NICHT EIN Licht
teilhabenden Brotes
vor uns.
Doch ist Gesetz
dass alles hinabsteigen muss
auf den Grat
des Namens.
Und manches muss
im Denken
dorngleich
erklärt werden
Das Bestehende:
noch ist zu besingen
helles Licht der Öllampe
wo die Sprache
am wenigsten wir erwarten
*
Wohin und zurück
Ich erinnere mich,
ich ging wohin,
ich ging zurück,
und was ist geblieben? Nichts mehr und
alles. "Was war, das ist und wird sein,
auch gegen sich selbst." Ein wenig
vom Leben, genug vom Tod,
ein Fluss ohne Wiederkehr, ein Fluss mit Wiederkehr,
Lärmen und Toben,
Mitleidigkeit des Todes, wovon ein Verrückter erzählt,
entschlafener Gott, der uns aufnahm
und nicht erkennt.
Aber was bleibt, ist das Leben.
*
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Bosko Tomasevic
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Biografie

Signatur von Bosko Tomasevic
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Port Bou, 27. September 1940
Immer öfter denke ich
an Walter Benjamin.
Übergang über die östlichen Pyrenäen.
Spanisches Ufer.
Port Bou. Die Geschichte, die Lisa Fittko erzählte.
Moosiges Morphium
ließen sie blühen,
verschlungen über des Zimmers Schlucht.
Nichts, das Vorzimmer zu durchlüften,
des Entschlusses Schleier zu heben.
Von dort schritt mein Gott aus,
den Kreis zu beschreiben.
Bruder, sumpfiger!
Lange schon
wartet auf uns Geduld,
ermutigend das Erkennen
eisigen Atems.
Anders brauchen uns
die Tatsachen.
Aber seltsam
(nicht wahr?)
keine Hilfe mehr zu wollen
in Hoffnungsbildern,
unaussprechlich
nach dem Maß von
Auge-Zunge.
*
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Autograph von Bosko Tomasevic
Wohin und zurück
Ich erinnere mich,
ich ging wohin,
ich ging zurück,
und was ist geblieben? Nichts mehr und
alles. "Was war, das ist und wird sein,
auch gegen sich selbst." Ein wenig
vom Leben, genug vom Tod,
ein Fluss ohne Wiederkehr, ein Fluss mit Wiederkehr,
Lärmen und Toben,
Mitleidigkeit des Todes, wovon ein Verrückter erzählt,
entschlafener Gott, der uns aufnahm
und nicht erkennt.
Aber was bleibt, ist das Leben.
*
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Wien, Vorfrühling
Für Milo Dor
Schmelzende Kuppeln mit ersten Grashalmen.
Vergoldet in steinernen Bauwerken
der Friede des Jahres und kristallenen Fäulnis.
Die Kaiser rufen nicht zum Krieg.
Am Graben erblüht Kafeeduft,
senkt sich ins Kathedralendunkel
und nährt die Krypten des Ahnentsaftes.
Vom Karlsplatz fliegen rote Trambahnen,
und über marmorne Ringe eilen sie
zum Belvedere, nach Schönbrunn.
Abends ergießen sich
helle Bisampelze in das Theater,
vornehme Schurrbärte nachmittäglicher Händler
sammeln den Staub der Bühne.
Schwarze Kolporteure schweben
durch das Dämmerlicht der Metro.
Gedämpft tönt die Arie des Gongs.
Mitternacht streut vereinsamtes Sternenlicht
über erblühende Mauern des morgigen Tages.
Nur eine kleine Schwärze noch
huscht aus goldeene Steinen
und wandelt kalt
zu den Schatten ungeteilter Zeit.
*
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DASSELBE Schöne
übertragbares Abendfeld,
welches das Sein
bis zum Morgengrauen
aufschiebt
und welches
die Stimme aufschiebt
bis zum letzten
Weg des Lesens,
terrestrisch.
Und welches das Wort aufschiebt
das unwirkliche
bis zum finsteren
Spiegel
der Schrift.
*
Ich versuche zu denken
wie groß waren die Freuden
wie duftete die Quitte im Zimmer
der Geruch gefrorener Wäsche
die Eltern und das weite Zimmer
alles was wir hatten in ihm allein
es war Vertrautheit Nähe
verglichen mit dem was kommen sollte
eines jeden in uns
eines jeden ohne uns
*
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