Anti – Utopie

by Bücherstadt Kurier

Paradise OstJo McMil­lan erzählt in ihrem bio­gra­fisch ange­hauch­ten Roman „Para­dise Ost“ das Leben in der DDR aus der Sicht eines eng­li­schen Mäd­chens. Ein Roman ohne roten Faden und mit viel zu vie­len Fra­gen, meint Roma­n­akro­ba­tin Leona.

Jess lebt kein ein­fa­ches Leben in Tam­worth, Eng­land. Ihre Mut­ter ist eine glü­hende Kom­mu­nis­tin und des­we­gen immer das Gespräch der Stadt. Das färbt auch auf Jess ab. In der Schule wird sie anders behan­delt und von ihren Klas­sen­ka­me­ra­den strikt gemie­den. Oft ver­teilt sie gemein­sam mit ihrer Mut­ter kom­mu­nis­ti­sche Zeit­schrif­ten in der Innen­stadt, wo beide erneut auf­fal­len. Als Jess‘ Mut­ter das Ange­bot bekommt, in der DDR zu arbei­ten, erfüllt sich ihr Lebens­traum. Doch für Jess wird es auch dort nicht angenehmer.

Die Geschichte klingt zunächst span­nend, ent­puppt sich aller­dings als äußerst zäh und lang­at­mig. Bestimmte Sze­nen wer­den sei­ten­lang beschrie­ben, ohne einen aus­sa­ge­kräf­ti­gen Inhalt zu haben. Die Geschichte plät­schert dahin. Zusätz­lich sind die Per­so­nen­kon­stel­la­tio­nen sehr ver­wir­rend: Wer mag wen, wer ist gut, wer ist böse und wer ist über­haupt wer mit wel­chen Funk­tio­nen? Lei­der ist die­ses Rät­sel­ra­ten nicht span­nend, son­dern eher anstrengend.

McMil­lan hat einen inter­es­san­ten Umschrei­bungs­stil, der ver­mut­lich auch für die weit­läu­fige Erzähl­weise ver­ant­wort­lich ist. Unter den viel zu detail­lier­ten Beschrei­bun­gen geht aller­dings der Span­nungs­bo­gen ver­lo­ren, den man den­noch ver­geb­lich sucht.
Die Bezie­hung zwi­schen Mut­ter und Toch­ter zu beschrei­ben, ist schwie­rig. Die Mut­ter drängt Jess ihre poli­ti­sche Ideo­lo­gie auf – und diese ver­sucht ihre Mut­ter zu beein­dru­cken, indem sie bestimm­ten kom­mu­nis­ti­schen Jugend­or­ga­ni­sa­tio­nen bei­tritt. Jess sucht Bestä­ti­gung und einen Platz in die­ser Welt. Schon von klein auf wird sie mit poli­ti­schen Sys­te­men kon­fron­tiert, mit dem Kapi­ta­lis­mus an ers­ter Stelle. Eine schöne Kind­heit sieht ver­mut­lich anders aus. Es ist ins­ge­samt kein ein­fa­cher Roman und eher eine Auf­gabe als ein Lesevergnügen.

Para­dise Ost. Jo McMil­lan. Über­set­zung: Susanne Höbel. Ull­stein. 2016.

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2 comments

andreamaluga 29. Mai 2016 - 14:25

ich glaube, ich würde es gern lesen.
danke für die rezension.
sonn­tags­gruß, a.

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Leona 31. Mai 2016 - 22:54

Hallo ☺,
Viel­leicht gibt es da auch eine ganz andere Betrach­tungs­weise zu.
Schön, dass ich den­noch ein biss­chen Neu­gierde wecken konnte!

Lie­ben Gruß zurück

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