Rolf, Andrea und Dietmar
1. Divine
2. How do you think it feels
3. Instrumental (kurz)
Wir waren sechzehn, achtzehn und ich wohl schon zwanzig, Mitte der siebziger Jahre. Waren wir späte Hippies, Revoluzzer, Romantiker? Wir waren Imitatoren, vor allem bei der Musik. Die Gitarre war das alles verbindende Instrument. Ob sie nun Eric Clapton, Steve Winwood, David Gilmour oder Jethro Tull hießen, wir versuchten alles nachzuspielen. Wir, das waren damals drei Menschen, Andrea, Rolf und Dietmar. Eine Gruppe? Nein. Amateurhafte Hausmusik machten wir. Andrea im langen blauen Kleid mit weißer Spitzenbordüre und hoher Stimme. Rolf spielte akustische und elektrische Gitarre. Die spielte ich auch, aber wesentlich schlechter als Rolf und genauso anfängerhaft Querflöte. Bei dem folgenden kurzen Song sang ich das einzige Mal mit Rolf zusammen, Andrea fehlt. Sie war meine erste Freundin in der späten Blumenkinderzeit. Heute ist sie hoffentlich glücklich verheiratet und hat soweit ich weiß zwei Kinder. Rolf ist vor zehn Jahren an Aids gestorben, ich lebe noch ein Weilchen. Es bleibt nicht viel von den Menschen, nur die Erinnerung und ein paar Töne. Wie schrecklich romantisch wir doch waren.
I often lay awake at night
I´ve been thinking about you
I remember the time
We laughed and talked so much
You say, you need nobody
But you know that you´re wrong
Oh, free your mind, Divine
And spend your time with me.
In my thoughts I´ve seen you
Catching love in the wind
Til´your mind
Reaches the sun
*Schwelg-Träum*weg in die Blumenkinderzeit zu Crosby-Stills-Nash & Young. Der Duft von Sandelholz-Räucherstäbchen zieht durch den Raum, der Kirschblütentee ist schon längst getrunken und irgendwann klopft es zaghaft an die Tür und Muttern schiebt den „Hausmusikanten“ einen großen Teller Toast Hawaii rein…
DAS waren noch Zeiten!
DANKE, lieber Bücherblogger, für das Viertelstündchen Nostalgie!
Mir gefiel Ihre „Hausmusik“! Für die erste Runde DSDS reichte es auch heute noch allemal ;-)
Schönes Wochenende,
herzlich
Teresa
Liebe Teresa,
herzlich gelacht habe ich über Ihre Bemerkung, dass diese sehr privaten Klänge sogar Gnade vor den Ohren Dieter Bohlens finden würden.
Da schlummert eine alte Musikcassette Jahrzehnte lang in einer schon fast vergessenen Schublade und die ausgegrabenen „musikalischen Schätze“ haben natürlich in erster Linie nur begrenzt privaten, nostalgischen Erinnerungswert.
Um so mehr freut es mich, dass Sie sich davon an Ihre eigene Jugendzeit erinnert fühlten. Sehr treffend haben Sie das oben umschrieben. Ich rieche ja fast den Tee und die Räucherstäbchen. Gerade der Hawaitoast lässt mich auch an die Widersprüche dieser Zeit denken. Wir rebellierten, nicht zuletzt inspiriert durch Musik, gegen die so verkrustet erscheinende bürgerliche Welt der Eltern. Man hörte natürlich nur progressive Musik und generierte „Feindbilder“ im deutschen Schlager (Udo ´70 oder Peter Alexander), gleichzeitig sorgten die Eltern aber wie selbstverständlich noch für das leibliche und materielle Wohl in Form von Kost und Logis.
Ich danke Ihnen für den Kommentar und wünsche einen behaglichen Sonntag vor dem Kamin. Ich fahre heute zur Toast-Mutti von damals, sie wird siebenundsiebzig.
Regnerische und vor allem liebe Grüße aus Norddeutschland
Dietmar