, witzelte er. Er fürchtete sich ebenso wie ich und versuchte, es mit einem Scherz zu überspielen.
Wir hatten in dem Zimmer geschlafen, in dem ich mit Max gewohnt hatte. Damals war der Bannspruch, den wir ausgesprochen hatten, um Nathan aus den Fängen seines Schöpfers zu befreien, völlig aus der Kontrolle geraten. Nein, das stimmte nicht ganz. Der Fluch hatte großartig funktioniert. Nur unsere Beziehung ging danach drunter und drüber. Ich war mit Max fortgegangen, um mein Leben wieder aufzuräumen, nur – und das schien der Fall zu sein, seitdem ich ein Vampir geworden war – schien sich die übersinnliche Welt nicht um ein Liebesdrama zwischen zwei Menschen zu kümmern. Nathans Schöpfer, der Souleater, der Seelenfresser, war immer noch da draußen und versuchte, zu einem Gott zu werden, um die Welt zu seinem persönlichen Futtertrog zu machen.
Auch wenn ich schon einige Zeit in dem Penthouse gewohnt hatte, kannte ich mich in der Wohnung immer noch nicht gut genug aus, um im Dunklen sicheren Schrittes herumzulaufen. Die Wohnung war riesig, und wie das in riesigen Wohnungen immer so ist, stehen überall kleine teure Beistelltischen mit scharfen Ecken herum, auf denen sich zerbrechliche Dekorationsobjekte befinden, die das Potenzial bergen, mit einem unglaublichen Getöse hinunterzufallen. Die Gästezimmer befanden sich im ersten Stockwerk. Wer oder was in die Wohnung eingebrochen war, musste durch den Haupteingang in der zweiten Etage oder durch die Tür im Dachgeschoss gekommen sein. Ich tastete mich an der Wand entlang und hielt jedes Mal inne, wenn ich einen Lichtschalter oder den Rahmen eines Gemäldes unter meinen Fingern spürte. Es tat weh, als ich mit meinen Zehen an die unterste Stufe der Treppe stieß, die nach oben führte. Ich fragte mich, wie Nathan es geschafft hatte, den ganzen Weg zurückzulegen, ohne zu stolpern oder zu fallen. Langsam stieg ich die Treppe hinauf und hielt mich am Geländer fest, während ich mich zwang, den Wunsch zu unterdrücken, hinaufzurennen und bei jedem Schritt laut aufzutreten. Oben schien kein Licht. Ich musste einfach so lange hochgehen, bis ich keine weitere Stufe mehr unter meinen Füßen spürte.
Oder bis ich etwas umstieß. Nathan drehte sich abrupt um, als ich mit ihm zusammenprallte. Er ergriff meine Arme, als wollte er mich zurückschubsen, aber er hielt inne, bevor ich ihm sagen musste, dass ich es war. Mach das nicht noch einmal, schimpfte er mit mir durch die Blutsbande.
"Tut mir leid", flüsterte ich und reckte den Hals, um an ihm vorbei den Flur hinunterzusehen. Wir standen auf der obersten Stufe. Der Marmorboden in der Eingangshalle erstrahlte unter dem sanften Licht der Lampen, die auf Schienbeinhöhe in die Wände eingelassen waren. Als Max' Schöpfer, Marcus, die Inneneinrichtung des Hauses plante, hatte er offensichtlich schon das Stolpern bei Tageslicht berücksichtigt. Nur schade, dass er die bodennahe Rundum-Beleuchtung nicht auch im Rest der Wohnung hatte installieren lassen. Im Dunkeln sahen wir einen Schatten vom Fuß der Treppe schnell in den dritten Stock zur Küchentür hinüberhuschen.
Na, da hätten wir ja schon mal einen, stellte Nathan ernst fest. Du bleibst hier.
Ich presste ihm den Pflock in die Hand und sah zu, wie er hinüberging. Ich fragte mich, wie lange ich wohl warten sollte, bis ich ihm folgen konnte. Gut genug kannte er mich, um zu wissen, dass ich mich seinem Befehl widersetzen würde. Aber wenn ich lange genug warten würde, wäre er mit dem Eindringling so beschäftigt, dass er mich nicht aufhalten konnte.
Die Küchentür öffnete sich und Licht schien auf den Flur. Noch nie hatte ich davon gehört, dass Einbrecher Licht einschalten. Jedenfalls machten sie das nicht im Kino. Auf der anderen Seite brachen Diebe auch nicht tagsüber ein. Es sei denn, der Einbrecher wusste, mit wem oder was er es zu tun hatte.
Wie haben sie uns so schnell gefunden?, rief ich unhörbar Nathan zu, während ich ihm zusah, wie er hinter der Tür verschwand. Sie fiel hinter ihm ins Schloss, sodass ich allein war und mich wieder an die Dunkelheit gewöhnen musste. Das ist ungerecht. Wir haben doch gar keine Zeit gehabt.
Und ebenso schnell spielte es keine Rolle mehr, was gerecht war oder was nicht. Es rief jemand, Nathan war es nicht, und das Geräusch von aufeinanderschlagendem Metall erklang. Ein Grunzen, ein dumpfer Schlag, etwas prallte gegen die Wand. Ich rannte die Treppe hinauf, während mir das Herz bis zum Hals schlug. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich exakt dieselbe Situation schon häufiger erlebt.
Ich stieß die Tür auf. Nathans Holzpflock lag auf den makellos sauberen weißen Fliesen. Das Regal mit den Töpfen, das sich über der Herdzeile inmitten des Raumes befand, war so gut wie leer, die meisten Pfannen und Töpfe lagen auf dem Boden verstreut. Die Arbeitsfläche war komplett leergefegt, als habe man einen Körper darüber hinweggezogen. So wie es aussah, war es Nathans Körper gewesen. Sein Angreifer hatte ihn auf den Rücken geworfen. Es war für einen Menschen keine leichte Angelegenheit, einen Vampir umzulegen, und es handelte sich eindeutig um einen Menschen. Ich konnte sein Blut und seine Angst riechen. Der Mann lag auf Nathans Brustkorb, seine Rückenmuskeln zeichneten sich unter seinem schwarzen T-Shirt ab. Dem dunklen V aus Schweiß auf dem Stoff nach zu urteilen, müsste er bald müde werden. Da er eine Pistole in seinem Hosenbund trug, schien er sich auf einen Kampf eingestellt zu haben.
Ich wusste, warum Nathan verlor. Er wollte vermeiden, einen Menschen zu verletzen, auch wenn sie es darauf abgesehen hatten, uns weh zu tun. Mir hingegen war es relativ egal, wenn der Angreifer möglicherweise einer von den Leuten des Souleaters war, der in der Tagschicht arbeitete. Vom Boden hob ich einen Topf auf, eine solide Kasserolle mit Kupferboden. Gerade als ich mit ihr ausholte, sah mir Nathan in die Augen und wusste, was ich vorhatte. Er griff nach den Handgelenken des Eindringlings und drückte sie herunter, dann schubste er ihn nach hinten. Nathans Kraft reichte aus, um den Mann durch die Küche segeln zu lassen, sodass er vor mir in Sicherheit war. Denn Nathan wollte auch nicht, dass ich einen Menschen umbrachte.
In Sekundenschnelle war er wieder auf den Beinen und ging auf den Menschen los, als ich schrie: "Nathan! Nicht! Er hat eine Pistole!"
Ich hörte den Schuss, bevor ich bemerkt hatte, dass der Mann schon wieder aufgestanden war. Nathan sackte auf dem Boden zusammen.

Copyright: 2008 by Jennifer Armintrout, für die deutsche Übersetzung: 2010 by Cora Verlags GmbH & Co KG, Übersetzung: Martha Windgassen

http://www.andrae-martyna.de
© http://www.andrae-martyna.de

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