Sommerpause mit blau blühender Liebesblume

Agapanthus

Wie ein Tintenfisch mit zehn langen, zerbrechlich dünnen Tentakeln kommt diese Schmucklilienart, auch Agapanthus genannt, daher. Die Liebesblume bezieht ihren Namen vom griechischen Agape. Nach Wikipedia eine “göttliche Liebe, die bedingungslos, einseitig, befreiend und auf andere zentriert ist”, wobei sie nicht mit der romantischen, partnerschaftlichen Liebe verwechselt werden dürfte, die sie bestenfalls vielleicht mit einschließt. Warum die Schwester von Ulrich, dem Mann ohne Eigenschaften, wohl lautlich angelehnt ausgerechnet Agathe heißt im geschwisterlichen “anderen Zustand”? Was das Göttliche der Geschwisterliebe betrifft, habe ich den “anderen Zustand” in Musils Roman allerdings immer weniger religiös, als durch eine gegenseitige empathische Sensibilitätssteigerung begründet gesehen. Aber zurück ins Botanische. Unser Exemplar ist ein Urlaubsimport aus Gran Canaria und als Geschenk in unseren Besitz gelangt. Nicht winterhart, muss man einige Mühe und Geduld aufbringen, bis man sie auch hier als Kübelpflanze zu zahlreichen Blütenständen bringt. Die Blüten sind leider immer noch nicht ganz aufgegangen, es fehlt zur Zeit an Sonne. Die rote Katze nimmt keinerlei Notiz von ihrer blauen Nachbarschaft, sie ist dagegen mit dem Trinken von ziemlich brackigem Teichwasser beschäftigt, das vermutlich ihren Magen aufräumt. “Agapanthus mit Katze” ist ein schnelles Abschiedsfoto, denn leider bin ich mal wieder, hoffentlich für kurze Zeit, in dem verschwunden, was ich flapsig Bettenbude nenne. Einen solchen Aufenthalt habe ich einmal, allerdings mehr als dreißig Jahre zurückliegend, mit der Erzählungsreihe “Die Vergeblichkeit der Erinnerung” zu beschreiben versucht. Vielleicht versuche ich eine Fortsetzung, aber inwieweit ich online sein werde und in den nächsten zwei Wochen blogge, weiß ich noch nicht. Kommen wir aus der tristen Wirklichkeit in die Literatur zurück. Die Gedichtzeilen mit dem paradoxen Blau aus Kurt Schwitters Gedicht “An Anna Blume” fallen mir “(beiläufig)” ein:
Blau ist die Farbe deines gelben Haares

Rot ist das Girren deines grünen Vogels
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid, du liebes
grünes Tier, ich liebe dir! – Du deiner dich dir, ich
dir, du mir. – Wir?

Für die einen ist die blaue Blume das Symbol der Romantik, für andere ist sie nicht rot genug, da kommt Schwitters Farbenverwirrspiel doch gerade recht. Blau ist immer meine Lieblingsfarbe gewesen, aber vermutlich aus ganz profanem Grund: die dunkelblauen Hemden und Pullover bildeten einen so schönen Kontrast zu blondem Haar. Falls man solches überhaupt noch hat, und es nicht mittlerweile grau oder gänzlich verloren gegangen ist. Jetzt aber Schluss mit zur Schwermut neigender Melancholie. Man sieht sich bzw. irgendwann lesen wir wieder voneinander.