Auge in Auge mit den Tieren des Waldes

by Bücherstädterin Kathrin

Wald­ex­pe­di­tion mal anders – ganz bequem vom Sofa aus. Wie das geht, fragt ihr euch? Das erfahrt ihr hier von Bücher­städ­te­rin Kath­rin.

„Huh-Huh­uhu-Huuuh“ ertönt es über euch. Dann streift ein laut­lo­ser Wind­hauch euer Gesicht und der Wald­kauz lässt sich auf einem Ast in eurer Nähe nie­der. Womög­lich hat er gerade die Maus erspäht, die kurz zuvor zwi­schen euren Füßen hin­durch gehuscht ist. Aus der Ferne ertönt ein Heu­len, ver­mut­lich von einem Wolf, von dem ihr wei­ter ent­fernt ein paar Pfo­ten­ab­drü­cke im Wald­bo­den ent­deckt habt. Ihr streift wei­ter durch den dunk­len Wald.

Plötz­lich knackt es im Unter­holz. Ihr zuckt zusam­men. Laub raschelt. Ein Igel kreuzt euren Weg. Er bleibt kurz ste­hen, blickt zu euch hoch und ver­schwin­det dann eilig im nächs­ten Gebüsch. Erleich­tert setzt ihr euren Weg fort, kommt an einer Höhle vor­bei, aus der lei­ses Brum­men ertönt. Ein Igel war das dies­mal sicher nicht. Neu­gie­rig werft ihr den­noch einen Blick hin­ein, stol­pert über eine Wur­zel und lan­det auf dem Boden. Vor euch erblickt ihr brau­nes Fell und Tat­zen mit lan­gen schar­fen Kral­len. Ihr hebt euren Blick und fin­det euch Auge in Auge mit einem Braun­bä­ren wieder …

Erschro­cken legt ihr das Buch bei­seite, atmet tief durch und blickt euch erleich­tert um. Ihr seid in eurem Wohn­zim­mer. Wie soll das denn mög­lich sein, fragt ihr euch? Wo der Braun­bär doch lebens­groß vor euch stand? Da wart ihr euch ganz sicher. Ihr hät­tet schwö­ren kön­nen, dass …

Mög­lich macht das das neue Buch „Lebens­groß“ von Hol­ger Haag. Ihr habt euch von eurem Schreck erholt und schlagt neu­gie­rig das Buch wie­der auf, um eure Expe­di­tion vom Sofa aus durch den Wald fortzusetzen.

Tat­säch­lich lebensgroß?

Hol­ger Haag ver­sam­melt in die­sem Buch fünf­zehn ver­schie­dene Tier­ar­ten, die durch teil­weise dop­pel­sei­tige Illus­tra­tio­nen von Man­fred Rohr­beck unter­stützt wer­den. Das Beson­dere dabei: Die Tiere sind lebens­groß abge­bil­det! Natür­lich nicht immer kom­plett, denn das würde sich zum Bei­spiel beim Braun­bä­ren sehr schwie­rig gestal­ten. Die­ser wird immer­hin 150 bis 260 cm groß. Trotz­dem könnt ihr ihm direkt in die Augen schauen, denn in die­sem Falle ist das Gesicht des Braun­bä­ren lebens­groß abge­bil­det und ver­mit­telt durch die detail­rei­chen, nahezu foto­rea­lis­ti­schen Illus­tra­tio­nen einen blei­ben­den Ein­druck des jewei­li­gen Waldbewohners.

Wei­tere Extre­mi­tä­ten sind abge­bil­det. So lässt sich eine rie­sige Braun­bä­ren­tatze, die fast die gesamte Höhe des etwa DIN A3 gro­ßen Buches ein­nimmt, ebenso fin­den wie das Geweih eines Rot­hir­sches. Alle Tiere könnt ihr bequem und in Ruhe von zu Hause aus betrach­ten, was sich in freier Wild­bahn eher schwie­rig gestal­tet, denn nahezu alle hier ver­ein­ten Tiere sind scheu und mei­den den Menschen.

Was gibt es noch zu entdecken?

Ein­ge­lei­tet wer­den die jewei­li­gen Tiere mit einem Steck­brief, in dem sich sowohl Anga­ben zu Größe, Gewicht und Schnel­lig­keit fin­den las­sen, als auch detail­lierte Infor­ma­tio­nen zu Aus­se­hen, Lebens­raum, Ver­hal­ten, Nah­rung und Nach­wuchs. Jede Seite ist lie­be­voll gestal­tet. Dazu gibt es unter­schied­li­che wei­tere Infor­ma­tio­nen dem jewei­li­gen Tier ange­passt. So erfahrt ihr zum Bei­spiel, warum der Specht keine Kopf­schmer­zen bekommt, wenn er einen Baum bear­bei­tet, warum Fuchs und Kanin­chen teil­weise in einer Art Burg­frie­den zusam­men­le­ben oder warum das Eich­hörn­chen den Trend zur Zweit­woh­nung nutzt.

Zu die­sen inter­es­san­ten Fak­ten gesellt sich das soge­nannte Spe­zi­al­wis­sen. Hier wer­den oft direkte Ver­glei­che zum Men­schen gezo­gen. Im Ver­gleich zum Bunt­specht etwa, der eine bis zu vier Zen­ti­me­ter lange Zunge hat, müsste ein durch­schnitt­lich gro­ßer Mensch eine Zunge von 28 Zen­ti­me­tern haben. Doch damit nicht genug, denn ihr könnt noch mehr ent­de­cken. Ange­fügt ist ein expli­zi­ter Grö­ßen­ver­gleich zwi­schen allen im Buch vor­kom­men­den Tie­ren und dem Men­schen. Außer­dem las­sen sich lebens­große Fuß­ab­drü­cke der Tiere fin­den und somit natür­lich auch mit den eige­nen bes­tens vergleichen.

Wenn ihr euch also für die scheuen Wald­be­woh­ner inter­es­siert und vor einer Begeg­nung in freier Wild­bahn mit einem Bären ver­ständ­li­cher­weise zurück­schreckt, soll­tet ihr einen Blick in die­ses wun­der­volle Buch ris­kie­ren. Das ist weit­aus weni­ger gefähr­lich, macht genau so viel Spaß und die Erfolgs­quote einer Sich­tung steigt um hun­dert Pro­zent. Eine klare Emp­feh­lung für alle Sofa-Natur­for­scher. Für die gro­ßen, wie auch für die kleinen.

Lebens­groß: Tiere des Wal­des. Text: Hol­ger Haag. Illus­tra­tio­nen: Man­fred Rohr­beck. Cop­pen­rath. 2019. Ab 5 Jahren.

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