Adventskalender zum Hören

by Worteweberin Annika

Kann man trau­ern und trotz­dem Weih­nach­ten fei­ern? Die Fami­lie des Ich-Erzäh­lers in Maja Lun­des „Die Schnee­schwes­ter“ muss sich davon erst noch über­zeu­gen las­sen. Worte­we­be­rin Annika hat sich mit dem Hör­buch, gele­sen von Axel Mil­berg, auf Weih­nach­ten eingestimmt.

Das erste, was Julian von Hed­vig sieht, ist ihre platt­ge­drückte Nase am Schwimm­bad­fens­ter. Als er her­aus­kommt, erwar­tet sie ihn – die bei­den wer­den Freunde. Hed­vig plap­pert wie ein Was­ser­fall, möchte unbe­dingt schwim­men ler­nen und liebt Weih­nach­ten so sehr, dass sie sogar die Besen­kam­mer weih­nacht­lich deko­riert. „Du ahnst ja gar nicht, wie unge­heuer herz­zer­rei­ßend froh ich bin, dich getrof­fen zu haben“, ver­kün­det sie Julian in ihrer ulki­gen Art, sich auszudrücken.

Weih­nach­ten und der Umgang mit Trauer

Froh ist Julian aller­dings auch, denn Hed­vig bringt ein Strah­len in sein ansons­ten tris­tes Leben zurück. Im Som­mer ist seine große Schwes­ter Juni gestor­ben und seit­dem ist in Juli­ans Fami­lie nichts mehr, wie es frü­her war. Prak­tisch alle Bil­der von Juni sind ver­schwun­den, es wird nicht mehr gelacht, die kleine Schwes­ter Augusta fährt nicht mehr aus der Haut. Julian hat oft das Gefühl, seine Eltern wären aus­ge­tauscht wor­den. Kann noch mal alles wer­den, wie es frü­her war? Und vor allem: Kann es noch Weih­nach­ten geben nach einem so schreck­li­chen Ereig­nis? Frü­her näm­lich war Weih­nach­ten Juli­ans Lieb­lings­zeit, immer­hin fällt sein Geburts­tag mit Hei­lig­abend zusam­men. Die­ses Jahr aber könnte das Fest zu sei­nem zehn­ten Geburts­tag ausfallen…

Auf berüh­rende Weise wird hier das Thema Tod ange­spro­chen und die Arten, wie Fami­lien damit umge­hen kön­nen – ins­be­son­dere mit dem Tod von Kin­dern. Das ist natür­lich sehr trau­rig, aber so viel darf man schon ver­ra­ten, am Ende fin­det Julian einen Weg, mit dem Tod sei­ner Schwes­ter umzu­ge­hen. Auf Grund der teil­weise doch erns­ten The­ma­tik würde ich die Geschichte ab zehn Jah­ren empfehlen.

Die Hör­buch­ver­sion

Das Hör­buch zu „Die Schnee­schwes­ter“ hat Axel Mil­berg ein­ge­le­sen, den man zum Bei­spiel als Kom­mis­sar Borow­ski im Kie­ler Tat­ort kennt. Die Rolle des neun­jäh­ri­gen Julian liest Mil­berg mit viel Empa­thie, so dass man beim Zuhö­ren wun­der­bar mit­füh­len kann und stel­len­weise zu Trä­nen gerührt wird. Schön auch, dass es sich um eine voll­stän­dige Lesung han­delt, so dass nicht durch Kür­zun­gen Lücken in der Geschichte entstehen.

Mit etwas unter vier Stun­den füllt das Hör­buch bequem einen win­ter­li­chen Nach­mit­tag – durch die Auf­tei­lung in 24 Kapi­tel kann man es aber ebenso als Advents­ka­len­der nut­zen. So kann man sich von Tag zu Tag auf einen neuen Abschnitt der Geschichte freuen, und gleich­zei­tig jeden Tag ein biss­chen auf das Fest vor­be­rei­ten. Denn natür­lich the­ma­ti­siert „Die Schnee­schwes­ter“ auch Weihnachten:

„Weih­nachts­stim­mung ist ein wei­ches und war­mes Gefühl, das in den Zehen krib­belt und das Herz ein klein Wenig schnel­ler schla­gen lässt, jedoch nicht so schnell, dass es unan­ge­nehm wird. […] Weih­nachts­stim­mung bringt dich zum Sin­gen, zum Lachen und dazu, einen Kloß im Hals zu haben, alles zugleich. Wenn die Weih­nachts­stim­mung eine Farbe hätte, wäre sie ein war­mes Gelb, obwohl Weih­nach­ten rot ist, denn die Weih­nachts­stim­mung flammte in mei­nem Inne­ren wie eine Fackel.“

„Die Schnee­schwes­ter“ ist eine schöne Ein­stim­mung auf die Weih­nachts­zeit, die sich gut zum gemein­sa­men Hören oder Lesen in der Fami­lie eignet.

Die Schnee­schwes­ter. Maja Lunde. Aus dem Nor­we­gi­schen von Paul Berf. Gele­sen von Axel Mil­berg. Der Hör­ver­lag. 2018.

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