Bitte einsteigen! Die literarische Reise beginnt.

by Zeichensetzerin Alexa

Aaaaaach­tung! Bitte ein­stei­gen in den Bücher­stadt-Express! In weni­gen Minu­ten beginnt die Reise durch die bekann­tes­ten lite­ra­ri­schen Orte „von Wun­der­land bis Mit­tel­erde“ und wie­der zurück! Zei­chen­set­ze­rin Alexa hat den „Atlas lite­ra­ri­scher Orte“ ein­ge­packt und wird euch wäh­rend der Fahrt einige inter­es­sante Infor­ma­tio­nen geben. Der Bücher­stadt-Express wünscht allen Fahr­gäs­ten eine ange­nehme Fahrt.

Unser ers­ter Halt ist im Lon­don des Jah­res 1984. „Oh, 1984, schreck­li­ches Jahr! 366 Tage Dun­kel­heit, Mani­pu­la­tion, Hyper­vi­gi­lanz und poli­ti­sche Ver­fol­gung.“ (S. 8) Die Stadt ist zer­stört vom Krieg, die Fens­ter sind mit Papp­kar­tons ver­hängt, über­all kle­ben Flug­blät­ter. Kein schö­ner Anblick und sicher­lich auch kein beson­ders attrak­ti­ves Rei­se­ziel. Passt bloß auf, dass euch die Gedan­ken­po­li­zei nicht beim Den­ken erwischt – hier kön­nen Gedan­ken näm­lich zum Ver­bre­chen wer­den. Wir neh­men uns George Orwells War­nung zu Her­zen und ver­las­sen die­sen Ort bes­ser so schnell wie mög­lich wieder.

Next Stop: Won­kas Scho­ko­la­den­fa­brik. Wir haben Glück, denn Willy Wonka hat sich bereit erklärt, eine kleine Füh­rung durch die Scho­ko­la­den­fa­brik zu machen. Also: Herz­lich will­kom­men im Para­dies! Naschen ist selbst­ver­ständ­lich erlaubt, aller­dings soll­tet ihr beach­ten, dass einige Köst­lich­kei­ten unschöne Neben­wir­kun­gen aus­lö­sen kön­nen: Haar-Tof­fees kön­nen euch in bär­tige Wesen ver­wan­deln und vom magi­schen Kau­gummi färbt sich eure Haut blau – für immer ver­steht sich. Aber es gibt eini­ges, das ihr unbe­dingt pro­bie­ren soll­tet: Luft­bal­lon-Brause, die euch „in die Luft stei­gen lässt“ und Regen­bo­gen-Drops, „mit denen man in sechs ver­schie­de­nen Far­ben spu­cken kann“ (S. 27). Oh, schaut nur, da sind die Umpa-Lum­pas (Oompa-Loo­m­pas)! Sie sin­gen uns zum Abschied ein Lied! Wie schön.

Wir machen uns wie­der auf den Weg. Unsere Reise führt uns an die selt­sams­ten und fan­tas­tischs­ten Orte, die wir jemals besucht haben: In Nim­mer­land begeg­nen wir Peter Pan und sei­nen Freun­den. Gerade noch recht­zei­tig kom­men sie uns zu Hilfe, als Käpt‘n Hook und seine Pira­ten uns angrei­fen. Im unter­ir­di­schen Ver­steck kön­nen wir dann erst ein­mal zu Kräf­ten kom­men und uns gegen­sei­tig Geschich­ten erzäh­len. Wäh­rend­des­sen fliegt die Fee Tin­ker­bell ner­vös hin und her und beru­higt sich erst wie­der, als wir das Ver­steck verlassen.

Schließ­lich lan­den wir im Wun­der­land. Es war gar nicht so schwer, die­sen Ort zu fin­den. Wir muss­ten nur einem wei­ßen Kanin­chen mit roten Augen fol­gen – und schwupps sind wir bei Alice, dem ver­rück­ten Hut­ma­cher und der Grin­se­katze ange­kom­men. Nach einer Reise quer durchs Wun­der­land sit­zen wir einige Stun­den am Tisch und trin­ken Tee. Es gibt viel zu erzäh­len. Die Stun­den ver­ge­hen. Und die Tage ver­ge­hen. Und die Wochen vergehen …

Nun aber wei­ter! Auch wenn der Abschied schwer fällt, gibt es noch vie­les zu ent­de­cken. Der Bücher­stadt-Express bringt uns in den Nor­den, den Phil­ipp Pull­mann in sei­nem Werk „Der gol­dene Kom­pass“ beschrieb, dann nach Erd­see, Came­lot, Panem, Phan­tá­sien, Hog­warts, Nar­nia, ins Auen­land, zur Villa Kun­ter­bunt und noch an viele andere Orte! Wir begeg­nen auch dem klei­nen Prin­zen auf dem Aste­ro­iden B 612, unter­hal­ten uns über sehr inter­es­sante Dinge und bestau­nen seine Rose, die er lie­be­voll pflegt.

„Wuss­test du, dass der kleine Prinz hin und wie­der die Saha­ra­wüste bereist? Wenn du ihn dort gefun­den hast, nimm dir Zeit, um seine Fra­gen zu beant­wor­ten und sei­nen über­ra­schen­den Berich­ten über dei­nen eige­nen Pla­ne­ten zu lau­schen.“ (S. 55)

Unser letz­ter Halt ist … Zamo­nien! Moment, das ist ja gar nicht im „Atlas lite­ra­ri­scher Orte“ ver­zeich­net. Wie ist das mög­lich? Wurde Zamo­nien bis­her nicht aus­rei­chend erforscht? Das müs­sen wir ändern. Ein klei­ner Ver­merk wird uns daran erin­nern, dass wir die­sem Ort noch mehr Auf­merk­sam­keit wid­men sollten.

Auf dem Rück­weg ist es ruhig im Bücher­stadt-Express. Einige Fahr­gäste sind vor Erschöp­fung ein­ge­schla­fen, andere machen eif­rig Noti­zen und Skiz­zen und man sieht in ihren leuch­ten­den Augen: Das war mit Sicher­heit nicht ihre letzte Reise. Wer weiß, was in ihren Köp­fen vor­geht und wel­che Wel­ten gerade in ihrer Fan­ta­sie entstehen …

Zum Abschluss noch ein paar Worte zum Rei­se­füh­rer „Atlas lite­ra­ri­scher Orte“: Das Buch hat uns auf die­ser Reise sehr gehol­fen. Es hat uns nicht nur geschicht­li­che Hin­ter­gründe näher­ge­bracht, son­dern auch vor Gefah­ren gewarnt, Sehens­wür­dig­kei­ten emp­foh­len und – was beson­ders span­nend ist – Fak­ten und Spe­ku­la­tio­nen im Stil von „Schon gewusst?“ vermittelt.

Zu jedem Ort gibt es vier Sei­ten, von denen die zweite jeweils eine ganz­sei­tige Illus­tra­tion ist: eine Land- oder Stadt­karte, auf der die wich­tigs­ten Motive des Ortes dar­ge­stellt sind. Die Illus­tra­tio­nen sind sehr anspre­chend in weni­gen Far­ben (Weiß, Rot, Blau) und detail­reich gestal­tet. Auch der Rest des Buches beinhal­tet diese Far­ben: Über­schrif­ten und Fak­ten sind rot, der Rest des Tex­tes ist blau.

Wer die unter­schied­li­chen lite­ra­ri­schen Orte berei­sen möchte, sollte die­sen Atlas unbe­dingt mit­neh­men. Es sollte nur beach­tet wer­den, dass der Atlas nicht voll­stän­dig ist und somit nicht vor even­tu­el­len Gefah­ren war­nen kann. Im Falle eines neu ent­deck­ten Ortes wäre es daher hilf­reich – auch im Sinne der Sicher­heit aller Men­schen und ande­rer Wesen –, wenn Hin­weise an den Bücher­stadt Kurier wei­ter­ge­lei­tet wer­den könn­ten. Die­ser sieht sich in der Pflicht, alle Lese­rin­nen und Leser zu informieren.

Wir bedan­ken uns bei allen Fahr­gäs­ten, dass sie den Bücher­stadt-Express genutzt haben und wün­schen noch einen schö­nen Auf­ent­halt in Bücherstadt.

Atlas lite­ra­ri­scher Orte: Von Wun­der­land bis Mit­tel­erde. Chris F. Oli­ver. Illus­tra­tio­nen: Julio Fuen­tes. Aus dem Spa­ni­schen von Janika Krich­tel. Kne­se­beck. 2019. Bil­der: Knesebeck.

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1 comment

Kartografie der Literatur – Bücherstadt Kurier 23. August 2019 - 10:44

[…] // Wer noch mehr über lite­ra­ri­sche Orte erfah­ren möchte, kann auch einen Blick in den „Atlas lite­ra­ri­scher Orte“ […]

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