Anne Hertz

by Zeichensetzerin Alexa

„Liebe kann das schönste und gleich­zei­tig schreck­lichste Gefühl der Welt sein.“

Foto © Iris Terzka; anne​-hertz​.de *klick*

Hin­ter dem Pseud­onym ANNE HERTZ ver­ber­gen sich die Schwes­tern Frauke Scheu­ne­mann und Wiebke Lorenz. Im Inter­view mit Bücher­städ­te­rin Alexa ver­rät das Duo mehr über sich und seine Romane, wie es ist, gemein­sam zu Schrei­ben und seine Vor­stel­lun­gen von Liebe.

Anne Hertz ist das Pseud­onym der Autorin­nen Frauke Scheu­ne­mann und Wiebke Lorenz. Warum ein Pseud­onym? Und wie kamt ihr aus­ge­rech­net auf den Namen „Anne Hertz“?

Frauke: Wiebke hat mal fürs Fern­se­hen ein Seri­en­kon­zept ent­wi­ckelt, in dem die Haupt­fi­gur Anna Herz hieß. Wie so oft beim Fern­se­hen wurde aus der Serie nichts, aber als wir für uns ein pas­sen­des Pseud­onym gesucht haben, fiel mir der Name wie­der ein. Wir haben ihn dann ein biss­chen abge­wan­delt – aus Anna wurde Anne und Hertz mit „tz“, damit es nicht ganz so kit­schig klingt – und schon war „Anne Hertz“ geboren.

Wiebke, stell‘ unse­ren Lesern doch bitte Frauke vor.

Meine große Schwes­ter Frauke ist zwei­ein­halb Jahre älter als ich und der schlauste Mensch, den ich kenne. Wirk­lich, sie weiß ein­fach ALLES, sollte ich mal bei Gün­ther Jauch lan­den, wäre sie meine drei Tele­fon­jo­ker! Sie ist sehr enga­giert und setzt sich unheim­lich für andere ein – dar­über hin­aus ist sie eigent­lich in jeder Lebens­lage umsich­tig und ruhig. In ande­ren Wor­ten: Meine Schwes­ter ist ganz schön läs­sig und cool.

Frauke, wie wür­dest du Wiebke beschreiben?

Wenn du jeman­den brauchst, der dich nachts um vier irgendwo in der Pampa abholt und dir zwei­tau­send Euro leiht – ruf Wiebke an! Meine Schwes­ter ist unglaub­lich hilfs­be­reit, und wenn sie etwas zusagt, ist dar­auf zu hun­dert Pro­zent Ver­lass. Beson­de­ren Wert legt sie auf Pünkt­lich­keit, aller­dings so sehr, dass das manch­mal auch ein biss­chen ner­ven kann ... Ins­ge­samt ist Wiebke ziem­lich emo­tio­nal, sie macht aus ihrem Her­zen nur sel­ten eine Mördergrube.

In euren Roma­nen spielt die Liebe eine sehr große Rolle. Was bedeu­tet „Liebe“ für euch?

Wiebke: Ich denke mal, da geht es uns wie den meis­ten Men­schen: Liebe kann das schönste und gleich­zei­tig schreck­lichste Gefühl der Welt sein. Sie bringt dich zum Flie­gen und kann dich im nächs­ten Moment zu Boden schmet­tern. Ein Leben ohne Liebe wäre... kein wirk­li­ches Leben.

Was hal­tet ihr von den bekann­ten Sprü­chen: „Gegen­sätze zie­hen sich an“ und „Liebe auf den ers­ten Blick“?

Frauke: Na ja, Liebe auf den ers­ten Blick ist viel­leicht etwas über­trie­ben, da würde ich eher von Ver­liebt­heit sprechen.

Wiebke: Ich habe mich auch noch nie auf den ers­ten Blick ver­liebt, im Gegen­teil. So rich­tig geliebt habe ich bis­her immer nur Män­ner, die ich anfangs meis­tens rich­tig doof fand. Und dass Gegen­sätze sich anzie­hen, ist viel­leicht anfangs so. Auf Dauer glaube ich, dass eher Gemein­sam­kei­ten zusammenschweißen.

Vom Freund ver­las­sen, Pro­bleme im All­tag und Schwie­rig­kei­ten im Job – ganz so rosig sind die Anne Hertz-Romane wohl doch nicht wie sie auf den ers­ten Blick schei­nen. Wie wür­det ihr selbst eure Romane beschrei­ben? Was ist, eurer Mei­nung nach, das Beson­dere an ihnen?

Frauke: Das ist es ja eben, was unsere Bücher aus­macht: Es dreht sich nicht nur alles um den Kerl. Natür­lich spielt die Liebe in unse­ren Roma­nen eine große Rolle, aber zuerst ein­mal geht es – wie im nor­ma­len Leben auch – um ganz all­täg­li­che Pro­bleme. Das kön­nen dann eben Job­sor­gen sein oder die Frage, wie man eigent­lich leben will oder, oder, oder ... Wir glau­ben, dass unsere Lese­rin­nen diese Kom­bi­na­tion mögen, dass wir nicht nur dar­über schrei­ben, wie es ist, auf der Suche nach dem Traum­mann so sein. Aber wenn man erst ein­mal mit sich selbst und sei­nem Leben ins­ge­samt zufrie­den ist, dann klappt es meis­tens auch bes­ser mit den Kerlen.

Wiebke: Unsere Romane haben auch jeweils immer ein „gro­ßes“ Thema. Das kann mal die Suche nach dem Glück sein oder die Erkennt­nis, dass man irgend­wann auch Träume auf­ge­ben und los­las­sen muss. The­men, denen jeder von uns irgend­wann in sei­nem Leben begeg­net – und so geht es unse­ren Haupt­fi­gu­ren eben auch.

Warum aus­ge­rech­net Roman­tik? Könn­tet ihr euch auch vor­stel­len, in einem ande­ren Genre zu schreiben?

Wiebke: Ja, sicher! Ich selbst schreibe ja noch Thril­ler, und Frau­kes Dackel­ro­mane sind zwar auch hei­ter, aber doch im Ver­gleich zu den Anne-Hertz-Roma­nen etwas anders.

Was möch­tet ihr mit euren Geschich­ten errei­chen? Gibt es bestimmte Ziele, Wün­sche, Hoffnungen?

Wiebke: Wir möch­ten unse­ren Lese­rin­nen ein­fach ein paar schöne und ent­spannte Stun­den berei­ten. Dass sie einen unse­rer Romane lesen und hin­ter­her sagen: Hach, war das eine süße Geschichte. Und wenn wir hier und da auch noch ein paar Denk­an­stöße lie­fern kön­nen, umso besser.

Als im Januar 2006 der erste Roman „Glückskekse“ erschien und zum gro­ßen Erfolg wurde, wie habt ihr euch da gefühlt?

Frauke: Da waren wir sehr über­rascht, denn wir haben wirk­lich über­haupt nicht damit gerechnet.

Wiebke: Aber natür­lich war es ein schö­nes Gefühl und wir haben uns total gefreut, ist ja klar!

Ihr schreibt auch unab­hän­gig von­ein­an­der Romane, dar­un­ter Wieb­kes „Alles muss ver­steckt sein“ und „Aller­liebste Schwes­ter“ und Frau­kes „Dackel­blick“ und „Kat­zen­jam­mer“. Wie ist es für euch alleine zu schrei­ben? Gibt es Unter­schiede in der Arbeits­weise? Legt ihr andere Schwerpunkte?

Frauke: Sicher gibt es die! Der größte Unter­schied ist zuerst ein­mal der, dass man eben allein schreibt. Das heißt, man muss sich nicht mit dem ande­ren abspre­chen, son­dern kann alles allein ent­schei­den. Das ist manch­mal ein Vor­teil (keine Dis­kus­sio­nen) und manch­mal ein Nach­teil (keine Dis­kus­sio­nen). Ins­ge­samt möchte ich keine der bei­den Arbeits­wei­sen missen.

Wiebke: Das geht mir genauso! Ich mag es total gern, zusam­men mit mei­ner Schwes­ter zu schrei­ben – aber nach einem Anne Hertz ziehe ich mich dann auch ganz gern mal in ein allei­ni­ges Pro­jekt zurück. Dadurch, dass meine Solo­ro­mane ein völ­lig ande­res Genre bedie­nen, schreibe ich da auch ganz anders. Zuerst ein­mal viel, viel lang­sa­mer. Allein schon des­halb, weil ich da mehr recher­chie­ren muss. Und dann ist mein Schreib­stil ein ganz ande­rer, die Spra­che ist sehr redu­ziert und recht düster.

Hand aufs Herz – ent­hal­ten eure Geschich­ten per­sön­li­che Erfahrungen?

Frauke: Natür­lich, sicher! Aber immer so stark abge­wan­delt, dass es mit der Wirk­lich­keit nicht mehr viel zu tun hat.

Was inspi­riert euch?

Wiebke: Alles! Das kann ein Gespräch mit Freun­din­nen sein oder ein Zei­tungs­ar­ti­kel, der uns auf­ge­fal­len ist. So genau lässt sich das nicht sagen, wir fin­den unsere Geschich­ten über­all – und meis­tens unerwartet.

Das aktu­ell neuste Buch von Anne Hertz ist „Jun­ger Mann zum Mit­rei­sen gesucht“. Neben Kurz­ge­schich­ten von Anne Hertz, ent­hält er auch wel­che von Kers­tin Gier, Tanja Heit­mann, Tat­jana Kruse und ande­ren bekann­ten Autoren. Wie kam es zu die­ser Kurz­ge­schich­ten-Samm­lung? Wie ent­stand die Idee?

Wiebke: Ganz ein­fach: Wir ken­nen so viele tolle Autorin­nen und sind mit einem Groß­teil von ihnen auch befreun­det, und da hat­ten wir Lust, mit ihnen zusam­men einen Kurz­ge­schich­ten­band zu machen. Der Titel war meine Idee, ich fand diese Pla­kate auf dem Jahr­markt schon immer sehr lustig!

Im März 2013 erscheint Anne Hertz´ neuer Roman „Flit­ter­wo­chen“. Bitte erzählt unse­ren Lesern, worum es dabei geht.

Frauke: Es geht darin um Tine, die sich ihre Flit­ter­wo­chen irgend­wie anders vor­ge­stellt hat: Statt mit ihrem Mann im Flie­ger auf die Sey­chel­len zu sit­zen, wird sie kurz vor ihrer Hoch­zeit ent­führt – von einer 89-jäh­ri­gen Oma, die Urne von Opa Heinzi unterm Arm. Ehe Tine weiß, wie ihr geschieht, ist sie auf der Flucht vor der Poli­zei und kut­schiert Oma Stre­low nach Kol­berg, wo diese gedenkt, die Asche ihres gelieb­ten Man­nes zu verstreuen…

Sind bereits neue Pro­jekte geplant? Wenn ja, welche?

Frauke: Also, ich schreibe gerade an „Hoch­zeits­küsse“, dem vier­ten Teil der Dackel­reihe. Und dann fan­gen wir auch bald schon mit dem nächs­ten Anne Hertz an.

Wiebke: Mein der­zeit wich­tigs­tes Pro­jekt soll am 4. Februar zur Welt kom­men und wird ein Mäd­chen. Und wenn ich mich dann etwas ein­ge­wöhnt habe, stoße ich beim neuen Anne Hertz dazu. Irgend­wann kommt dann auch wie­der ein Thril­ler, aber zuerst kommt mal das Baby!

Ihr habt lange Zeit in einem Haus gelebt und wohnt jetzt auch noch in direk­ter Nach­bar­schaft. Wie ist es für euch, alles zu tei­len? Gibt es auch mal kleine Aus­ein­an­der­set­zun­gen und Meinungsverschiedenheiten?

Wiebke: Also, wir tei­len ja nicht ALLES mit­ein­an­der, aber vie­les. Und das ist in ers­ter Linie schön, weil man einen Men­schen hat, der einem total ver­traut ist.

Frauke: Und mit dem man sich auch so rich­tig schön zof­fen kann, was natür­lich regel­mä­ßig pas­siert. Denn wenn man so eng mit­ein­an­der lebt und arbei­tet wie Wiebke und ich, bleibt es ja nicht aus, dass man auch mal ande­rer Mei­nung ist. Das Schöne ist aber, dass wir wis­sen, dass wir uns am Ende immer wie­der ver­tra­gen, egal, wie sehr wir uns gestrit­ten haben – denn als Schwes­tern blei­ben wir ja sowieso unser gan­zes Leben lang mit­ein­an­der verbunden.

Lest ihr auch gerne über Liebe? Habt ihr eine Lieb­lings­schnulze (Film, Buch)?

Wiebke: Bei Fil­men liebe ich „Tat­säch­lich Liebe“, „Wie ein ein­zi­ger Tag“ und „P.S.: Ich lieb dich.“ Das gilt auch für die Romane, jeden­falls für die letz­ten bei­den Titel.

Frauke: Pri­vat lese ich durch meine vier Kin­der der­zeit haupt­säch­lich Kin­der­bü­cher vor, ins Kino komme ich nur noch in Sachen wie „Ice Age“ oder „Mada­gas­kar“ ... Aber es kom­men auch wie­der andere Zeiten.

Zum Schluss unsere Bücher­stadt Kurier-Spe­zi­al­fra­gen: Wenn ihr ein Buch wärt, wel­ches wärt ihr und warum?

Wiebke: Uff, das ist schwie­rig! Ich glaube, ich wäre „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele“. Das drückt mein Lebens­ge­fühl am ehes­ten aus, ich bin immer ein biss­chen grundverwirrt.

Frauke: Ich wäre bestimmt ein Sach­buch. Etwa „1000 ganz legale Steu­er­tricks“ oder im Hin­blick auf das Fahr­ver­hal­ten mei­nes Man­nes viel­leicht das Hand­buch zum neuen Buß­geld­ka­ta­log der StVO. Ich gebe Men­schen eben gern hand­feste Tipps zur Lebens­be­wäl­ti­gung – das habe ich mir wohl aus mei­nem „alten“ Leben als Juris­tin bewahrt.

Wel­che Frage habt ihr euch in einem Inter­view schon immer mal gewünscht und wie würde eure Ant­wort dar­auf lauten?

Wiebke: Die Frage, wie es sich anfühlt, seit Wochen auf Platz 1 der Best­sel­ler­liste zu ste­hen. Wir hof­fen, die kommt eines Tages noch.

Danke, dass ihr euch Zeit für unsere Fra­gen genom­men habt.

Alexa

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