Angst essen Mädchen auf

by Geschichtenerzähler Adrian

Das Mäd­chen Epi­pha­nie Schreck ist acht Jahre alt und ihre Angst folgt ihr, wort­wört­lich, wie ihr Schat­ten. Diese Angst will die junge Epi­pha­nie los­wer­den. Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian hat sich den gleich­na­mi­gen Comic von Séverine Gaut­hier und Zeich­ner Clé­ment Lefè­vre angeschaut.

Auf ihrer Suche nach Dok­tor Psy­che erwacht Epi­pha­nie allein in einem dunk­len Wald. Nun ja, nicht so ganz allein, denn ihre Angst ist immer bei ihr. Diese ver­wan­delt den Wald in einen Ort des Schre­ckens, vor dem Epi­pha­nie ver­ängs­tigt flieht.

Dem Wald ent­kom­men, gerät sie an einen Weg­wei­ser: ein klei­ner, ner­vö­ser Mann mit gro­ßem Zylin­der, der Fra­gen beant­wor­tet. Bevor Epi­pha­nie jedoch ihre Frage stel­len kann, for­dert der kleine Mann sie auf, erst ein­mal eine Fra­ge­runde zu absol­vie­ren – heißt, ein­mal um sein klei­nes Haus her­um­zu­lau­fen – und dar­auf­hin tie­fer zu gra­ben, wor­auf er ihr als Hilfs­mit­tel eine Schau­fel in die Hand drückt.

Nach eini­gem Hin und Her kommt her­aus, dass der Weg­wei­ser Epi­pha­nie nicht hel­fen kann und somit seine Ernst­haf­tig­keit ver­lo­ren hat. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, geht ihm damit auch seine Boden­stän­dig­keit flö­ten, was ihn in der Schwebe lässt – wort­wört­lich, denn der kleine Mann fängt an zu flie­gen. Nun mit einem Beglei­ter mehr, den sie an einer Leine hin­ter sich her­zieht, wan­dert Epi­pha­nie wei­ter, auf der Suche nach der Pra­xis von Dok­tor Psyche.

Eine selt­same Geschichte

Wie ihr bereits merkt, wird in der Welt von Epi­pha­nie Schreck eini­ges sehr wört­lich genom­men, denn es bleibt nicht bei dem Ver­lust der Boden­stän­dig­keit. So ste­hen Epi­pha­nie bei­spiels­weise wort­wört­lich die Haare zu Berge, wor­auf­hin Dok­tor Psy­che sie in einen Haar­schnei­de­sa­lon überweist.

Die offen­sicht­lichste Ver­bild­li­chung einer Meta­pher ist jedoch die Angst selbst, wel­che in einem gro­ßen, schwar­zen, schlan­gen­ar­ti­gen Schat­ten­we­sen dar­ge­stellt wird. So wächst die­ser Schat­ten expo­nen­ti­ell zu Epi­pha­nies Angst, wor­auf­hin das Mäd­chen auch anmerkt, dass er zu viel Platz ein­neh­men würde und sie ersti­cke, da sie keine Luft mehr bekäme. Auch der Ver­such, die Angst mit­hilfe eines Zir­kus­domp­teurs zu bän­di­gen, miss­lingt. Sie wird dadurch sogar noch schlimmer.

All­ge­mein sind die Cha­rak­tere sehr abstrus und merk­wür­dig. Da ist der Rit­ter ohne Furcht und Tadel noch der Nor­malste. Im Gro­ßen und Gan­zen erin­nert die ganze Welt sehr an „Alice im Wunderland“.

Ver­bild­lichte Angst

Zeich­ner und Kolo­rist Clé­ment Lefè­vre nutzt viele sehr helle, aber auch dunkle Far­ben – letz­te­res gerade für die Dar­stel­lung der Angst – und hält sich ver­mehrt in einem mat­ten Ton. Vor allem bei den vie­len hel­len Far­ben wir­ken die Bil­der recht kalt und künst­lich und die Tat­sa­che, dass am Com­pu­ter gezeich­net wurde, tritt hier viel stär­ker her­vor als in dunk­le­ren Sequenzen.

Die Cha­rak­tere sind einem Kin­der­co­mic ange­mes­sen fan­tas­tisch und knuf­fig dar­ge­stellt. Aber auch hier ist es das Schat­ten­we­sen, wel­ches stark unter den rest­li­chen Figu­ren her­vor­sticht. Dadurch, dass die Angst nicht reden kann, zeigt sie ihre Lau­nen ver­stärkt durch Mimik und Ges­tik. Somit wird eine Bedro­hung dar­ge­stellt, deren Aus­wir­kun­gen bis in die Magen­ge­gend der Lesen­den vor­drin­gen. Doch ist es auch die­ses aus­ge­prägte Spiel mit Ges­tik und Mimik, das die Angst teils ziem­lich nied­lich aus­se­hen lässt, wenn sie etwa mit gro­ßen Augen und klei­nem Mund brav war­tend neben Epi­pha­nie im War­te­zim­mer bei Dok­tor Psy­che sitzt.

Krea­tive Extras

Neben der Haupt­ge­schichte ist dem Comic noch ein Anhang bei­gefügt, der zum einen eine kurze Auf­lis­tung mit pas­send illus­trier­ten Ängs­ten ent­hält sowie ein Brett­spiel über zwei Sei­ten, in dem die Spie­len­den bis ans Ziel kom­men müs­sen, jedoch immer wie­der von klei­nen Hin­der­nis­sen auf­ge­hal­ten werden.

„Die ent­setz­li­che Angst der Epi­pha­nie Schreck“ ist ein schö­nes und fan­ta­sie­vol­les Comic­ver­gnü­gen. Obwohl es ein Kin­der­co­mic, ist die Geschichte teils etwas kon­fus erzählt, sodass es in man­chen Tei­len schwer erscheint, der Hand­lung und den Reak­tio­nen der Figu­ren zu fol­gen. Den­noch kann ich die­sen Comic nur emp­feh­len, da es vor allem die Bil­der sind, die immer wie­der Lust zum Hin­ein­gu­cken machen.

Die ent­setz­li­che Angst der Epi­pha­nie Schreck. Autor: Séverine Gaut­hir. Zeich­ner: Clé­ment Lefè­vre. Toon­fish Ver­lag. 2018.

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