Adventskalender 2016: Türchen 1

by Bücherstadt Kurier

Früher war alles besser, oder?

Nun ist es also wie­der ein­mal soweit: Die Advents­zeit ist da! Jene Wochen, in denen wir uns besin­nen und auf Hei­lig­abend und das Weih­nachts­fest vor­be­rei­ten sol­len. Buch­schatz­meis­te­rin Rosi denkt dar­über nach, wie sich das Leben der Berufs­tä­ti­gen von der Haus­frau im Weih­nachts­rum­mel unterscheidet.

Heut­zu­tage kla­gen viele Men­schen, dass der Advent die stres­sigste und anstren­gendste Zeit im Jahr ist. Die meis­ten Men­schen sind berufs­tä­tig. Wie das ganze Jahr über müs­sen auch in der Vor­weih­nachts­zeit Berufs­ar­beit, Haus­halt und Fami­lie mit­ein­an­der koor­di­niert wer­den, um mög­lichst vie­len Ansprü­chen gerecht zu wer­den. Jetzt kom­men aber noch die Weih­nachts­vor­be­rei­tun­gen und die „gesell­schaft­li­chen“ Ver­pflich­tun­gen hinzu: die Weih­nachts­fei­ern im Kin­der­gar­ten und in der Schule, für die auch noch Kuchen geba­cken wer­den muss; die Weih­nachts­feier in der Firma und im Ver­ein. Dann muss auch noch der Weih­nachts­baum gekauft und geschmückt, vor­her noch der Advents­kranz besorgt und die Advents­deko ange­bracht wer­den… Da bleibt kaum Zeit für Besinnlichkeit.

Auch ich habe mich dabei ertappt, dass ich dachte, wie anstren­gend doch die Advents­zeit wie­der ein­mal sein wird. Ich dachte daran, dass es „frü­her“ ein­fach bes­ser war…
Meine Mut­ter war nie berufs­tä­tig, wie fast alle Frauen ihrer Genera­tion. Sie war nur für Haus­halt und Kin­der­er­zie­hung zustän­dig. So hatte sie Zeit und Muße, um mit uns Kin­dern im Wald Zap­fen und Tan­nen­grün zu sam­meln, wor­aus wir den Advents­kranz gebas­telt haben. Die­ser stand bei uns auf dem gro­ßen Küchen­tisch und jeden Abend brann­ten die Ker­zen, wäh­rend unsere Mut­ter aus einem Buch die täg­li­che Ration „Weih­nachts­ge­schichte“ vor­las. Dazu knab­ber­ten wir Brat­äp­fel oder Weih­nachts­kekse, die wir selbst­ver­ständ­lich selbst geba­cken hatten.

adventskalender_2016-1Die Weih­nachts­bä­cke­rei war immer ein High­light im Jah­res­ver­lauf! Man konnte Teig naschen und mit den For­men Engel, Ren­tiere, Sterne und andere weih­nacht­li­che Figu­ren aus­ste­chen und zu lecke­rem Gebäck verarbeiten.
In Kin­der­gar­ten und Schule gab es keine Weih­nachts­fei­ern. Die ein­zige Feier fand in der Fabrik statt, in der mein Vater arbei­tete. Für die Kin­der der Mit­ar­bei­ter kam extra der Niko­laus und brachte schöne Geschenke mit. Noch so ein Highlight!

Schon eine Woche vor Weih­nach­ten stand der Baum fix und fer­tig geschmückt im Wohn­zim­mer. Anfangs noch mit ech­ten Ker­zen, spä­ter mit elek­tri­schen Lich­ter­ket­ten. Aber immer leuch­tete er schon vor dem Fest und ver­brei­tete eine himm­li­sche Vor­freude auf Weihnachten.
Weh­mü­tig denke ich an diese Ver­gan­gen­heit. Wenn es doch heute genauso wäre…! Und nicht so, dass zwar ein Advent­kranz vor­han­den ist, aber vor lau­ter Arbeit und Ver­pflich­tun­gen keine Zeit bleibt, die Ker­zen anzu­zün­den und ein­fach mal inne zu hal­ten in der Hektik.

Frü­her war eben alles bes­ser! Oder etwa nicht? Ich glaube, die Advents­zeit war frü­her nur des­halb so ent­spannt, weil meine Mut­ter nicht berufs­tä­tig war und auch keine außer­häus­li­chen Ver­pflich­tun­gen hatte und sie aus die­sem Grund den Advent ganz anders gestal­ten konnte als wir heute. Sie war aber auch stets unglück­lich, weil sie kein eige­nes Geld ver­dient hat und nichts zum Haus­halts­ein­kom­men bei­steu­ern konnte. Sie hat uns berufs­tä­tige Frauen sehr beneidet.

Ich habe mir also Gedan­ken dar­über gemacht, wie ich in die­sem Jahr die Vor­weih­nachts­zeit ruhi­ger und besinn­li­cher ange­hen kann. Als frei­be­ruf­lich arbei­tende Dozen­tin bin ich sehr ein­ge­spannt und habe jeden Tag viel zu tun. Vie­les, was unter der Woche nicht geschafft wird, muss am Wochen­ende erle­digt wer­den. Meine freie Zeit ist also begrenzt.

Also habe ich mir schon recht­zei­tig über­legt, was ich mei­nen Lie­ben zu Weih­nach­ten schenke. Die ers­ten Weih­nachts­ge­schenke habe ich bereits im Sep­tem­ber besorgt. Dadurch erspare ich mir einen Teil Hek­tik und Stress in der Advents­zeit. Übri­gens habe ich mir das vom Ein­zel­han­del abge­guckt, der die ers­ten Weih­nachts­le­cke­reien und –deko­ar­ti­kel bereits im August/September verkauft.

Viele Weih­nachts­ge­schenke kaufe ich im Inter­net. So brau­che ich mich nicht in das große Ein­kaufs­ge­tüm­mel zu stür­zen. Vie­les kann ich auch erst ein­mal als Gut­schein ver­schen­ken. Nach Weih­nach­ten ist es in den Geschäf­ten ruhi­ger und ent­spann­ter, und güns­ti­ger sind viele Arti­kel obendrein.

Den Weih­nachts­baum wer­den wir schon am Wochen­ende vor Hei­lig­abend auf­stel­len und schmü­cken. Dann ist der Zeit­druck am Fest nicht so groß, und wir kön­nen uns schon Tage vor­her am hel­len Leuch­ten des Bau­mes erfreuen.
Aber einen gan­zen Tag lang werde ich Weih­nachts­kekse backen. Das muss sein! Ein Weih­nachts­fest ohne Selbst­ge­ba­cke­nes ist ein­fach kein Fest.

Ach herr­jeh! Gerade fällt mir ein: Ich habe ganz ver­ges­sen, das Tan­nen­grün für den Advents­kranz zu besor­gen. Und mor­gen ist schon der erste Advent! Nun aber schnell los…

In die­sem Sinne wün­sche ich allen eine stress­freie und besinn­li­che Vorweihnachtszeit!

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4 comments

Marco 1. Dezember 2016 - 15:17

Ein sicher nicht ganz unwich­ti­ges Thema!

Aller­dings denke ich, dass man den Aspekt des Kind­seins ver­gisst. Als Kind nimmt man die Dinge ein­fach anders wahr. Meine Eltern waren seit jeher beide berufs­tä­tig (sogar im Schicht­sys­tem) und den­noch erin­nere ich mich gerne an die Vor­weih­nachts­zeit mei­ner Kind­heit zurück.
Es war gemüt­lich, hei­me­lig und voll von Weihnachtszauber. 

Ich denke unse­ren Kin­dern wird es spä­ter ähn­lich gehen. Sie wer­den sich gerne an die Weih­nacht aus ihren Kin­der­ta­gen erin­nern. Auch, wenn wir Erwach­se­nen sie als stres­sig empfinden.

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Satzhüterin Pia 1. Dezember 2016 - 21:35

Eltern fan­gen da eini­ges ab und Kin­der neh­men es anders wahr. Sie krie­gen vie­les nicht mit – bestenfalls 🙂
Aber die Tat­sa­che, dass Weih­nach­ten leicht in Stress aus­ar­tet, ist echt ner­vig! Ich bin aber schon der Mei­nung, dass der Mensch sich in der Regel den Stress selbst macht. Das fängt im Kopf an.

....Ich habe aller­dings keine Kinder 😀

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Marco 2. Dezember 2016 - 10:22

@Pia – Dann spre­chen wir uns noch­mal, wenn du wel­che hast. 😉

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Dorothea Ender 1. Dezember 2016 - 18:03

Ich erin­nere mich an den Stoß-Seuf­zer mei­ner Mut­ter, als ich ein Kind war und die Zeit bis Hl. Abend nicht ver­ge­hen wollte. Meine Mut­ter dage­gen wußte nie, was sie als Ers­tes tun soll. Küche und Wäsche , Kin­der und Tiere, Haus und Hof waren in mei­ner Kind­heit für eine Haus­frau noch Voll­time-Jobs. Meist wurde noch ein Schwein­chen geschlach­tet ...... Mut­ter sehe ich noch heute mit auf­ge­lös­ten Haa­ren und rotem Kopf. Mit einem Seuf­zer machte sie sich Luft: .... “ warum muß denn unser Herz­liebs­tes Jesu­lein immer aus­ge­rech­bet an hl. Abend auf die Welt kommen ? “

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