Der empirische Autor: eine obsolete Instanz?
Gedanken hat jeder, aber muss man sie aufschreiben wollen in einer Welt, in der auch das Wort heute zur Ware verkommen ist? Macht es Sinn, Selbstgespräche in einer Fiktion objektivieren zu wollen, ihnen Handlung, Beschreibung und Wortwahl zukommen zu lassen? Schriftsteller nennen solche Zweifel Schreibpause, Schreibblockade oder Schaffenskrise, um ihren Zustand wiederum selbst in unnützen Worten zementiert zu haben. Dann erfinden sie Figuren, Protagonisten, gar fiktive Autoren, hinter denen ihr eigenes, vielleicht sonst sprachloses Ich gekonnt zurücktreten kann. Schriftstellerinnen und Schriftsteller sprechen nie selbst, sie sprechen durch fiktive Personen, Haupt- und Nebendarsteller, jede noch so periphere Randfigur, hat mit ihnen selbst nichts zu tun. Stimmt das uneingeschränkt? Beinahe sieht es so aus, als gelte es für den Schriftsteller sein Autoren-Ich unsichtbar zu machen und für den Leser bliebe die undankbare Rolle, es doch immer mitdenken zu müssen. Schon Oscar Wilde stellt im Vorwort von “Das Bildnis des Dorian Gray” die These auf:
Die Kunst zu offenbaren und den Künstler zu verhehlen, das ist das Ziel der Kunst.