
Leopold Federmair
SCHERBENHÜGEL
Prosa Oktober 2010 286 Seiten / 118x183 ISBN 978-3-9502828-3-2 Preis: EUR 23,10bestellen
SCHERBENHÜGEL / Leopold Federmair
Scherben, Splitter, Fragmente. Überreste von Gelebtem, Zeichen des Gebrauchs. Ingeborg Bachmann, die in Rom lebte und starb, hatte noch die Hoffnung, aus den Trümmern könnte das zerbrochene Ganze wiedererstehen. Wir haben gelernt, ohne diese Hoffnung auszukommen. Wir bestaunen die einzelnen Scherben und lassen sie, wie und wo sie sind. Aus ihrer Anhäufung entsteht eine andere Form. Das ist keine Hoffnung, sondern Tatsache. Es genügt, eines Nachts die Dachkammer zu verlassen, die abgetretene Treppe hinunter, und vor uns erhebt sich der unvermutete Berg, mit Pferden und Statuen bestückt, von Ratten unterwandert, immer im Rücken der Stadt.
Textprobe:
Als wäre ich immer in Rom gewesen. Immer und nie. Als gäbe es in meinem Leben eine dünne Schicht, so etwas wie ein Moskitonetz, das über allem liegt oder zwischen allem, und dieses Netz ist Rom. Immer da, lauernd. Nie ganz da. Zwischen den Punkten ist eine geringe Leere. Unendlich viele unendlich kleine Leerstellen. Ein Ja-Punkt, ein Nein-Punkt und so fort. Wie das Netz, das man im Herbst unter den Olivenbaum legt. Auf der einen Seite wird es von der kälter gewordenen Erde berührt, auf der anderen von den kleinen, noch sonnenwarmen Früchten.
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