Alain de Botton: Wie Proust Ihr Leben verändern kann

Die Umschlagillustration zeigt einen leeren Kaffeehausstuhl mit langem Schatten, der einsam und verlassen auf braunem, sandigen Boden steht. Ein Photo von Kamil Vojnar. Vielleicht soll das Buch uns helfen, unseren Platz im Leben… Weiterlesen

ICH UND MEINE UNBEGREIFLICH WAHNSINNIGEN FRAUEN (Zur Erzählung “Zellengenossen” von Roberto Bolaño)

14 Erzählungen des chilenischen Schriftstellers umfasst dieses 2008 erschienene Taschenbuch, in dem sich Bolaño einmal mehr als ein Meister der Erzählkunst erweist. Seine Geschichten handeln von gescheiterten Schriftstellern, verletzbaren und verletzenden Frauen, von… Weiterlesen

Roberto Bolaño: Autorretrato a los veinte años (Deutsche Übersetzung)

The Romantic Dogs. Poems 1980 – 1998 translated by Laura Healy

Als Hintergrundinformation ist es vielleicht nicht schlecht, das Geburtsjahr Roberto Bolaños zu kennen, 1953. Damit erschliesst sich dann auch, dass dieses Gedicht eine Verarbeitung des Militärputsches in Chile ist, wo Bolaño selbst für acht Tage inhaftiert war. Gestern sah ich den Film “Vermisst” (1982) von Costa-Gavras noch einmal. Was mich am meisten erschüttert hat, waren neben den Tausenden Leichen unschuldiger Chilenen auch die perfide politische Rolle der USA, die den Putsch Pinochets und auch seine Militärjunta finanziell und durch die Geheimaktionen der CIA unterstützte.
Bei dem Gedicht Roberto Bolaños in meiner eigenen deutschen Übersetzung bitte ich nachsichtig zu berücksichtigen, dass ich bei weitem kein Übersetzer bin und nicht einmal Spanisch kann. Es ist ein Versuch, der mich gereizt hat und auf eine spätere professionellere Übersetzung wartet, wenn neben der spanischen Originalausgabe “Los Perros Romanticos” und der zweisprachigen amerikanischen „The Romantic Dogs“ die Gedichte hoffentlich auch auf Deutsch erscheinen werden.

SELBSTPORTRÄT MIT ZWANZIG JAHREN

Ich stand auf, machte mich auf den Weg und wusste nie
wohin er mich führen würde. Ich ging voller Furcht,
mein Magen flaute ab und mein Schädel brummte:
ich glaube es kam vom kalten Hauch der Toten.
Ich weiß nicht. Ich stand auf, dachte es sei schade
So schnell zu verschwinden, aber andererseits
Hörte ich diesen geheimnisvollen und überzeugenden Ruf.
Man hört ihn oder man hört ihn nicht, ich hörte ihn
Ich fing fast an zu weinen, ein schrecklicher Laut,
aus der Luft geboren und aus dem Meer.
Ein Schild und Schwert. Und dann,
trotz der Furcht, stand ich auf, legte meine Wange
an die Wange des Todes.
Unmöglich die Augen zu schließen es nicht zu sehen
Welch fremdes Schauspiel, langsam und fremd,
doch festgehalten in einer dahinfließenden Wirklichkeit:
Tausende junge Menschen wie ich, glattrasiert
Oder bärtig, aber alle Lateinamerikaner
rieben ihre Wangen am Tod.