7. Türchen

by Bücherstadt Kurier

Advent­ge­dicht

Schafft jede Jah­res­zeit sich die Geschichten,
erfüllt von denen, die sich drin erleben,
wird ’s im Advent auch eine Ankunft geben,
wenn Weih­nachts­bäume selbst die Wäl­der lichten?

Viel­leicht gilt ’s, die Bezie­hung neu zu sichten
und das, was flach, bewusst herauszuheben,
Woll­war­mes gegen Außen­kalt zu weben
und einen Hei­lig-Abend-Vers zu dichten.

Wenn erst das Kind den Tan­nen­baum mitträgt,
sich, nicht mar­kie­rend, Hunde dran begrüßen,
wird zwar am Brauch, an Wur­zeln nicht gesägt.

Maro­ni­warme Socken an den Füßen,
dass nicht das Fremd­sein an die Nie­ren schlägt,
bereit, Vor­weih­nachts­zeit euch zu versüßen!

Ankunft statt Auskunft

Wenn Arbeit­ge­ber Arbeits­zei­ten kürzen,
wenn damit Löhne und Gehäl­ter sinken,
wenn Ban­ken neue Sicher­hei­ten fordern,
Geschäfts­be­din­gun­gen dem Trend nachhinken,
ist’s sinn­los, Ein­kauf wunsch­ge­mäß zu ordern.
Sich jetzt nur nicht in neue Schul­den stürzen!
Die Weis­heit der Altvordern.
Wir müs­sen neue Selbst­aus­kunft erteilen,
und wir erken­nen eigene Finanzen
jetzt ein­zeln vor den ganzen.
Wir soll­ten uns nicht gar so sehr beeilen
und lei­ser tre­ten, denen, die uns lieben,
zu schen­ken von der Zeit, die uns geblieben.

Um Weih­nachts­zeit tut es mir Leid

Die Men­schen sind zur Weihnachtszeit
zu Andacht, Demut kaum bereit.
Statt im Gebet an stil­ler Krippe
im Cabrio mit gro­ßer Lippe!

Schein­wer­fer leuch­ten auf statt Kerzen,
viel Punsch gibt ’s anstatt Lebkuchherzen.
Wo sind sie hin, die fer­nen Zeiten,
da Könige den Stern begleiten?

Von Weih­nach­ten, wie ’s uns gefiel,
blieb lei­der nicht mehr allzu viel.
Beschei­den­heit ver­sinkt im Trubel;
der Euro glänzt, es rollt der Rubel.

Von Hek­tik haben wir genug.
Was wesent­lich, kommt nicht zum Zug.
Es herr­schen lei­der rundherum
nichts als Erwerb mehr und Konsum.

Für Liebe und Besinnlichkeit
nimmt man sich heute nicht mehr Zeit.
Wer kann noch unterm Weihnachtsbaum
ver­wirk­li­chen der Kind­heit Traum?
Wohl kaum!

Heinz – Hel­mut Hadwiger

Über den Autor:
Am 29.8.1941 in Wien gebo­ren, Mit­tel­schule in der BEA Graz-Lie­benau, Matura 1959 in Wien; neben Stu­dium der Rechts- und Staats­wis­sen­schaf­ten Aus­bil­dung zum Buch­händ­ler, Pro­mo­tion zum Dr. jur. in Wien, seit 1969 Rich­ter; zuletzt am Lan­des­ge­richt Linz, seit 1996 in Ruhe, frei­schaf­fen­der Dich­ter und Schrift­stel­ler. Mehr über mich könnt ihr hier erfah­ren: www​.haha​-had​wi​ger​.at

Bild: Lisa

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Aaron 12. Dezember 2014 - 13:39

Was für ein Gedicht über die Weih­nachts­zeit – es ist es wert, 3 Minu­ten die­ser Zeit dem Lesen zu opfern!
Ich nenne es bewusst nicht „Weih­nachts­ge­dicht“, denn es reiht sich nicht ein in den Ton, den uns die Wer­bung auf­zwingt. Zwar bin ich 50 Jahre jün­ger als der Autor, aber ich ver­stehe noch, das in der Weih­nachts­zeit eigent­lich der glän­zende Euro der Beschei­den­heit wei­chen sollte.
Fol­gende Verse erin­ner­ten mich an das Buch „Danas Uhrwerk“:

„Wir soll­ten uns nicht gar so sehr beeilen
und lei­ser tre­ten, denen, die uns lieben,
zu schen­ken von der Zeit, die uns geblieben.“

Die 3 Teil­über­schrif­ten finde ich ori­gi­nell, das hilft beim Lesen. Vie­len Dank für die­ses Gedicht!
Aaron vom Bücher­stadt Kurier

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