Aktueller denn je – Eine Ausstellung zum Comic-Journalismus

by Geschichtenzeichnerin Celina

Bild: Sarah Glidden

Das Museum für Kom­mu­ni­ka­tion in Ber­lin Mitte zeigt die Son­der­aus­stel­lung „Zeich(n)en der Zeit. Comic-Jour­na­lis­mus welt­weit“, die Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina und Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian nicht ver­pas­sen woll­ten. Es ist eine Aus­stel­lung des Deut­schen Comic­ver­eins e.V. in Zusam­men­ar­beit mit dem Inter­na­tio­na­len Comic-Salon in Erlangen.

Beim Ein­tre­ten in den Aus­stel­lungs­raum wird schnell klar, dass es sich um eine über­sicht­li­che Aus­stel­lung han­delt. Es ist ein gro­ßer Raum, der durch Trenn­wände auf­ge­teilt ist. An allen Wän­den des Rau­mes, bis auf einer, wo ein Bea­mer Videos an die Wand wirft, sind Comi­c­aus­züge ver­schie­de­ner Künst­ler ver­grö­ßert ange­bracht. Zu jedem Comic wird eine kurze Künst­ler­bio­gra­fie gebo­ten. Etwa bei der Hälfe des Rund­gangs ist ein Tisch mit bereits ver­leg­ten und gebun­de­nen Comi­c­aus­ga­ben auf­ge­stellt. Alle zu sehen­den Comic­ge­schich­ten in der Aus­stel­lung befas­sen sich mit jour­na­lis­ti­schen The­ma­ti­ken, die im Comic­for­mat erzählt werden.

Ein paar Beispiele

Recht nah beim Ein­gang befin­det sich ein Comic von Joe Sacco, der unter ande­rem als Begrün­der der Comic-Repor­tage gilt. Er setzt sich in sei­nen Bei­trä­gen mit öko­lo­gi­schen Fra­gen aus­ein­an­der, gibt Men­schen, die sonst nicht gehört wer­den, eine Stimme und greift deren Sicht auf. In sei­nem aus­ge­stell­ten Comic geht er auf die För­de­rung von Erdöl bezie­hungs­weise Ölsand ein und wel­che Kon­se­quen­zen diese mit sich bringt. Dies gibt er in detail­lier­ten Schwarz-Weiß-Zeich­nun­gen wieder.

Wei­ter­hin las­sen sich Aus­züge aus Guy Del­is­les „Pjöng­jang“ und „Shen­zhen“ bestau­nen. Die­ser Künst­ler greift kri­ti­sche The­ma­ti­ken auf und stellt Dik­ta­tu­ren in Frage. Doch bei all dem kommt der Humor nicht zu kurz. Er schafft es, eine gute Balance zwi­schen Ernst­haf­tig­keit und Humor zu fin­den. Das spie­gelt sich auch in sei­nen Zeich­nun­gen wider.

In der Aus­stel­lung kom­men noch viele weite Künst­ler zu Wort. Auch Zeit­schrif­ten sind ver­tre­ten, wie „La Revue Des­si­née“, das ein­zige Maga­zin für Comic-Jour­na­lis­mus euro­pa­weit. Auch aus dem US-ame­ri­ka­ni­schen Online­ma­ga­zin „The Nib“ sind Comic­bei­träge zu sehen.

Aus­züge aus Guy Del­is­les „Pjöng­jang“ und „Shen­zhen“

Das wäre noch schön

Als irri­tie­rend emp­fan­den wir die Videos. Nicht wegen ihrer Inhalte, son­dern, weil sie die ganze Zeit lie­fen. Wäh­rend man also in Ruhe lesen wollte, wurde man dau­er­haft beschallt. Eben­falls waren im Aus­stel­lungs­raum, bis auf einige wenige Stühle um den Tisch mit den Comic-Lese-Exem­pla­ren, keine Sitz­ge­le­gen­hei­ten vorhanden.

Wün­schens­wert wäre gewe­sen, dass vor den Videos auf der Lein­wand ein Sofa oder ähn­li­ches gestan­den hätte und man sich die Videos mit Kopf­hö­rern hätte anschauen und anhö­ren können.

Ein wei­te­rer Punkt ist, dass inhalt­lich die Fra­gen danach, was Comic-Jour­na­lis­mus ist, wel­che Ursprünge die­ser hat und warum er in Deutsch­land nicht so ver­brei­tet ist, nur ange­schnit­ten the­ma­ti­siert wer­den. Zwar gab es eine Gesprächs­runde am 28.05.19 mit Expert*innen aus Comic und Jour­na­lis­mus, wo diese Fra­gen zur Dis­kus­sion stan­den, aber im Aus­stel­lungs­raum selbst ist davon nur wenig zu mer­ken. Klar ist auch, dass es keine 100%igen Ant­wor­ten auf diese Fra­gen gibt, aber durch­aus rich­tungs­wei­sende Aspekte.

Comic-Jour­na­lis­mus!?

In der ange­spro­che­nen Ver­an­stal­tung „Neue Erzähl­mög­lich­kei­ten aus der gan­zen Welt. Was kann Comic-Jour­na­lis­mus?“ waren Karo­line Bofin­ger, Comic­re­dak­teu­rin bei der Zeit­schrift „Le Monde“, sowie Lars von Törne, der Redak­teur beim Tages­spie­gel ist und viele Bei­träge rund um Comics ver­öf­fent­licht hat, dabei. Der Jour­na­list Augusto Paim arbei­tet mit Zeichner*innen zusam­men, um comic­jour­na­lis­ti­sche Pro­jekte zu ver­wirk­li­chen. Er war mit der Comic­zeich­ne­rin Bea­trice Davies anwe­send. Beide haben bereits gemein­sam an einem Comic gearbeitet.

Es wur­den Comic­pro­jekte vor­ge­stellt und auch von Erfah­run­gen berich­tet, wel­che die jewei­li­gen Per­so­nen auf ihrem Gebiet in Bezug auf den Comic-Jour­na­lis­mus gemacht haben. Dabei wurde auch die Frage gestellt, was Comic-Jour­na­lis­mus ist und wer ihn über­haupt aus­füh­ren darf. Es kam vor Ort zu kei­ner Eini­gung, aller­dings wurde anhand der unzäh­li­gen Bei­spiele ein Bewusst­sein für die Viel­falt die­ses Medi­ums geschaf­fen. Zudem kam aus unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven zutage, dass der Comic-Jour­na­lis­mus hier in Deutsch­land immer noch nicht so aner­kannt ist.

Durch ein schein­bar zu sub­jek­ti­ves Auf­tre­ten und die geringe Nach­frage sowie feh­len­des Ver­ständ­nis von Lesen­den der Zei­tun­gen gibt es immer noch wenige Anlauf­stel­len und Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten von comic­jour­na­lis­ti­schen Pro­jek­ten. Wei­ter­hin wurde berich­tet, wel­che posi­ti­ven Eigen­schaf­ten der Comic-Jour­na­lis­mus mit sich bringt. Etwa, dass es mög­lich ist, von Orten zu berich­ten, wo sonst keine Fotos gemacht wer­den dür­fen und den Lesen­den somit sonst kein Ein­blick gebo­ten wer­den kann. Diese Hin­ter­tür kann der Comic öff­nen. Auch kann es für Lesende berei­chernd sein, da es durch die Comic­form mög­lich ist, sich stär­ker in die Cha­rak­tere und Atmo­sphä­ren hineinzuversetzen.

Lohnt es sich?

Für uns hat sich die Son­der­aus­stel­lung „Zeich(n)en der Zeit. Comic-Jour­na­lis­mus welt­weit“ gelohnt. Sie ist zwar nicht rie­sig, aber gibt erstaun­li­che Ein­bli­cke in den Comic-Jour­na­lis­mus und somit in aktu­elle und gesell­schaft­li­che sowie poli­ti­schen Themen.

Zeich(n)en der Zeit. Comic-Jour­na­lis­mus welt­weit. Son­der­aus­stel­lung. Museum für Kom­mu­ni­ka­tion Ber­lin. 23.05.2019 bis 25.08.2019. // Regu­lär kos­tet der Ein­tritt ins Museum 6 €, ermä­ßigt sind es 3 €.

Fotos: Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina / Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian

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