Lose Gedanken 4

chardin_dame_tasse_tee
Draußen fällt der erste Schnee und ich sitze gedankenversunken vor einer Tasse Darjeeling-Tee, aus der ich vorsichtig schlürfend durch die aufsteigenden Dampfkringel hindurch trinke. Wie immer, wenn ich mich ein wenig einsam fühle, pulsiert lautlos in meinem Inneren sein Name. Ich stelle mir seinen schweren Klang vor, der später vielleicht genügen wird, mich in eine seltsam melancholische Stimmung zu versetzen. Diese Sehnsucht, verliebt zu sein, zu träumen, werde ich nie verlieren und oft beginne ich nur noch mehr von einer Person zu schwärmen, je weiter diese sich in der Wirklichkeit von mir entfernt. Eigentlich halte ich diese romantische Phantasterei für den einzigen Zustand mit einem wahren, echten Gefühl, das die Realität eher zerstört, als eine Erfüllung von Hoffnungen zu bringen. Selbst wenn ein Wunsch in Erfüllung ginge, bliebe ja immer ein anderer, um weiter zu träumen. Tatsächlich suche ich wohl gerade diese unerfüllten Träume, die mir jene Gefühlsmischung aus Sehnsucht, Glück und Traurigkeit geben, um mich darin vollständig zu verlieren. Wenn ich schon an den Tod denken muss, wäre es doch der schönste, aus einem herrlichen Traum nicht wieder aufzuwachen. Dann hätte ich die Verliebtheit in die Ewigkeit gerettet. Es ist als würde ich mir sagen wollen, tausch nie einen Traum gegen die Wirklichkeit.

Warum muss mir immer dieser verdammte Kandis vom Löffel auf die Tischdecke krümeln? Aber wegwischen kann man alles, Krümel, Träume, Namen. Ob er ab und zu auch an mich denkt? Die Sehnsucht hüllt mich ein wie eine Wolke, immer wollte ich in Wolkenbetten schlummernd schlafen. Da läuft die Wärme um mich herum wie der heiße Tee in meinem Hals und mir wird so wohlig, als steckte ich meine Nase in das Fell eines Hundes oder einer Katze. Jetzt aber schaue ich gegen die kahle Wand und sie vermittelt mir etwas von der Einsamkeit, die jeder Mensch mit sich herumträgt.