2. Literaturrätsel ohne Bilder mit Buchpreis
Diesmal muss man keine abgebildeten Schriftsteller oder Künstler erraten, sondern die Schriftsteller und die dazu gehörigen Titel ihrer Bücher, die in einer Art Zitatenkette ca. zwanzig Seiten vor dem Ende von Dieter Forte in “Auf der anderen Seite der Welt” zitiert werden. Besser gesagt von dem Erzähler aus der Krankenhausbibliothek auf der Insel. Es sind allesamt klassische Werke der Weltliteratur und somit auch eine Empfehlung für Literaturbegeisterte und auch für mich selbst. Denn nicht alle dieser Werke habe ich bereits gelesen. Natürlich gibt es wieder eins von zwei Büchern zur Auswahl zu gewinnen:
1) Band 267 von 1984 oder 2) Band 406 1. Aufl. 1974
Nur wer alle Schriftsteller und alle Titel errät bekommt das Buch zugeschickt. Natürlich nehme ich es nicht so genau, wer die meisten identifiziert ist auch Sieger. Bei mehreren richtigen, gleichwertigen Antworten entscheidet das Los, aber ich sehe das eigentlich nur unter dem Aspekt “Mitmachen ist alles”. In ca. 10. Tagen gebe ich das Ergebnis bekannt. Ich hoffe auf mehr Beteiligung als beim letzten Mal. Antworten wie gehabt an meine Emailadresse: dietmar.hillebrandt@medionmail.com.
Also raten Sie los, hier ist das Textzitat:
Vorhang auf: Ein Tag um die Mitte des Juni, um diese Stunde, sagte Stephen Dedalus, mit einem raschen Blick um Gehör bittend. Die Flagge ist hoch auf dem Theater auf der Bankside. Shakespeare hat das Hugenotten-Haus in der Silver Street verlassen und geht an den Schwanengehegen vorbei am Flussufer hin. Das Spiel beginnt. Und der Spieler ist Shakespeare.
Dass wir uns über Swanns glänzendes Weltleben in solcher Unkenntnis befanden, kam offenbar zum Teil von der Zurückhaltung und dem Takt, die in seinem Charakter lagen, aber auch daher, dass sich die bürgerlichen Kreise jener Zeit die Gesellschaft wie bei den Hindus vorstellten, nämlich glaubten, sie setze sich aus geschlossenen Kasten zusammen, wo jeder durch seine Geburt demselben Stande angehöre wie seine Eltern, aus dem ihm nichts als etwa die Zufälle einer außergewöhnlichen Laufbahn oder einer unerwartet günstigen Heirat ziehen konnten, um ihn in eine höhere Kaste aufsteigen zu lassen.
Es ist wahrscheinlich die Königin, dachte Mrs. Dalloway, als sie mit ihren Blumen aus Mulberrys Laden trat; die Königin. Und eine Sekunde lang trug sie eine Miene außerordentlicher Würde, wie sie so vor dem Blumenladen im Sonnenschein stand, während das Auto im Fußgängertempo mit geschlossenen Vorhängen weiterfuhr.
Sie erkannten Lodovico Settembrini zur Seite eines Fremden; doch schien es, als erkenne er seinerseits sie nicht oder als wünsche er kein Zusammentreffen, denn er wandte rasch den Kopf wieder ab und vertiefte sich gestikulierend in die Unterhaltung mit seinem Begleiter, wobei er sogar rascher vorwärtszukommen suchte. Als freilich die Vettern, rechts neben ihm, durch heitere Verbeugung grüßten, stellte er sich wunder wie angenehm überrascht.
Weil Sie nun weggehen, um die Universität Harvard zu besuchen, wie man mir sagt, sagte Miss Coldfield, da kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie jemals hier zurückkommen und sich als Advokat in einem Landstädtchen wie Jefferson niederlassen. So werden Sie vielleicht die literarische Laufbahn einschlagen, wie so viele Herren und Damen aus guten Kreisen des Südens jetzt tun, und vielleicht werden Sie sich einmal an dies erinnern und darüber schreiben. Vielleicht werden Sie dann sogar freundlich an die alte Frau denken, sie Sie hier drinnen einen ganzen Nachmittag festhielt, um Ihnen von Ereignissen und von Leuten zu erzählen, denen Sie selbst nicht mehr in die Hände gefallen sind. Wir sind am Ende der Geschichte. Sie ist lang geworden, aber sie musste sich dehnen und immer mehr dehnen, bis sie jenen Höhepunkt erreichte, den Umschlagspunkt, von dem erst Licht auf das Ganze fällt. Wir sind eine dunkle Allee gegangen, keine Laterne brannte zuerst, man wusste nur, hier geht es lang, allmählich wird es heller und heller, zuletzt hängt da die Laterne, und dann liest man endlich unter ihr das Straßenschild. Es war ein Enthüllungsprozess besonderer Art. Franz Biberkopf ging nicht die Straße wie wir. Er rannte drauflos, diese dunkle Straße, er stieß sich an Bäume, und je mehr er ins Laufen kam, umso mehr stieß er an Bäume. Es war schon dunkel, und wie er an Bäume stieß, presste er entsetzt die Augen zu. Und je mehr er sich stieß, immer entsetzter klemmte er die Augen zu. Mit zerlöchertem Kopf, kaum noch bei Sinnen, kam er schließlich doch an. Wie er hinfiel, machte er die Augen auf.
Lieber Dietmar,
ich würde mich beteiligen, es ist so schwer nicht. Allerdings habe ich das zu gewinnende Buch schon, wenn auch in einer anderen Ausgabe. Ich bin also hier, um zu verhandeln. Was gibt’s sonst noch, als Alternative?
Dieter Forte, du meine Güte. Ich hänge derzeit total hinterher. Ich komme einfach nicht dazu. Ich schreibe im Blog fast nichts. Ich musste noch die Kapitel des ersten Romans, die vom Lektor kommen, anschauen und zustimmen oder anlehnen. Das Semester geht zu Ende und macht dabei Arbeit, ich habe eine Arbeitsgruppe, die macht noch mehr Arbeit, der neue Roman drückt. Bei mir dauert es noch. Ich habe ihre beiden Artikel gelesen und weiß jetzt auch, was das Persil-Mädchen ist.
Wir haben gerade die Bude voll. Die wollen alle gleich tanzen gehen. Nur ich leg mich ins Bett und schlafe mich aus.
Liebe Aléa,
es freut mich am Samstagabend so spät von Ihnen noch zu hören und wo Sie doch müde sind. Am besten gefällt mir mal wieder die aléatorische Ausdrucksweise:
„Ich bin also hier, um zu verhandeln. Was gibt’s sonst noch, als Alternative?“
Da liege ich am Boden und lache nur so in mich hinein. Als Alternative fiel mir ein weiterer Band der Bibliothek Suhrkamp ein, André Breton: Nadja, den ich jetzt zur Auswahl für den(die) Gewinner(in) anbiete. Erstausgabe von 1974 mit Pariser Fotos. ich bin auf Ihr Ergebnis gespannt, nicht dass Sie meinen, ich würde an Ihren Fähigkeiten zweifeln. Sie machen das mit links, das ist mir klar. Wenn ich es schaffe, werden auch Sie nur mit den Fingern schnippen.
Vermutlich lese ich heute vor dem Zubettgehen noch die letzten zwanzig Seiten von Forte und schreibe dann noch einmal darüber.
Tanzen Sie in Ihren Träumen und schlafen Sie gut
Dietmar
Lieber Bücherblogger,
das war für mich leichter als das letzte Rätsel, weil mir die Buchstaben wohl mehr liegen als die Bilder. Aber weil wir schon das letzte Mal so großzügig bedacht wurden, werde ich den anderen jetzt mal den Vortritt lassen. Und ich verstehe richtig: all diese Werke werden von Dieter Forte zitiert? Wenn ich richtig liege habe ich nur einen Roman, den mit Miss Coldfield, nicht gelesen.
Herzliche Grüße
Ihr Morel
Lieber Morel,
allein Ihre Bemerkung zu Miss Coldfield zeigt mir, dass sie alle Romane erkannt haben. Dass Sie sich trotzdem melden, freut mich sehr und dann sind Sie auch noch so selbstlos und geben anderen die Chance. Als Gedankenreflektion über die Werke, die ihn wohl selbst zum Schreiben führten, zitiert der Erzähler des Romans in gleicher kursiver Form wirklich aus diesen Romanen. Da gab es die Wiedererkennung mancher Textzeile auch bei mir und dann kam die Idee zum 2. Literaturrätsel. Es handelt sich dabei ja um europäische Romane, die alle vor dem Zweiten Weltkrieg erschienen sind und insofern ist das mit der erinnernden Erzählposition des jungen Mannes in den fünfziger Jahren im Roman plausibel. Die Auswahl wird Forte sicher nicht zufällig getroffen haben. Deshalb nehme ich an, dass sie auch ihn selbst beeinflussten und was die Präzision der Wortwahl und das Sprachgefühl angeht, so wird man da bestimmt Übereinstimmungen entdecken können. Ich verreise jetzt für zwei Tage nach Oldenburg und hoffe natürlich noch auf weitere Beteiligungen. Sie wissen, dass ich Ihre Buch- und Filmrezensionen sehr schätze. Ich selbst schreibe an dem letzten Beitrag zu Dieter Forte, den ich jetzt durchgelesen habe. Nach dieser doch etwas „schwereren“ Kost stürze ich mich jetzt auf „Tschick“. Ich wünsche Ihnen und allen anderen Familienmitgliedern einen schönen Pfingstmontag.
Herzliche Grüße an Sie zurück
Ihr Buecherblogger
Lieber Bücherblogger,
wenn ich mich nicht irre, ist zumindest ein Roman nicht europäisch. Aber vor dem 2. Weltkrieg geschrieben. Dieser pedantische Einwand von mit nur, damit die Rätselfreunde nicht auf falsche Fährten geführt werden. Auch Ihnen einen schönen Pfingstmontag.
Ihr Morel
Lieber Morel,
Sie haben natürlich vollkommen recht. Sorry, mein Fehler. Kann aber als gutes Beispiel dienen, wie der Blick alles ausblendet, was nicht in die eigene Argumentationskette passt. Ich hoffe, die Verwirrung ist bei den anderen jetzt nicht noch größer. Vielleicht irre ich mich ja auch mit meiner zukünftigen Auflösung und jemand entdeckt noch einen mir unbekannten Roman in dem Text. Es soll ein Spiel sein, Literatur darf ja auch Spaß machen und den werde ich mit meiner nächsten Lektüre sicher haben, wie Sie nur zu gut wissen.
Danke für Ihre Korrektur
Der Buecherblogger