Julie Otsuka: Wovon wir träumten
Ich bin heute am Sonntagmorgen auf 3sat recht angetan gewesen von der ersten Sendung des SF Literaturclubs mit neuer Besetzung, u.a. Moderator Stefan Zweifel, der Iris Radisch ablöste, und Elke Heidenreich. Besonders neugierig und eigentlich schon durch eine kurze Lesung daraus begeistert hat mich völlig unbekannterweise der zweite Roman von Julie Otsuka, das erste Mal ins Deutsche übersetzt. Ich reiche ihn also als Sonntagstipp nur kurz weiter.
Video SF Literaturclub 3sat Julie Otsuka: Wovon wir träumten
http://www.mare.de/index.php?article_id=3301
http://www.julieotsuka.com/
Ein schöner Sonntagstipp, ich habe „Wovon wir träumten“ sehr gerne und mit großer Begeisterung gelesen! :-)
Liebe Mara,
das Vergnügen steht mir also noch bevor. Gerade habe ich die Leseprobe bei mare aufgerufen und mich immer gefragt, wer das eigentliche erzählende „Ich“ des kollektiven „Wir“ in den Aufzählungen ist, das wie ein Echo aus dem Hintergrund der Vergangenheit und Geschichte spricht. Müsste es nicht eine von den Frauen selbst sein? Beim Lesen hatte ich die Assoziation mit einem alten Western zu Beginn der fünfziger Jahre, der von einem Frauentrek nach Kalifornien handelt: „Karawane der Frauen„. Durchaus noch sehenswert! Vermutlich gibt es wenige Erinnerungsstücke, Fotos oder Briefe, aus denen Julie Otsuka diesen kurzen Roman baute. Vielleicht nur aus dem kleinen „Bhudda“ des Originaltitels. Das macht doch die Faszination der Phantasie eines Schriftstellers aus. Nur ein Bild, ein Foto, ein paar Sätze auf einem Fetzen Papier und jedes dieser kleinen Dinge könnte eine ganze Geschichte erzählen. Wir sind also umgeben von lauter Ungeschriebenem. Ich bin mir sicher, dass es trotz der hunderte von Millionen Büchern immer noch mehr ungeschriebene gibt als geschriebene.
Herzlichen Gruß
Der Buecherblogger
Lieber Buecherblogger,
genau diese – für mich außergewöhnliche – Wir-Perspektive, die das ganze Buch über durchgehalten wird, hat mich besonders fasziniert. Der Roman und die Geschichte die erzählt wird, hat mich dadurch noch intensiver berührt.
Danke auch für den Hinweis auf den Wester, ich bin keine Filmkennerin und mir nicht sicher, ob mir ein Western gefallen würde, habe mir den Titel aber mal notiert.
Am Ende des Buches listet Julie Otsuka die Quellen und Verweise auf, auf die sich bezogen hat – da kommt eine ganze Menge zusammen, also bin ich mir nicht ganz sicher, ob du mit deiner Vorstellung wirklich richtig liegst … :-)
Viele Grüße
Mara
Gespannt war ich auf den Literaturclub und ich finde, Stefan Zweifel hat die Aufgabe sehr gut über die Bühne gebracht. Auch die Bücher, die vorgestellt wurden haben mir sehr zugesagt. „Wovon wir träumten“ habe ich vor einiger Zeit auch gelesen und rezensiert. Es ist ein grossartiger Roman. Die „Wir-Perspektive“ habe ich so zum ersten Mal erlebt und für diese kleine literarische Perle hat sie wunderbar gepasst. Ich war begeistert.
LG buechermaniac
Was den Literaturclub betrifft, ziehen wir das gleiche Resümee. Stefan Zweifel gefiel mir gerade wegen seiner spürbaren Aufgeregtheit und leichten Nervosität. Das machte ihn ein wenig verletzlich und dünne Haut ist mir sympathischer als lederne Poltergeister. Außerdem gab er sehr interessante Buchhinweise, z.B. Maurice Blanchot: „Der literarische Raum“. Wann soll ich das bloß alles lesen. Als nächstes warten schon „Zu viel Glück“ von Alice Munro und die neue dtv-Taschenbuchausgabe von Janet Frame: „Dem neuen Sommer entgegen“.
Liebe Grüße
Der Buecherblogger
Die Frage, wann ich das denn alles lesen soll, stelle ich mir auch immer wieder regelmäßig, aber nie zu lange, da ich ansonsten verzweifeln würde. Wahrscheinlich. „Dem neuen Sommer entgegen“ ist großartig, habe es auch auf meinem Blog besprochen. Genauso wie „Wenn Eulen schrein“. Ihr neuestes Werk liegt hier bereits und wartet darauf gelesen zu werden …
Viele Grüße
Mara
Liebe Mara,
Sie haben es heute mit Ihrem Blog geschafft, bei SPON verlinkt zu werden. Ihre Namensliste der angeblich zwanzig besten jungen deutschsprachigen Schriftsteller aus der FAS. Nur so nebenbei, das muss frau erst mal schaffen, obwohl das, was man liest und schreibt immer wichtiger ist als jede Verlinkung.
Herzlichen Gruß
Der Buecherblogger
Das frage ich mich auch oft – wann. Da hat der Filminteressierte natürlich ein Problem, denn in der Zeit, wo wir uns Filmperlen anschauen, liest der Bücherfanatiker locker, je nach Tempo, hundert Seiten eines Buches…