Die fünfzehnte Geschichte

Michael Mayer: “Flicka” 2006 (Alison Lohman)

Heute erneut in eigener Sache eine kurze Erzählung, die den 14 Erzählungen aus Roberto Bolaño: “Telefongespräche” nicht nur den Titel verdankt. Ich hoffe, dieser dilettantische Nachahmungsversuch wirkt nicht zu überheblich und wird nicht nur als eine subjektive Verarbeitung eigener Erlebnisse gelesen, was er ohne Zweifel auch ist. Die Neuverfilmung “Flicka” halte ich nicht nur wegen der Hände von Alison Lohman für sehenswert. Sie beruht auf dem Buch “My friend Flicka” von Mary O´Hara und erzählt von der Beziehung der jungen weiblichen Protagonistin zu einem Wildpferd.

Die fünfzehnte Geschichte (als pdf)

Die fünfzehnte Geschichte (online als “ebook”)

Michael Haneke: Das weiße Band

Eva, das Kindermädchen (Leonie Benesch) ist
die junge Liebe des Dorfschullehrers (Erzähler)

Die Ereignisse weniger Wochen in einem fiktiven Dorf kurz vor dem Kriegsausbruch 1914. Ein Schwarzweißfilm des österreichischen Filmemachers, von dem ich vor einiger Zeit “Funny Games U.S.” sah und ziemlich schockiert war. Nun befürchtete ich ähnliche Sadismen, was aber zumindest visuell in diesem wunderbaren Film nicht der Fall war. Zu einer tiefgreifenden Analyse bin ich zur Zeit noch nicht in der Lage, aber ich begreife den Film als eine Parabel auf die Psychologie des Faschismus, dessen Ursprung in der Erziehung, der falsch verstandenen Religion und der Soziologie einer Gesellschaft liegt, die keine Antworten hat und keine ehrliche Kommunikation mehr ermöglicht. Da diese Art Ideologien keine spezifisch deutschen sind und auch heute und in Zukunft eine Gefahr darstellen, sollte dieser Film vor allem an Schulen gezeigt werden. Wir alle kennen die Lesebücher an Schulen, warum gibt es nicht auch “Filmbücher”? Der Film besticht auch durch kleinste symbolische Gesten und Ausdrücke der Schauspieler, zum Beispiel das nervöse, herablassende Fingerspiel des Barons (Ulrich Tukur) oder das Mienenspiel von Eva (Leonie Benesch). In tausenden Details beweist er seine Stimmigkeit. Viel wäre zu ihm noch zu sagen, ich will mich beschränken: Er hätte den Oskar verdient, für Regie, Drehbuch, Kamera, bester ausländischer Film oder überhaupt. Ich war und bin begeistert.

Einige Ausschnitte mit Leonie Benesch:
http://www.agenturschwarz.de/stream/w_Benesch_Leonie.mov

Kurze Inhaltsangabe und pädagogische Einschätzung:
http://www.visionkino.de/WebObjects/VisionKino.woa/wa/CMSshow/1135796

Wolfram Schütte: Ansichten einer Landschaft des Totalitären
http://www.titel-magazin.de/artikel/6345.html

Ulf Lepelmeiers Kritik auf http://www.filmstarts.de
http://www.filmstarts.de/kritiken/101304-Das-wei%DFe-Band.html?id=1038

Der Wald, Gott oder die Welt

Heute keine Buchbesprechung, heute ein Gedicht aus der Kategorie der sogenannten Du-Gedichte von mir selbst. Es ist eine Art poetisches Sprechen mit den Dingen außerhalb meiner selbst. Das können Pflanzen, Tiere, scheinbar leblose Dinge, andere Menschen, eine Situation, ein Befinden oder was auch immer sein. Charakteristisch ist die sprachliche Umsetzung in einer Anrede eines Du. Vielleicht spricht man manchmal auch trotz des Du´s mit sich selbst oder einer wie auch immer gearteten Instanz.

Der Wald, Gott oder die Welt

Du spendest mir die Luft zum Atmen
Ich höre tief in dich hinein
Du kannst sehr, sehr lange warten
Ich höre plötzlich auf zu sein

Unter einem deiner Bäume
Will ich mich zur Ruhe legen
Aus meinem Schlaf und wenn ich träume
Mich nicht mehr fortbewegen

In dir leben viele unbekannte Wesen
Du bist so groß und ich so klein
Ich verlaufe mich auf deinen vielen Wegen
Und bin doch froh in dir zu sein

Im Winter tragen deine Bäume keine Blätter
Sie hüllen sich in engelhaftes Weiß
Die Unschuld steht ihnen in der Kälte besser
Der Sommer bringt dein neues, buntes Kleid