Weihnachtstraum

Der letzte Sonn­tag, der zweite Advent, war anders
– anders als der vor­her­ge­hende Sonntag.
Zwei Ker­zen brann­ten auf dem Kranz, eine mehr als in der Woche zuvor.
Nicht eine ein­same Kerze.
Nicht ein Licht, das in der Dun­kel­heit vor sich hin flackerte.
Zwei Men­schen saßen in der Küche, einer mehr als in der Woche zuvor.
Nicht ein ein­sa­mer Mensch.
Nicht eine ein­same Seele, die in der Dun­kel­heit vor sich hin starrte.
Zwei Men­schen saßen in der Küche und sahen sich an.

Zwei Men­schen ste­hen unter dem Tan­nen­baum und sehen sich an.
Unter dem hohen Tan­nen­baum des Weihnachtsmarktes
– des Weih­nachts­mark­tes am Wie­ner Rathausplatz.
Inmit­ten eines Lich­ter­mee­res ste­hen sie und hal­ten sich fest.
Sie sind ver­schie­den, doch haben sie eines gemeinsam.
Sie sind nicht mehr allein.
Einer die­ser Men­schen bist du.
Einer die­ser Men­schen bin ich.
Ein­ge­füllt in Män­tel, umge­ben von … Liebe? Weihnachten?
Worin besteht der Unterschied?

Mela­nie Knapp