#4. Türchen

by Bücherstadt Kurier

Von schwarz auf weiß

„Ich sitze in einem lee­ren Raum, auf einer Matratze. Der Raum hat über­haupt nichts mehr mit dem war­men, ein­la­den­den Schlaf­zim­mer von einst zu tun. Das weiße Mond­licht strei­chelt mir über die Wange und die Blät­ter im Baum sin­gen mir ein Abschieds­lied. Es ist ein Ende, wel­ches einen neuen Anfang for­dert und ich werde die Her­aus­for­de­rung anneh­men. Mein Herz ist voll von Trauer und Wut und es fühlt sich an, als würde sich alles um mich herum dre­hen. Und doch stehe ich still.
In die­sem Moment ver­stehe ich, dass uns die Zeit stär­ker trennt als es tau­sende Kilo­me­ter zwi­schen uns tun wür­den. Ich folge mei­nem Instinkt. Ich schaue nach vorne, aber nicht nach hinten.
Es tut weh, einen gelieb­ten Men­schen zu ver­lie­ren. Die gegen­sei­tige Bin­dung, die Ver­bin­dung, das ima­gi­näre Band, das einen ver­bin­det, zer­reißt von einer Sekunde auf die andere und man kann nichts dage­gen tun. Es ist wie eine Ohr­feige zu bekom­men, kom­bi­niert mit einem Stich ins Herz, gefolgt von Trä­nen, die sich ihren Weg die Wange ent­lang bah­nen und den unbe­schreib­li­chen Schmerz offen­ba­ren, sodass schwarz ein ver­gleichs­weise far­ben­fro­hes Kolo­rit repräsentiert.
Der Abgrund, der sich vor einem auf­tut, nur um dich hinab zu zie­hen, ist ver­lo­ckend, oder scheint unaus­weich­lich zu sein und doch ist es wich­tig, sich in den eige­nen Schmerz zu wer­fen und den Gestank in sich auf­zu­neh­men, um seine eige­nen Ver­let­zun­gen hei­len zu kön­nen. Am Ende, so sagt man, heilt die Zeit alle Wunden!“

Als Emma den Stift auf die Seite legte, bemerkte sie, dass sie die ganze Zeit über geweint hatte. Sie ver­grub ihr Gesicht in ihrem Kopf­pols­ter und ließ ihrem Schmerz freien Lauf. Emma weinte und schrie, bis sie aus­ge­laugt den Kopf hob und ein letz­tes Mal zur Tür hin­über sah. Ins­ge­heim hoffte sie, dass Bob durch die Tür kam, doch sie wusste auch, dass das nie wie­der pas­sie­ren würde. Sie sank lang­sam auf ihr Kis­sen nie­der und ver­fiel in einen unru­hi­gen Schlaf.

Lil­lith Cavalli

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr