Keith Carradine singt “I´m easy” in Robert Altmans “Nashville”. (1975)
Fast vierzig Jahre kann so etwas im Gedächtnis schlummern, um in einem Moment wieder an die Oberfläche geschwemmt zu werden. Im Gegensatz zu Proust habe ich aber keine Madeleine in Tee getunkt. Es kam ganz plötzlich. Eine faszinierende Szene, die von dem Song abgesehen, Robert Altman nicht besser hätte filmen können. Wie sich die Verführung auf den Gesichtern der Frauen abzeichnet, in den Nuancen auf Lily Tomlins Gesicht im Zentrum. Geraldine Chaplin, Shelley Duvall und alle anderen Frauen fühlen sich gleichermaßen angesprochen. Aber soweit ich mich erinnere, will der singende Casanova gar keine feste Beziehung. Er spielt nicht nur Gitarre, sondern auch mit den Frauen und sie spielen mit ihm. Liebe kann so schwer sein wie ein Stein und so leicht wie eine Feder. Die Identifikation mit dem Sänger war damals einfach und welcher Mann hätte denn nicht gern dahinschmelzende Frauen im Publikum?
It’s not my way to love you just when no one’s looking
It’s not my way to take your hand if I’m not sure
It’s not my way to let you see what’s going on inside of me
When it’s a love you won’t be needing, you’re not free
Please stop pulling at my sleeve if you’re just playing
If you won’t take the things you make me want to give
I never cared too much for games and this one’s driving me insane
You’re not half as free to wander as you claim
But I’m easy
I’m easy
Give the word and I’ll play your game
As though that’s how it ought to be
Because I’m easy
Don’t lead me on if there’s nowhere for you to take me
If loving you would have to be a sometime thing
I can’t put bars on my insides
My love is something I can’t hide
It still hurts when I recall the times I’ve cried
I’m easy
I’m easy
Take my hand and pull me down
I won’t put up any fight
Because I’m easy
Don’t do me favors, let me watch you from a distance
‚Cause when you’re near, I find it hard to keep my head
And when your eyes throw light at mine
It’s enough to change my mind
Make me leave my cautious words and ways behind
That’s why I’m easy
Ya, I’m easy
Say you want me, I’ll come running
Without taking time to think
Because I’m easy
Ya, I’m easy
Take my hand and pull me down
I won’t put up any fight
Because I’m easy
Ya, I’m easy
Give the word, I’ll play your game
As though that’s how it ought to be
Because I’m easy
Ich schmelze gerade auch dahin….
Schöner Song!
Guten Morgen Tanja,
ich hoffe Sie sind nach dem Dahinschmelzen selig eingeschlafen, denn bei Ihrem Kommentar war es ja schon tiefste Nacht. Danke dafür. Manchmal überfallen mich Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Ich selbst habe damals gerade mein Abitur gemacht und wie viele erkannte auch ich mich wohl gern im Bild des langhaarigen Barden. Damals waren lange Haare noch Protest, kaum zu glauben. Was mich aber fasziniert ist nicht allein das Lied, sondern die kongeniale filmische Umsetzung der Stimmung im Publikum von Altman. Erst zusammen entsteht daraus etwas Unwiderstehliches.
Ich grüße Ihre Sterne
Der Buecherblogger
Guten Abend lieber Buchblogger,
gerade eben erst bin ich aus meinem seligen Schlaf erwacht.
Cas Haley war der Grund, weswegen ich nicht zur Ruhe kam.
Oftmals sind es Kleinigkeiten, die einen an Vergangenes erinnern. Das ist schön! Zu dem Zeitpunkt, als Sie als langhaariger Barde sich abgrenzten, war von mir noch nicht die Rede.Ich erinnere mich gerade an die legendäre Studentenbewegung in den 60er Jahren, aber „Nashville“ wurde von Altmann ja erst in den 70er Jahren gedreht. „Ich überlege gerade welche Art von politischem Protest, die langen Haare zu jenem Zeitpunkt wohl gehabt haben können.“
Diese Aufnahme wirkt auf mich, als wollten die Frauen ihm zuflüstern: „Entscheide dich für mich!“ Ganz leise! Ist das die unschuldige Kunst der Verführung?
Auf das Sie weiterhin in Erinnerungen schwelgen!
Liebe Grüße,
Tanja
Guten Abend liebe Tanja,
Der Reggae-Musiker Cas Haley ist eine Bildungslücke bei mir, aber gerade stieß ich darauf, dass er einen alten Lionel Ritchie Song gecovert hat, „Easy“. Passt zwar nicht richtig zu Carradine, aber vielleicht sind wir ja beide nach dieser lauen April-Hochsommernacht „Easy like sunday morning“. Ich mache einen ganz anderen verrückten Versuch zu antworten, ich gebe den Frauenzuflüsterer:
„I´m gonna dedicate this to someone kinda special, who just might be here tonight:“
Lily: Ich sitze hier an der Wand, er paralysiert mich. Ich fühle alle Augen auf mich gerichtet. Sollte er wirklich mich meinen. Diese Gefühl wirft mich um. Er ist unwiderstehlich, ich fühle mich geradezu entblößt von seiner Stimme. Sie umschmeichelt mich so stark, dass ich glaube mich schämen zu müssen. Das trifft mich tief. Ich werde zu einem kleinen Mädchen mit staunendem Mund, das sich nervös unter dem Mantel kratzt. Das hält doch keiner mehr aus oder bezieht das etwa diese brünette Schönheit da vorn auf sich? Luft holen, atme, du versteinerst sonst.
Geraldine: Oh, wie verlegen er mich macht, hoffentlich werde ich nicht rot. Es wird ganz still in mir. Ich könnte mich ihm mit einem Seufzer an den Hals werfen und doch stimmt es mich auch traurig.
Shelley, rauchend: Hey, cool, er meint mich, merkt man mir das an, shit. Der schaukelt mich ins Traumland, come on, baby. Fühlt die sich dahinten etwa auch angesprochen, soll mir egal sein, alles easy.
Liebe Grüße zurück
Der Buecherblogger
Diesen Film habe ich auch sehr geliebt. Wie eigentlich die meisten von Robert Altman. In Keith Carradine, glaube ich, war ich sogar ein wenig verliebt ;-). Sein Solo-Album „I´m easy“ jedenfalls habe ich mir sofort gekauft. Habe ich immer noch, sogar ohne Kratzer.
Danke für die Erinnerung.
Als wäre es gestern gewesen, als ich den Film damals im Kino gesehen habe. Die Film-LP musste ich mir danach gleich besorgen. Keith Carradine hat mir auch gefallen und das Lied sowieso. Ich muss es gar nicht erst anklicken, ich höre es noch durch meinen Kopf schweben. I am easy war einfach nur schön und der Film sehr speziell.
Schöne Grüsse
buechermaniac
@MelusineB und buechermaniac
Ich scheine gerade ein wenig von der Film-Nostalgie der siebziger Jahre befallen. Schade, dass „Nashville“ sehr selten mal wieder im Fernsehen zu sehen ist. Beinahe vergessen, dabei porträtiert er doch auch das damalige amerikanische Gesellschaftsbild. Die siebziger Jahre sind vielleicht schon zu weit weg und leicht verpönt, Oldies eben. Ich sehe mir auch andere Klassiker dieser Zeit gern wieder an, im Moment „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ von Nicolas Roeg. Zum roten Regenmantel-Mörder muss ich noch etwas schreiben. Zum Kunsthistoriker Donald Sutherland und zu Julie Christie. Der Titel erinnert mich an „Trauer muss Elektra tragen“ von Eugene O´Neill. Andere Filme fallen mir ein wie „2001“, „Alien I“ oder „Es war einmal in Amerika“, aber das war schon in den beginnenden Achtzigern. Es prägt ja nicht nur die Zeit selbst, sondern auch das, was man medial aufgesaugt hat.
Einen herzlichen Morgengruß an Sie beide
Der Buecherblogger