Bücher sammeln oder schreiben?

by Bücherstadt Kurier

Für Bücher gehen man­che Men­schen über­all hin. Und man­che ver­ges­sen dabei auch das Gesetz. Stoff für einen Krimi gibt das alle­mal. „Roman­ti­sche Lie­der und eine Lei­che“ ist genau das: ein Bücher-Krimi. Zei­len­schwim­me­rin Ronja hat ihn gele­sen und dabei ein paar Dinge vermisst.

Ein Buch­händ­ler fin­det in sei­nem Anti­qua­riat eine Lei­che. Doch als die Poli­zei bei ihm ankommt, ist die Lei­che ver­schwun­den. Und mit ihr ein wert­vol­les Buch. Kurz dar­auf pas­siert das Glei­che in einem ande­ren Ort. Schließ­lich wird auch noch eine Bücher­samm­le­rin tot in ihrer Woh­nung auf­ge­fun­den. Bücher schei­nen das durch­ge­hende Motiv in die­sen Fäl­len zu sein und die Ermitt­ler sind sich sicher, dass alle Ver­bre­chen vom sel­ben Täter began­gen wurden.

Romantische Lieder und eine LeicheEin Krimi aus der Bücher­welt. Unter den Ver­däch­ti­gen sind zahl­rei­che Buch­händ­ler, Buch­lieb­ha­ber, Samm­ler und auch sol­che, die man schon als Biblio­ma­nen bezeich­nen muss. Dass manch einer für bestimmte Bücher auch das Gesetz ver­let­zen würde, wird mehr als deut­lich. Die Bücher­welt ein­mal aus einem ande­ren Blick­win­kel – einem, der die schat­ti­gen Sei­ten beleuch­tet – zu betrach­ten, ist inter­es­sant. Es ist ganz deut­lich, dass der Autor sich in dem Milieu von Samm­lern und Anti­qua­ria­ten gut aus­kennt. Kein Wun­der, schließ­lich hat er sich als Mit­her­aus­ge­ber eines Sach­bu­ches über das Sam­meln von Büchern selbst als Samm­ler zu erken­nen gege­ben. Nun folgt also nach einem Sach­buch ein Krimi. Geht das gut?

Lei­der nicht ganz. Klaus Walt­hers Spra­che, wel­che zu einem Sach­buch über das Bücher­sam­meln wun­der­bar passt, wirkt in die­sem Krimi dage­gen etwas gestelzt. Das fällt ins­be­son­dere in den Dia­lo­gen auf, die für rea­lis­ti­sche wört­li­che Rede zu kor­rekt und kon­stru­iert geschrie­ben sind. Dane­ben fin­den sich hin und wie­der auch aus­ge­fal­lene Worte, mit denen Namen und Wie­der­ho­lun­gen ver­mie­den wer­den sol­len. So wird zum Bei­spiel aus der Fri­seu­rin die „Haar­künst­le­rin“. Es ist eine Stil­frage, um die es hier geht. Ob es gefällt oder nicht, muss wohl jeder für sich selbst ent­schei­den, mir erschei­nen sol­che umschrei­ben­den Worte meist eher überflüssig.

Vor­sicht, Andeu­tung auf die Lösung des Falls!

Auch inhalt­lich besitzt der Kri­mi­nal­ro­man ein paar Schwä­chen. In der Kürze liegt die Würze heißt es, und auf 150 Sei­ten kann eine Menge pas­sie­ren. Zwar habe ich etwas übrig für unblu­tige Kri­mi­nal­ro­mane, in denen es zumin­dest halb­wegs gesit­tet zugeht, doch in „Roman­ti­sche Lie­der und eine Lei­che“ fehlt selbst mir die Span­nung. Die Ermitt­ler befra­gen immer wie­der die­sel­ben Leute und fin­den dabei kaum etwas Neues her­aus. Den Mör­der ent­de­cken sie jeden­falls erst auf den letz­ten zwan­zig Sei­ten: Ein Ver­däch­ti­ger, der zuvor keine Bedeu­tung hatte und nicht ein­mal befragt wurde. Sehr frus­trie­rend für die­je­ni­gen, die mit raten wollen.

Gefahr vor­über.

Zuletzt muss ich auch ein wenig Kri­tik an der Gestal­tung des Buches üben. Äußer­lich erin­nert es mehr an ein fach­wis­sen­schaft­li­ches Werk aus einer Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek, eine Abhand­lung über Tote in Gedich­ten und Lie­dern aus der Roman­tik viel­leicht. Auch der Text­satz wirkt mehr wie der eines Fach­buchs. Die Absätze sind oft sehr lang und es fin­den sich kaum Zei­len­um­brü­che, sodass die Sei­ten sehr voll sind. Gerade bei Dia­lo­gen fällt dies ins Gewicht, da die Äuße­run­gen ver­schie­de­ner Figu­ren nicht sofort als sol­che zu erken­nen sind. Zum Lesen wäre ein etwas luf­ti­ge­rer Text­satz angenehmer.

„Roman­ti­sche Lie­der und eine Lei­che“ lässt sich zwar recht flüs­sig lesen, ver­liert jedoch durch die eher gemäch­li­che Sprach­wahl und den feh­len­den Span­nungs­auf­bau deut­lich an Krimipotenzial.

Roman­ti­sche Lie­der und eine Lei­che. Klaus Walt­her. Mironde Ver­lag. 2015.

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